380-kV

Kampf um neue Vogelschutz-Gebiete

Salzburg
29.01.2018 09:16

Salzburgs Landtag will diese Woche beraten, ob nach jahrelangem Streit rund um den Nockstein nicht doch ein Natura-2000-Gebiet kommen soll. Die Vogelschutzorganisation "Bird Life" hatte das bereits 2013 gefordert. Für sie gibt es viele zusätzliche Tabugebiete, wo eine 380-kV-Starkstromleitung nichts verloren hat.

Seit die Salzburger Landesregierung im Dezember 2015 auch mit den Stimmen der Grünen die 380-kV-Freileitung durch das Bundesland genehmigt hat, herrscht Empörung und Enttäuschung bei den betroffenen Anrainer und bei den Umweltschützern.

Wie schlimm es um den Schutz von Flora und Fauna in unserem Land bestellt ist, deckte im November eine Kommission der EU auf, die in Wien einen 161 Seiten starken Forderungskatalog präsentierte: Nur in der Slowakei und Zypern stehe es um Schutzgebiete noch schlechter, Österreich ist im Europa-Ranking auf dem drittletzten (23.) Platz.

Schon 2013 stellte "Bird Life" fest:
Nicht nur am Nockstein ist eine Stromleitung unmöglich

Und jetzt soll auch noch eine 380-kV-Freileitung - 113 Kilometer lang, mit einer 70 Meter breiten Schneise und mit 451 Masten - eine Spur der Verwüstung durchs Land ziehen!

"Fachlich", so sieht es Rechtsanwalt Dr. Adolf Concin, der die Gemeinden Koppl und Eugendorf vertritt, "müsste dem Land schon längst klar sein, dass es hier zu schweren Versäumnissen gekommen ist."

So hat die Vogelschutz-Organisation "Bird Life" im Verfahren bereits 2013 festgestellt: Es gibt 15 völlige Tabuzonen, die durch eine Freileitung nicht gefährdet werden dürfen.

Fünfzehn Landschaftsteile seien eine "Tabuzone"

Das sind der Bereich Gaisberg-Klausberg, Schwarzkogel, Hirschkogel, Höllngraben-Jägerköpfl, weiters der Bereich Vorderkeil-Kammererköpfl, der Palfnerkogel, Schleichkogel-Hochglockner sowie die Hollereggwand. Ebenfalls tabu aus der Sicht der Vogelwelt sind das Schwarzenbachtal, Gschwandtnerberg, Lärchanger, Danklköpfl-Pichlkampen. Dazu noch Rettenbachkopf-Hahneck, Gründeck-Aschegg und Tiefentalkögerl-Blümeck.

Zum Nockstein heißt es bei "Bird Life": Die derzeitige Trassenplanung der APG wird abgelehnt und eine Erdverkabelung gefordert. Dazu listen die Vogelschutz-Experten weitere hochsensible Gebiete auf (unter anderem Imlauer und Mühlbacher Mittelgebirge, Osterhorngruppe , Fuscher Tal).

Beim Nockstein hatte Gutachter Dr. Armin Landmann bereits im UVP-Verfahren 2013 ein brisantes Papier vorgelegt: Alleine 110 gefährdete Vogelarten gibt es im Nockstein-Gebiet!

Bis zur Rüge durch die EU wegen der fehlenden Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete hatte das Land Salzburg aber nicht reagiert.

Vielleicht deshalb, weil die Verbund-Rechtsanwälte Onz, Kraemmer und Hüttler bei der grünen Landeshauptmann-Stellverteterin interveniert hatten: Beim Landmann-Gutachten handle es sich um einen fachlich nicht haltbaren und durchsichtigen Versuch, ein Vogelschutzgebiet herbeizureden. Und wörtlich heißt es weiter: "Es darf daher neuerlich ersucht werden, Überlegungen zur Unterschutzstellung des Nocksteins mit dem Ziel der Erschwerung, Verzögerung oder gar Verhinderung der 380-kV-Salzburgleitung zu unterlassen."

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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