Baukunst und Wein

Burgund vom Feinsten erleben

Reisen & Urlaub
17.12.2017 08:15

In den einen oder anderen Weinkeller sollte der Besucher sich unbedingt begeben. Aber die Liebhaber vor allem romanischer Baukunst kommen im Herzen Frankreichs auf ihre Kosten wie sonst nirgendwo.

Schon von Weitem ist sie zu sehen. Hoch oben thront die Basilika Sainte-Madeleine auf dem Hügel des verschlafenen kleinen Dorfes Vézelay. Zu seiner Blütezeit hatte der Ort in der Region Burgund 10.000 Einwohner und wurde im gleichen Atemzug mit Rom und Jerusalem genannt. Das war vor über 600 Jahren, heute wird er vornehmlich von Pilgern des Jakobsweges und von Liebhabern romanischer Baukunst besucht. Das Ziel aller: die Basilika, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört und einer der bedeutendsten Sakralbauten des frühen Mittelalters ist.

Und zu dieser Zeit wurde hier auch Geschichte geschrieben: "So gürtet euch mannhaft und ergreift die glücklichen Waffen im Eifer für Christi Namen!" Mit diesen Worten rief der heilige Bernhard von Clairvaux 1146 zum Kreuzzug auf. 1190 versammelten Philipp II. und Richard Löwenherz ihre Heere in Vézelay, um ins Heilige Land aufzubrechen. Das ist lange her, heute leben gerade einmal 500 Bewohner in den alten Steinhäusern zwischen den engen Gassen in dem Dorf, indem der heilige Franz von Assisi einst ein Kloster gründete - sein erstes in Frankreich. Der Reiz des Mittelalters ist aber geblieben, und das Städtchen im Naturschutzgebiet Morvan darf sich mit Recht "un des plus beaux villages de France" nennen - eines der schönsten Dörfer Frankreichs.

Erst von innen zeigt die Basilika ihren echten Charme. Das Hauptschiff ist vom romanischen Stil geprägt und das Querschiff im lichteren Stil der Frühgotik erbaut. Das verleiht ihr eine einzigartige architektonische Note. Die Besonderheit sei eigentlich die raffinierte Lichtgestaltung, macht uns Schwester Colombe von der Monastischen Gemeinschaft von Jerusalem aufmerksam. Und vor allem die Türbögen und Kapitelle mit steinernen Figuren, Pflanzen und Tieren erzählen biblische Geschichten und Anekdoten. Damals konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben, aber die "Zeichensprache" der Baukunst war auch ihnen verständlich.

Die Basilika gehört zu den meistbesuchten Gotteshäusern Frankreichs, zur Hauptsaison wandern täglich Tausende Pilger und Touristen über die steile Straße hinauf zu ihr. Früh aufstehen lohnt sich daher, auch wenn die kleinen Souvenirgeschäfte, Kunstgalerien und die Restaurants rechts und links der Straße noch nicht offen haben.

Im Burgund trifft mittelalterliche Geschichte mit Kirchen, Klöstern und Kathedralen auf herausragende Weine. Und zu einem guten Wein gehört auch ein ebenso gutes Essen. Und das zelebrieren die Burgunder gerne und ausgiebig. Kein Wunder, dass keine andere Region Frankreichs auf so viele Spitzenköche verweisen kann.

Bresse-Hühner, Charolais-Rinder oder Weinbergschnecken stehen auf jeder Speisekarte. Und auch bei der Zubereitung, wie dem Buf bourguignon bis zum Coq au vin wird mit dem Saft der tiefroten Trauben gekocht.

Im Burgund überzeugt nicht nur die Vielfalt an Käse, auch der Preis ist moderat. Aber schließlich ist für die Franzosen der Käse so was wie ein Grundrecht. Und dieses steht allen zu - auch den Touristen, die sich in den Käsegeschäften die kulinarischen Mitbringsel luftdicht verpacken lassen können. Genauso wie Senf gerne mitgenommen wird. Aber nicht irgendeiner - natürlich der aus Dijon.

Typisch für diesen Senf ist, dass er nach einem während des achtzehnten Jahrhunderts hier erfundenen Rezept aus Braunem Senf oder aus Schwarzem Senf hergestellt wird, wobei die Senfkörner nicht entölt werden, und statt Essig wird zur Herstellung der Saft unreifer Trauben verwendet. Aber nur wegen dieser französischen Spezialität sollten Sie nicht nach Dijon kommen. Seit dem Mittelalter ist Dijon stolze Hauptstadt der Region Burgund. Den Herzögen von damals hat die Stadt auch die wunderschöne Architektur mit Patrizierhäusern und Fachwerkhäusern zu verdanken. Mittelpunkt ist der Herzogpalast, auf der Place de la Libération. Den schuf Architekt Jules Hardouin-Mansart, der sich auch schon in Versailles verewigte. Heute beherbergt das Palais das Rathaus und das Museum der bildenden Künste.

Wer in die oftmals jahrhundertealten Keller Burgunds mit ihren unterirdischen Gängen hinabsteigt, findet Weine von Weltruhm. Der Rebbau hier lässt sich bis auf die Kelten zurückverfolgen. Die Römer bauten die Weinproduktion weiter aus. Aber auch die Klöster und Mönche haben zur Entwicklung der Weine beigetragen.

Qualität und nicht Quantität zählt im Burgund. Im eher kleinen Weinbaugebiet, das zwischen Dijon und Mâcon verläuft, begegnen einem auch einige der wirklich großen Namen wie Gevrey-Chambertin oder Pommard. Die Betriebe, mit meist nur wenigen Hektar Anbaufläche, werden schon seit Generationen von derselben Familie geführt und arbeiten mit sehr traditionellen Kellertechniken. Das System der Herkunftsbezeichnungen für französische Weine, die Appellation d’Origine Contrôlée, ist für Wein-Laien allerdings etwas schwer zu durchschauen. Die hochwertigsten und teuersten Lagen tragen die Bezeichnung Grand Cru, danach folgen die Premiers Crus. Weinliebhabern versprechen die Keller im Burgund und ihre sorgsam gelagerten, mit einer dicken Staubschicht überzogenen Flaschen vinophile Genüsse. Für die sie aber tief ins Börserl greifen müssen - finden sich doch die edlen Tropfen regelmäßig auf der Liste der teuersten Weine der Welt.

Diana Krulei, Kronen Zeitung

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