"Von oben herab"

Heiße Debatte rund um die neuen Herbstferien

Österreich
14.12.2017 17:53

Nach dem Aus für das generelle Rauchverbot in der Gastronomie sorgt Türkis-Blau mit dem nächsten Vorstoß für Aufregung. Für die einen ein längst notwendiger Schritt, werden die Herbstferien von anderer Seite kritisiert.

Allein bei dem Begriff "Ferien" brechen die allermeisten Schüler fast reflexartig in Jubel aus, die Eltern und Lehrer sind da schon ein wenig skeptischer.

Worum geht's? Die Regierung in spe will österreichweit eine Woche Herbstferien einführen. Ob dafür die fünf schulautonomen Tage verwendet werden oder eine Woche der Sommerferien gekappt wird, ist offen. Vor allem die scheidende Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) bricht für die Herbstferien eine Lanze: "Untersuchungen zeigen, dass Schüler mehr als 40 Stunden in der Woche für die Schule arbeiten. Die Zeit zwischen Sommer- und Weihnachtsferien ist belastend." Ähnlich argumentiert auch Bundesschulsprecher Harald Zierfuß.

Lehrervertreter: "Von oben herab geregelt"
Ein Blick in den Kalender für 2018 verrät: Sollten die Herbstferien kommen, hätten die Schüler eigentlich nur drei Tage länger frei. Herbert Weiß, Vorsitzender der AHS-Lehrer, versteht nicht, warum bei diesem sensiblen Thema alles "von oben herab" geregelt wird. "Das ist der alte Stil. Wozu gibt es die Schulautonomie noch?", so der Grazer. Und: Die quasi ferienlose Zeit bis Weihnachten wäre ideal, um den Stoff voranzubringen.

Auch die bisherige Sommerpause sei perfekt: "Ältere Schüler können Ferienjobs machen, es bleibt genug Zeit für Erholung und die Vorbereitung auf Wiederholungsprüfungen." Was sagen Eltern und weitere Experten? Die "Krone" fragte nach.

"Wir haben uns zwei Jahre mit der Thematik beschäftigt. Weil Schulen ihre autonomen Tage oft unterschiedlich ansetzen, können Eltern von mehreren Kindern in Zukunft besser planen," so Familienministerin Karmasin. Milos Lietavec aus Salzburg, 43-jähriger Koch und Vater, findet die Ferien im Sommer zu lange: "Ich bin für eine Verkürzung der Sommerferien. Familien könnten im Herbst eine Woche gemeinsam Urlaub machen. Die Ferien sind ohnehin viel zu lang, nicht nur uns, auch unseren zwei Kindern!"

Bundesschulsprecher: "Herbstferien können sinnvoll sein"
"Herbstferien können durchaus sinnvoll sein. Statt die schulautonomen Tage würde ich eine Woche Sommerferien streichen. Für den Erholungswert ist es egal, ob man acht oder neun Wochen freihat", findet der Bundesschulsprecher Zierfuß.

Gernot Schreyer, Präsident des Bundeselternverbandes, steht den geplanten Herbstferien skeptisch gegenüber: "Ich kann den neuen politischen Stil nicht erkennen, wenn solche Entscheidungen ohne Schulpartner getroffen werden. Die Eltern stehen Herbstferien kritisch gegenüber - Stichwort: Betreuung."

"Schüler müssen in den sauren Apfel beißen"
Herbert Weiß, Vorsitzender der AHS-Lehrer, findet, dass sich der Bund nicht einmischen sollte: "Nur weil sich die Wirtschaft seit Jahren Herbstferien wünscht, müssen die Schüler in den sauren Apfel beißen. Freie Tage im Herbst zu regeln ist ganz klar Sache der Schulautonomie und keine Angelegenheit für den Bund!"

"Über die Herbstferien sollten die Betroffenen selbst entscheiden. Ich habe den Vertretern mehrmals angeboten, gemeinsam eine Lösung zu überlegen. Die Schulpartner haben im Mai dagegen entschieden", so Noch-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ).

Leserstimmen: "Ich fände kürzere Ferien okay"
Auch im krone.at-Forum sorgen die neu geordneten Ferien für Diskussionen: krone.at-Leserin Lynna steht zusammen mit vielen anderen Usern den neuen Regelungen von Türkis-Blau in Sachen Schulferien positiv gegenüber: "Finde ich gut, diese Regelung, bin auch noch für eine Kürzung der Sommerferien! Früher hatte man sogar noch am Samstag Schule, was keinem geschadet hat. Weiter so, Herr Kurz und Herr Strache, und viel Glück und Erfolg für die Zukunft."

Vielen sind die Ferien nicht nur zu lange, sie sehen vor allem das Nichtstun in den langen Sommermonaten als kontraproduktiv an. User ronstadt formuliert gar sarkastisch: "Was regen sich die Eltern und Alleinerziehenden auf? Die Kinder sitzen in der Freizeit doch eh 18 Stunden vor dem PC oder Handy. Denen fällt es gar nicht auf, dass die Eltern in der Arbeit sind (solange der Kühlschrank gut gefüllt ist)."

Kinderbetreuung als wichtiges Thema
Trotz vieler Befürworter stehen insbesondere Eltern dem Vorstoß kritisch gegenüber. Die Kinderbetreuung ist hier ein wichtiges Thema. User elibada spricht das Problem vieler Familien konkret an: "Leichter wird's dadurch auch nicht für die Eltern wegen der Kinderbetreuung! Wenn jeder Elternteil seinen Urlaub getrennt nimmt, geht ein Urlaubsteil für 4 Wochen Sommerurlaub + Herbstferien und der andere Urlaub für die restlichen 4 Wochen Sommerurlaub + Semesterferien drauf. Bleiben die Weihnachtsferien und sie können jahrelang nicht gemeinsam Urlaub machen, eheförderlich ist das gerade nicht!"

"Freien Tage der Lehrer kürzen …"
Im Zuge der vielen Kommentare stehen bei vielen krone.at-Lesern auch die Lehrer wieder im Mittelpunkt. gladiator fordert hier unter anderem mehr Unterstützung und meint: "Gott sei Dank habe ich kein schulpflichtiges Kind mehr. 4 Wochen Urlaub stehen insgesamt ca. 3 Monate Ferien gegenüber, wo man das Kind unterbringen muss. Eine zeitgemäße, längst überfällige Veränderung wäre gewesen: Lehrer ebenfalls 4 Wochen Urlaub, restliche Zeit sollen sie für die Betreuung der Kinder zur Verfügung stehen. Keine Berufsgruppe hat so viel frei wie die Lehrer!" Dem schließt sich Steirerbub sogleich an: "Man sollte lieber endlich die freien Tage der Lehrer kürzen und dafür sorgen, dass auch in den Sommerferien eine schulische Betreuung vorhanden ist. Viele Schüler sind ohnehin sehr schlecht in der Schule und die vielen und langen Ferien sind dabei bestimmt nicht hilfreich!!"

"Keine anderen Sorgen?"
Ein kleinerer Teil unserer Community steht den zukünftigen Regierungsplänen gelassen gegenüber. "Haben wir keine anderen Sorgen in Österreich?", schreibt schluckmaus und findet in User stoffl einen Gleichgesinnten: "Sind das wirklich die großen Probleme unserer Zeit, Rauchverbot, Schulnoten und Ferien? Ich denke nicht."

Kronen Zeitung

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