Karibik-Traum

Samaná: Zeitreise unter Kokospalmen

Reisen & Urlaub
27.11.2017 10:58

Schon Kolumbus staunte hier: Die Halbinsel Samaná in der Dominikanischen Republik ist ursprünglich geblieben.

Scheinbar endlose Palmenwälder. Mangroven, die zwischen spitzen Felsen mystisch wirken. Pelikane. Fregattvögel. Reiher. Im Nationalpark Los Haitises (übersetzt Hohe Berge) in der Dominikanischen Republik ist der Karibik-Traum noch nicht zerstört.

Moderne Entdecker steigen gern bei Manolo von Marina Tours aufs Boot: "Seht ihr diesen kleinen Felsen? Das ist der Kindergarten", erzählt er, wie Pelikane im Naturparadies ihre Babys aufziehen. Dazwischen kreisen auch Fregattvögel. "Dort ist gerade Hochzeit", zeigt Manolo, dass die Männchen mit feuerroten Kehlsäcken balzen. 110 Vogelarten leben in dieser zerklüfteten Welt. Fliegende Fische hüpfen auf dem spiegelglatten Wasser. Wer Glück hat, sieht Delfine. Und im Frühjahr kommen immer Tausende Buckelwale vom hohen Norden Kanadas ins seichte warme Wasser der Bucht von Samaná. Die jungen Wale springen oft übermütig aus dem Wasser. Beobachter auf den kleinen Whale-Watching-Booten hinterlassen sie garantiert sprachlos. "Sie kommen im Winter, wie die Touristen", lacht der Bootsführer.

Erkundungstouren in die Nationalpark-Höhlen führen in längst vergangene Zeiten: Indianer vom Stamm der Taíno sollen hier Inschriften hinterlassen haben: Medizin-Götter, Tanz-Figuren. Schon damals gehörte das Tanzen zur karibischen Lebensfreude. Erst die Spanier brachten den katholischen Glauben. Fischer malten Zeichnungen dazu, erzählt Manolo. Sogar Piraten sollen hier einmal gehaust haben. Heute kreisen die Fledermäuse. Sogar die Reste einer Eisenbahn gibt es noch. Die Amerikaner bauten sie einst für den Zuckerrohr-Transport. Die küstennahen Unterwasserhöhlen sind auch ein wahres Paradies für Taucher.

Kein Wunder, dass schon Christoph Kolumbus staunte, als er hier auf Land traf. Er gründete 1496 in der Dominikanischen Republik die erste Hauptstadt der Neuen Welt mit Namen Santo Domingo (im Süden der Insel), weil es ein "heiliger Sonntag" war. Kolonial-Bauten finden sich dort, die Struktur auf der Halbinsel Samaná im Nordosten der Insel ist ländlich. Die Menschen sind an der Küste dunkelhäutig. Irgendwie hat man den Eindruck, dass die Zeit hier stehen geblieben ist. "179 Dörfer gibt es in Samaná", erzählt Pedro am Weg zum berühmten, 50 Meter hohen Wasserfall El Limón bei Las Terrenas. Auch er hat Afrikaner und Spanier in seinem Stammbaum. Ein buntes Volk, schrill, lebenslustig, aber großteils arm. Die meisten leben von der Landwirtschaft und vom Fischfang.

Auf den Plantagen wachsen Bananen, Kokosnüsse, Noni (riecht nach ranzigem Käse), Maniok, Kakao oder auch Wasseräpfel mit ihren leuchtenden Blüten (Bild). Bunte Hütten säumen die Straßen - auffällig oft sind die Fenster mit kunstvollem Gitter gesichert. Laute Musik an jeder Ecke gehört genauso dazu wie der süßliche Duft von Zigarren. Roel Vosters, ein Belgier, hat mit seiner dominikanischen Frau die Zigarrenmarke Las Ballenas aufgebaut. Er erklärt, wie die ledrigen Tabakblätter gedreht, geschnitten und gepresst werden. Zwei Sorten werden angeboten, erzählt Vosters. Dominikanischer und kubanischer Tabak. Aus Kuba flüchteten viele Tabaqueros vor dem Kommunismus hierher. Bis zu 250 Zigarren und Zigarillos pro Tag produziert die kleine Fabrik. Auf der ganzen Insel sind es 350 Millionen im Jahr.

In der Dominikanischen Republik räkeln sich längst nicht nur die Club-Urlauber in der Sonne. Reisende müssen zur Halbinsel Samaná aber nach dem langen Flug aus Europa eine längere Anfahrt in Kauf nehmen als in den großen Touristenzentren im Süden. Weil die Wege zu den großen Flughäfen weit sind, blieb das karibische Leben hier ursprünglicher. Der neue, internationale Flughafen Samaná-El Catey soll den Tourismus ankurbeln.

Paradiesisch ist die Küste: Nur die Körnung des Sandes unterscheidet die Strände voneinander. Einmal weich wie Puderzucker, einmal mehr Muschelabrieb. Der Playa Rincon, eine langgezogene Sichel, zählt immer noch zu den Geheimtipps für Sonnenanbeter.

Wenn sich Schweißperlen am Dekolletee sammeln, ist es Zeit für einen karibischen Cocktail. Auf der Insel Cayo Levantado wurde ein legendärer Bacardi-Spot gedreht. Heute thront hier das Luxus-Haus Bahia Principe. Und auf den restlichen Platz drängen sich Souvenir-Läden, Sonnenliegen und Lokale.

Piña Colada oder Coco Loco aus der frischen Kokosnuss schmecken auch auf den Hotel-Stränden - ein Paradies reiht sich an das nächste. Die Hurrikans Irma und Maria haben zum Glück nicht viel zerstört: Nur geköpfte Palmen erinnern daran, dass die Natur hier auch gnadenlos sein kann. "Irma was here", zeigt der Hoteldirektor des Grand Paradise in Las Galleras die letzten Spuren im Garten. Die weitläufige Anlage bietet von Suiten bis zu Bungalows verschiedene Kategorien und Angebote. Neben Palmen beginnen auch die ersten Weihnachtsbäume zu "wachsen": Eine Tradition, die die Spanier in die Karibik brachten, aber in der schwülen Hitze nur mit Plastikbäumchen existieren kann. Die Touristen freut es: Europäer, aber auch viele Amerikaner und Kanadier flüchten vor der Kälte hierher.

Wer nach Erinnerungen an den Traum-Urlaub sucht, findet sie in türkiser Farbe: Schmuck aus Larimar, ein Edelstein, der nur auf der Insel vorkommt und nach der Tochter des Entdeckers - Larissa - benannt wurde. Die Farbe erinnert an die unendlichen Weiten des karibischen Meeres.

Oder ein Schluck "Mamajuana" zum Abschied. Medizin und Allheilmittel für die Dominikaner. Eine Mischung aus Rotwein, Rum und Honig, eingelegt mit 20 verschiedenen Wurzeln. Das nächste Fernweh wird es bei Heimkehrern aber wohl nicht heilen.

Sabine Salzmann, Kronen Zeitung

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