Perchten ohne Masken

Protestmarsch: "Wir sind keine Verbrecher"

Österreich
25.11.2017 10:53

Schon im Vorfeld des großen Perchtenlaufes am Samstag war in Klagenfurt der Teufel los: Knapp 100 Krampusse zogen am Freitag durch die City-Arkaden und die Innenstadt, um auf das Brauchtum aufmerksam zu machen. Die Botschaft: "Wir sind auch nur Menschen und keine Verbrecher!" Auch in Schulen wird derzeit intensiv über das Thema Krampus diskutiert. "Die Kinder sind total aufgezwirbelt und unruhig", mahnt eine Volksschullehrerin. Ein Kärntner Psychologe erklärt, wie man damit am besten umgeht.

Da staunten viele Passanten nicht schlecht, als am Freitagabend plötzlich lautes Glockengeläut durch die Klagenfurter Innenstadt hallte. Nein, der Krampuslauf hatte nicht um einen Tag früher begonnen. Es waren knapp 100 Krampusse, die sich getroffen hatten, um - ohne Maske - Werbung für das Brauchtum zu machen und viele Kinderhände zu schütteln. "Wir wollen zeigen, dass Menschen hinter den Masken stecken, die das Brauchtum von Herzen leben und keine Verbrecher sind", sagt Organisator Michael Kitz, Obmann der Brückler Bergteufel.

"Schwarze Schafe gibt es überall"
Anlass waren die Vorfälle der vergangenen Tage bei Krampus- und Perchtenläufen in Kärnten, die mehrere Verletzte forderten. Kitz: "Es ist das eine oder andere passiert - schwarze Schafe gibt es leider überall -, es geht aber nicht immer von Krampussen aus, sondern auch von Zusehern."

Dass die Teilnehmer mit abgenommenen Masken durch die Stadt marschierten, sei auch gut so, sagt Markus Tilli vom Stadtpolizeikommando Klagenfurt: "Da sie nicht im Rahmen einer Brauchtumsveranstaltung unterwegs sind, würde in diesem Fall das Verhüllungsverbot gelten."

"Kinder sind verängstigt"
Auch in vielen Schulen scheinen die Krampusse derzeit das Topthema zu sein. "Wir merken es im Unterricht: Die Kinder sind verängstigt und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie sitzen total unkonzentriert im Klassenzimmer und beginnen auch schon, Krampusse zu zeichnen, um das Ganze zu verarbeiten", erzählt die Lehrerin einer Villacher Volksschule.

Psychologe: "Weniger Gefahr als in Brutalo-Filmen"
Der Kärntner Psychologe Kurt Kurnig will das Brauchtum dennoch nicht verteufeln: "Der Krampus repräsentiert den Zorn und das Laute - und das hat durchaus einen Wert, denn der Zorn und die Trauer gehören genauso zu unserem Leben wie die Freude. Solange alles im Rahmen bleibt, sehe ich darin weit weniger Gefahren als in den Brutalo-Filmen, die in manchen Sendern laufen."

Nicht ratsam sei es allerdings, den Krampus als "Erziehungsmittel" einzusetzen und damit zu drohen, dass er das Kind zu Hause besuchen werde. Kurnig: "Das ist Schwachsinn! Man darf das Kind auf keinen Fall überfordern."

Kronen Zeitung/krone.at

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