Düsteres Brauchtum

Das bunte Treiben der fürchterlichen Fratzen

Österreich
19.11.2017 06:00

Dunkle und hässliche Gestalten, die sogenannten Perchten, ziehen derzeit in Österreich die Aufmerksamkeit auf sich. Die "Krone" erklärt, warum es diesen Brauch gibt.

Der Blick reicht ganz weit zurück: "Perchta" oder "Frau Percht" galt im Mittelalter und auch davor als Frauengestalt, die - halb Mensch, halb Gottheit - besonders in den Raunächten des neuen Jahres die Sauberkeit der Häuser überprüfte und faule Mägde und Knechte strafte. "Dem Volksglauben nach zog sie als Anführerin der Schar ungetauft verstorbener Kinder durch die Lüfte", weiß Volkskundler Roland Girtler.

"Hinter der Maske fallen leider die Hemmungen"
Es geht bei diesem Brauch um einen ernsten Hintergrund - dennoch kommt es immer wieder zu Eskalationen. In Kärnten geriet eine Veranstaltung kürzlich außer Kontrolle und endete sogar blutig. Die Erklärung der Psychologen: "Hinter der Maske fallen häufig die letzten Hemmungen. Da spielt auch Alkohol oft eine sehr große Rolle."

So wie sich alle Bräuche weiterentwickeln und abwandeln, ist die Tradition der Perchten vor allem in den vergangenen 20 Jahren immer mehr gewachsen. Gruppen, auch Passen genannt, schossen wie Pilze aus dem Boden. In Salzburg etwa kennt man die "Schiach-Perchten", die in Teufelsgestalt die letzte Raunacht vor dem Dreikönigstag bereichern wollen.

Ehrsame Gruppen verzichten auf Ruten
Unter die "Schön-Perchten" fallen laut Volkskundler Girtler die Raunachtsfiguren wie das Nikolospiel in der Steiermark, das Innviertler Raunachtssingen in Oberösterreich oder auch die Glöcklerläufe, die als Fruchtbarkeitssymbole und Lichtbringer gelten.

Warum wurden Perchten-Läufe so beliebt und wanderten vom Jänner bis weit in die Vorweihnachtszeit? Sicher ist, dass sich der Perchten-Lauf aus der Krampus-Tradition entwickelt hat. Dieser bestraft bekanntlich schlimme Kinder - und so tragen die heutigen Perchten eine Peitsche oder einen Rossschweif als Rute mit sich. Perchten-Gruppen mit einem ehrsamen Leitspruch verzichten aber gänzlich auf Peitschen - bei Umzügen leider viel zu selten …

Sabine Kronberger, Kronen Zeitung

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