UNESCO-Kulturgut

Marionettentheater ist in finanzieller Gefahr!

Salzburg
10.11.2017 18:16

Als sichtbares Zeichen der Verbundenheit und der Unterstützung hat die "Krone" am Freitag der Chefin des Marionettentheaters die "Goldene Krone" überreicht. Am Vorabend hatte Dr. Barbara Heuberger die UNESCO-Auszeichnung "Kulturerbe" erhalten. Doch die Salzburger Institution ist in finanzieller Gefahr.

Es sei eine schöne Zeremonie gewesen im Palais der Sängerknaben im Wiener Augarten, schildert uns die gelernte Biologin Barbara Heuberger. Maria Walcher von der Kulturorganisation der Vereinten Nationen überreichte die Auszeichnung für das seit 1913 bestehende Salzburger Marionettentheater. In der Begründung wurde auf die besondere Form des Spiels hingewiesen, auf die an speziellen Kreuzen hängenden Figuren und die Verstärkung der Illusion durch verschiedene Ebenen.

Dr. Heuberger (sie forschte über "Die Entwicklung der Milchdrüse bei der Maus") freute sich und fuhr doch auch voll mit Sorgen im Gepäck wieder heim nach Salzburg. Denn: "Wenn das finanziell so weitergeht, dann gibt es uns in einem Jahr nicht mehr."

Vor 18 Jahren hat Sebastian Schuchter ihr die Bitte vorgetragen, sich doch der Puppenfiguren anzunehmen und es war "Liebe im ersten Augenblick."

Die "Zauberflöte" und "Sound of Music" sowie der "Nussknacker" sind die "Renner", mit den Festspielen gemeinsam wurde "Bastien" von Mozart aufgeführt und das Publikum war begeistert von den riesigen Menschen auf der Bühne, die mit den kleinen Puppen an den Schnüren die Oper zu einem großen Erfolg werden ließen.

Auch das benachbarte Landestheater mietet den wunderbaren Saal neben dem Mozarteum, das Bernhard-Drama vom irren Heinrich-Himmler-SS-Fanatiker "Vor dem Ruhestand" passte genau auf die überschaubare Bühne. Gewaltig gestaltete sich auch die Aufführung des gesamtes Rings von Wagner, zusammen gekürzt und bestens erklärt an einem einzigen Abend.

Das Marionettentheater ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und erwirtschaftet 70 Prozent des finanziellen Bedarfs durch den Kartenverkauf, durch Tourneen und Souvenirs, auch Vermietungen des Saals bringen Geld.

Zuwenig sei das alles, wie uns Dr. Heuberger bei der Verleihung der "Goldenen Krone" berichtet. Es fehle einfach die Basis-Unterstützung und sie nickt mehrmals, als wir die in der Stadt Salzburg sprudelnden Subventionen für alle möglichen Einrichtungen unter dem Titel Kultur aufzählen.

Die "Krone" setzt sich für die Institution ein

Die "Krone" ist der Meinung, dass eine derartige international ausgezeichnete Institution nicht um den Fortbestand zittern darf.

Das mögliche Ende des Marionettentheaters wäre ein Skandal, der weltweit Wellen schlagen würde, denn das Publikum kommt tatsächlich aus allen Ländern.

Wir appellieren daher an die Politiker, die derzeit auf den bunten Wahlplakaten auch viel Unverwirklichbares versprechen, das Marionettentheater ein für allemal und rasch finanziell und substanziell abzusichern.

Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

Wie Salzburg mit dem Titel umgeht: Das Weltkulturerbe

Das Marionettentheater erhielt den Titel "Immaterielles Kulturerbe." Offizielle Vertreterin der Republik ist die frühere Botschafterin Dr. Eva Nowotny als Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission.

Die Verleihung fand deshalb im Augarten-Palais in Wien statt, weil die "Ausbildungs-und Chortradition der Wiener Sängerknaben" ebenfalls von der UN-Organisation gewürdigt wurde.

Die Altstadt von Salzburg und ihre angrenzenden Zonen wurden im Dezember 1996 mit dem Titel "Weltkulturerbe" ausgezeichnet. Das wurde von der Stadt pompös gefeiert.

Wie es aber in Bereichen der UNESCO-Zone und am Rand aussieht, hat die "Krone" in vielen kritischen Berichten beschrieben.

Da ist einmal der schwarze Block des Fernheizwerks direkt an der Salzach, das den Blick auf die Festung stört.

Dann folgt der spekulative Versuch einer Baufirma, direkt vor dem historischen Ensemble am Fuße des Kapuzinerbergs eine moderne Luxus-Wohnanlage zu errichten (Stichwort "Cassco"). Durch die geplante Absiedlung des Unfallkrankenhauses in die Chirurgie West wird noch mehr Bauplatz frei, das Projekt steht daher.

Nicht ins Weltkulturerbe passen auch zahlreiche Zubauten zu historischen Häusern, die nach zähem Ringen erlaubt wurden.

Der Sebastiansfriedhof in der Linzergasse verfiel und wurde erst nach Protesten einer Initiative teilweise saniert.

Nicht ins Weltkulturerbe passen die direkt an der Kollegienkirche angebauten Verkaufshütten, mit Leuchtreklamen und Tiroler Trachtenhüten.

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