Therapeutin meint:

“Opferrolle schadet uns Frauen”

Oberösterreich
10.11.2017 00:46

"Ich halte den Hype um sexuelle Belästigung für kontraproduktiv. Ich glaube, das schadet dem gesellschaftlichen Zusammenleben. Und ich halte diese Debatte auch schlecht für die Frauen!" Maria-Theresia Müllner, Leiterin des Zentrums für Familientherapie und Männerberatung in Linz, ärgert sich über "#metoo".

"Krone": Die Debatte um sexuelle Belästigung - Stichwort "#metoo" - ist aus den USA zu uns geschwappt. Wie sehen Sie dieses Thema?
Maria-Theresia Müllner: Ich halte diesen Hype für schädlich. Ehrlich gesagt, diese ganze Opfergeschichte geht mir fürchterlich auf den Keks. Natürlich gibt es echte Übergriffe, und die sollen auch geahndet und abgestellt werden. Aber aus jeder Berührung und jeder Bemerkung gleich einen sexuellen Übergriff zu konstruieren, schadet den echten Opfern. Freilich hat es früher echt despektierliche Männer gegeben, aber das ist heutzutage längst nicht mehr so.

"Krone": Sie halten also die aktuelle Debatte um sexuelle Belästigung für schädlich?
Müllner: Ja, nicht nur für die echten Opfern, sondern auch für die Nicht-Opfer. Wir Frauen sollten ja geradezu wie in einem Käfig leben, ohne normalen menschlichen Kontakt. Das wird ja immer schlimmer. Ich hab’ selbst vor Jahren einem Mitarbeiter auf die Schulter geklopft und mich dann bei ihm dafür entschuldigt.

"Krone": Was ist die Folge? Wird sich die Partnersuche überhaupt ins Internet verlegen, wo man sich schon vorab ausmacht, worum es geht?
Müllner: Kann sein. Leichter wird es auf jeden Fall nicht, jemanden kennenzulernen. Ich finde, man sollte mehr über  die Sichtbarkeit eigener Grenzen nachdenken und fremde auch akzeptieren.


Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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