Folgen für Klima?

Forscher kritisieren Beschneiungs-Studie

Tirol
07.11.2017 16:00

"Die künstliche Beschneiung von Skipisten bringt positive Klimaeffekte", jubelte die Seilbahnwirtschaft im Mai über eine Studie der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz. Wissenschaftler der Universität Innsbruck zweifelten und kritisierten bei einer Pressekonferenz die zugrunde liegende Methodik massiv. Wesentliche Faktoren seien unberücksichtigt geblieben.

Vereinfacht gesagt geht es darum, klimatisch "kühlende" und "wärmende" Effekte der künstlichen Beschneiung gegeneinander abzuwiegen. Das Institut in Graz (beauftragt u. a. von der Seilbahnwirtschaft) berücksichtigte, dass die länger haltende Schneedecke mehr Sonnenlicht reflektiert. Dieser so genannte "Albedo Effekt" übertreffe die CO2-Emissionen, die andererseits bei der nötigen Stromproduktion entstehen, gleich um das Vierfache!

"Wissenschaftlicher Kodex nicht erfüllt"

"Hier wurden mehrere Punkte des wissenschaftlichen Kodex nicht erfüllt", ortet Georg Kaser, renommierter Klimaforscher an der Universität Innsbruck, Mängel bei Daten, Berechnungsmethode und fachlicher Überprüfung. Sein Kollege Wolfgang Gurgiser (Koordinator des Uni-Forschungsschwerpunkts Alpiner Raum) nannte Punkte:

Faktoren unberücksichtigt

Unberücksichtigt sei geblieben, dass sich CO2-Emissionen selbst nach 1000 Jahren noch zu 20 Prozent in der Atmosphäre befinden. Auch die Emissionen zur Errichtung und ständiger Wartung der Beschneiungsanlagen seien nicht einbezogen, ebenso Emissionen bei der Verteilung des Kunstschnees (Pistenraupen).

Frage nicht zu beantworten

"Im Grunde ist der Klimaeffekt der Beschneiung überhaupt nicht beantwortbar", lautet Gurgisers Fazit. Versöhnlicher klang Michael Rothleitner (Schneezentrum Tirol): "Die Grazer Studie gibt einen Anstoß. Wir sehen die Möglichkeit, 30 Prozent der Ressourcen überhaupt einzusparen." Die Grazer Forscher verteidigten gestern ihre Ergebnisse, man wolle aber gerne kooperieren.

Andreas Moser, Kronen Zeitung

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