„Achtung Felssturz!“

Wo Salzburgs Berge bröckeln

Salzburg
06.11.2017 20:58

Am Kleinen Wiesbachhorn donnerten gerade 50.000 Kubikmeter Felsen ins alpine Ödland: Zum Glück ohne jemanden zu gefährden. Drei Landesgeologen wachen in Salzburg über Gefahrenstellen und sorgen für maximale Sicherheit. Gerald Valentin über Hotspots, modernstes Monitoring und natürliche Prozesse in den Gesteinen.

Witterung und natürliche Erosion setzen dem Gestein überall zu. Wasser dringt ein, Frost sprengt Klüfte. Der Fels wird mürbe. "Jedes Gebirge hebt sich und verwandelt sich über einen langen Zeitraum wieder zu Hügelland. Die Schwerkraft ist gnadenlos", erklärt Landesgeologe Gerald Valentin den Prozess. "Man kann am Felsen sogar ein tageszeitliches Atmen messen." Je nach Temperatur dehnen sich die Felsmassive aus. In höheren Lagen ist Permafrost Ursache. Valentin: "Die Erosion wirkt dann noch stärker."

Landesgeologen wachen über Gefahren

Und wo bröckeln die Berge aktuell? Kalk ist besonders gefährdet, je steiler, desto massiver ist die Bewegung. "Höchstspannend ist der Ingelsberg in Bad Hofgastein. Etwa 100.000 Kubikmeter Gestein sind dort in Bewegung. Die doppelte Masse vom Wiesbachhorn", vergleicht der Geologe, der sich mehr als Risikomanager als "Steine-Klauber" sieht. "Aus der Stirn brechen dann laufend Steine ab." Das Risiko ist dort ein bekanntes, rund 100 Jahre alte Schutzmauern aus dem Bau der Tauernbahnstrecke sind zu finden. "Die Italiener waren damals die besten im Mauer-Bau", erzählt Valentin. Aktuell schützen moderne Seilsperren und Erddämme. Ein Hof musste unterhalb des Ingelsberges auf Dauer evakuiert werden. Die Geologen haben das Massiv jetzt ständig im Blick: Die Instrumente können bequem aus der Ferne gesteuert werden. Im Krisenfall kommt eine SMS aufs Handy. "Ich kann Kameras und Scheinwerfer von zu Hause aus ansteuern."

Die Hotspots: Neue Fangnetze sichern Muhr,
Ingelsberg in BadHofgastein unter Beobachtung

Gerald Valentin und seine beiden Kollegen haben im ganzen Land zu tun: Die Bischofsmütze bei Filzmoos wird seit Jahren überwacht. Im Lungau gehört neben Tweng auch Muhr zu den "Hotspots": "An der Sonnseite der Ortschaft Jedl hat man regelmäßig mit Steinschlägen zu kämpfen", schilderte der Experte. Moderne Fangnetze bringen jetzt Sicherheit. Nicht zu vergessen ist auch die Stadt. Auf den Stadtbergen räumen seit Generationen Felsputzer vorsorglich die Steilhänge frei.

Die Landesgeologen kümmern sich genauso um sichere Straßen. Geröllmassen donnerten erst im August auf die B 99 bei Hüttau. Gemeinsam mit der Straßenverwaltung legen die Experten nach Schweizer Vorbild für alle Landesstraßen Risikoanalysen an.

Sabine Salzmann, Kronen Zeitung

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