"Himmels-Metros"

Seilbahn-Boom in den Städten Lateinamerikas

Reisen & Urlaub
07.11.2017 09:19

Sanft gleitet die Seilbahngondel über die Dächer von Ecatepec. In der Tiefe chaotisches Gassengewirr, die ärmlichen Häuser klammern sich an die Hänge. Die Stadt mit 1,6 Millionen Einwohnern vor den Toren von Mexiko-Stadt ist einer der gefährlichsten Orte des Landes.

Seit einem Jahr verbindet "Mexicable" als erste urbane Seilbahn Mexikos die Viertel von Ecatepec. Über sieben Stationen und eine Strecke von knapp fünf Kilometern fahren die Gondeln bis tief hinein in die Armenviertel in den Bergen. Die Fahrt bis zur Endstation dauert 17 Minuten. Mit dem Sammeltaxi oder dem Kleinbus braucht man bis zu eine Stunde. Federführend beteiligt war einer der großen Seilbahnanbieter, Leitner aus Südtirol. "Seilschwebebahnen haben einen geringen Platzbedarf, können in der Luft jedes Hindernis überqueren und sind daher auch zeitsparend", betont das Unternehmen.

Neue Seilbahn soll helfen, Kriminalität zu senken
Die neue Seilbahn soll nicht nur das Leben erleichtern, sondern könnte auch helfen, die Kriminalität zu senken - ähnliche Erfahrungen gab es zum Beispiel im kolumbianischen Medellin, der Pionierstadt in Lateinamerika, wo 2004 die erste größere Stadtseilbahn in Betrieb ging, um dort die Armenviertel besser an das Zentrum anzubinden.

Die Verkehrserschließung bisher sich weitgehend selbst überlassener Stadtgebiete bringt in der Regel mehr Sicherheit, so gibt es mehr Beleuchtung. In Boliviens Metropole La Paz ist laut Berichten rund um die Stationen des heute größten urbanen Seilbahnnetzes der Welt die Kriminalität zurückgegangen. "Südamerika ist gerade der Hotspot für urbane Seilbahnen", berichtet der Sprecher des Weltmarktführers Doppelmayr, Ekkehard Assmann. Nach Branchenangaben gibt es aber auch Planungen für mehr Seilbahnen in Afrika, für Lagos in Nigeria und Mombasa in Kenia zum Beispiel. In Asien bei den dortigen Megastädten ist hingegen das begrenzte Transportvolumen der Seilbahnen ein Manko.

125.000 Passagiere täglich in La Paz
Nirgendwo sonst gibt es ein Netz wie in La Paz, dort können rund 125.000 Passagiere pro Tag transportiert werden, im Dezember wird der insgesamt 100-Millionste Fahrgast erwartet. Der Fahrpreis beträgt 35 Cent - als eines der ganz wenigen öffentlichen Verkehrsmittel weltweit könnte sich die Seilbahn wegen der enormen Nachfrage laut Branchenkennern in rund 15 Jahren amortisiert haben und ohne Subventionen auskommen.

Statt stundenlang im Stau zu stehen, können Arbeitnehmer viel Zeit sparen - und bei der Fahrt von der Stadt El Alto runter in den Talkessel von La Paz die herrliche Aussicht auf die schneebedeckten Andenberge genießen. Und man schützt das Klima: Da 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen in Städten anfallen, gelten solche "Himmel-Metros" auch als ein Baustein für die notwendige Reduzierung der städtischen Treibhausgasemissionen.

Pro Jahr 10.000 Tonnen CO2 vermieden
In Ecatepec hat die Seilbahn "Mexicable" rund 1,7 Milliarden Pesos (76,66 Millionen Euro) gekostet. In den 185 Gondeln finden jeweils bis zu zehn Passagiere Platz. Pro Tag kann die Seilbahn bis zu 24.000 Menschen transportieren. Nach Angaben der Regierung des Bundesstaats Mexico werden durch den Betrieb pro Jahr 10.000 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden. "Ich komme jetzt viel schneller zur Arbeit. Und es ist auch bequemer. Die Busse sind immer total überfüllt", sagt die Passagierin Nancy Romero. Sieben Pesos (32 Cent) kostet die Fahrt.Netter Nebeneffekt: Straßenkünstler haben entlang der Strecke viele Wandgemälde geschaffen. Bei der Fahrt können Passagiere nun zum Beispiel ein riesiges Porträt der Malerin Frida Kahlo bestaunen.

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