Tauschte Schloss aus

Grazer Ehepaar kämpft gegen notorische Mietnomadin

Österreich
02.11.2017 07:28

Sie haben sich eine sogenannte Mietnomadin eingefangen - und verzweifeln langsam an der Aufgabe, diese wieder loszuwerden: Elisabeth (69) und Franz F. (71) aus Graz kämpfen seit März wie die Löwen um ihr Recht. Dass sie nicht das erste Opfer sind und nie vorgewarnt wurden, lässt sie am Mietrechtsgesetz zweifeln.

Elisabeth und Franz F. sind empört. "Der Justizminister muss endlich reagieren und einen Nothebel für die Opfer von Mietnomaden schaffen - etwa durch Schnellverfahren", sind sich beide einig. Die Daten solcher Zeitgenossen, die oft jahrelang von einem Mietverhältnis zum nächsten ziehen und einfach keine Miete zahlen, sind nirgendwo einsehbar. "Wir hatten keine Chance, zu wissen, was auf uns zukommt."

Die Wohnung in Graz-Andritz, um die es geht, gehört eigentlich dem Sohn des pensionierten Paares. Der lebt aber in Wien - und so kümmerten sie sich im Frühjahr selbst um die Vermietung der frisch renovierten 60-Quadratmeter-Immobilie. Das Geld wird dringend gebraucht, denn es ist noch ein Kredit abzuzahlen.

Mit geschickten Tricks zum Wohnungsschlüssel
Wie es Susanne N. geschafft hat, sie mit geschickten Manövern zur Herausgabe des Wohnungsschlüssels zu bewegen, ist den Eheleuten ein Rätsel. "Sie hat einen netten Eindruck gemacht, gesagt, sie sei eine verantwortungsvolle Mutter", erinnert sich Franz F. Also bekam sie den Schlüssel vor dem Wochenende.

Am Montag, dem 20. März, wäre die Kaution fällig gewesen. Doch die 45-jährige Grazerin fand neue Ausflüchte. "Dann war sie als U-Boot unterwegs." Immer neue Fristen verstrichen, das Ehepaar war alarmiert. Im Bauernladen, in dem sie zu arbeiten behauptete, kannte sie niemand.

Bald stellte sich heraus, dass sie das Schloss ausgetauscht hatte. Als die Betrogenen Einlass forderten, drehte sie den Spieß um: "Sie hat die Polizei gerufen und uns als Einbrecher hingestellt", sagt Frau F. fassungslos.

Eigene Tante wurde Opfer der Nomadin
Durch Nachforschungen - etwa beim Kreditschutzverband, bei dem immerhin die Adressen der Vorgeschädigten auflagen - kamen die beiden dahinter, dass sie bereits die vierten Opfer der Frau sind. Sogar ihre eigene Tante musste sie einst delogieren lassen. Der Schaden liegt in Summe bei rund 20.000 Euro, allein im Fall F. bei etwa 7000 - und durch die Gerichtskosten brennt auch der Steuerzahler. "Das Schlimme ist, dass uns niemand warnen konnte - und wir niemanden warnen dürfen. Wo kommen wir denn hin, wenn man jedem misstrauen muss?"

Herr und Frau F. bewiesen Großmut: Bei einem Auszug mit 1.9. hätten sie ihrer Gegnerin sämtliche Geldansprüche erlassen. Aber Frau N. ließ es darauf ankommen. Bald darauf war die Räumungsklage durch. Mitte November steht außerdem ein Betrugsverfahren an. Bis die Nomadin aber wirklich auszieht, könnte es Weihnachten sein. Zeit, sich das nächste Opfer zu suchen?

Matthias Wagner, Kronen Zeitung

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