Osttiroler Pfarrer:

“Leider habe ich oft mit Betrügern zu tun”

Tirol
30.10.2017 15:11

Eine dreiste Betrügerbande zog - wie berichtet - insgesamt 30 Pfarrer aus ganz Österreich ab, indem sie über die Jahre hinweg von erbitterten, heulenden Frauen telefonisch zu Überweisungen überredet wurden. Auch ein Pfarrer aus Osttirol wurde kontaktiert, doch er hat die Anruferin geschickt als Betrügerin entlarvt.

Es ist mittlerweile eineinhalb Jahre her, als der Pfarrer aus dem Pustertal den Anruf entgegennahm. Doch die Verhaftung von Adrian T. - dem Kopf der Betrügerbande - rief seine Erinnerungen schlagartig hervor.

Tochter kam angeblich bei Unfall ums Leben

"Es war an einem Nachmittag, als das Telefon klingelte und auf dem Display eine spanische Nummer zu sehen war. Ich habe den Anruf ohne zu zögern entgegen genommen", sagt er. Am anderen Ende meldete sich eine Frau, die sehr verbittert war. "Sie sagte, dass sie in Spanien auf Urlaub sei und dort ihre geliebte Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sei. Sie brauche Geld, um ihren Leichnam überstellen zu können und ich sollte ihr über Western Union einen hohen Betrag überweisen", schildert der Pfarrer.

"Frau täuschte Nervenzusammenbruch vor"

Die Frau fing plötzlich an, zu schluchzen und stark zu weinen. "Sie täuschte einen Nervenzusammenbruch vor und übergab den Hörer dann dem angeblichen Hoteldirektor", erinnert sich der Geistliche. Dieser redete - in einem schlechten Deutsch - weiter auf den Pfarrer ein, erhöhte sogar den Druck auf ihn. "Er meinte, ich hätte für die Überweisung eine halbe Stunde Zeit. Danach würde die Frist der Überführung ablaufen", teilt er mit.

Professionelle Masche

Das Dreiste an dieser Masche: Die Frau gab an, dass sie aus einer Familie stamme, die es in der Gemeinde tatsächlich gab. "Sie nannte mir sogar den richtigen Weiler, in dem das Haus der Familie steht. Ich bat meine Sekretärin, die Familie sofort zu kontaktieren und die Angaben zu verifizieren", erklärt der Gottesmann. Dabei stellte sich heraus, dass die Angaben falsch waren. Der Pfarrer wusste somit: Die Anrufer waren Betrüger! Eine Überweisung hatte er daher nicht getätigt.

Betrüger mit diversen Maschen im Umlauf

Es war nicht das erste Mal, dass der Geistliche mit Betrügern in Kontakt geriet. "Es kommt leider sogar sehr oft vor, dass man mir Geld aus der Tasche locken will", sagt er. So stehen etwa regelmäßig Bettler vor dem Widum, die angeben, sich den Benzin für die Heimfahrt nach Polen nicht leisten zu können. Oder dreiste Anfragen trudeln mit der Post ein.

Viel Feingefühl ist nötig

Durch diese Erlebnisse werde man skeptisch, was die Arbeit als Pfarrer erschwere. "Wir sind alle barmherzig und menschlich, doch zugleich wollen wir uns nicht ausnützen lassen. Es braucht viel Feingefühl, um Betrüger von echten, in Not geratenen Menschen zu unterscheiden", sagt er.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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