HydroMiner

Wiener Start-up schürft Bitcoins mit Wasserkraft

Elektronik
27.10.2017 06:51

Man nehme einen Seefracht-Container, fülle ihn bis unters Dach mit Computer-Hardware, stelle ihn in ein Kleinwasserkraftwerk, wo es billigen Strom und Wasserkühlung gibt, und produziere Kryptowährungen, also digitales Geld wie den Bitcoin. So lautet das Erfolgsmodell des Start-ups HydroMiner, das Nadine Damblon zusammen mit ihrer Schwester Nicole im Jahr 2016 gegründet hat. Jetzt versucht man sich an einem Initial Coin Offering (ICO).

Bitcoin-Mining braucht sehr viel - zumeist "schmutzige" - Energie. Deshalb gibt es auch Kritik an dieser noch sehr jungen Branche. Einen anderen Weg geht das Wiener Unternehmen HydroMiner: Man setzt auf ökologisches Schürfen ("Mining") von Kryptowährungen: "Wir glauben, dass es ungemein wichtig ist, einen möglichst großen Anteil des Energieverbrauchs aus umweltfreundlichen Ressourcen zu gewinnen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die branchenweit niedrigste CO2-Bilanz auszuweisen", so Damblon.

Erreicht werden soll das durch die Nutzung von Wasserkraft als eine der kostengünstigsten erneuerbaren Energiequellen. Container, vollgestopft mit Rechnern, werden direkt in Kraftwerke gestellt und dort mit günstigem Strom versorgt. Rund eine halbe Million Euro kostet ein Container inklusive Hardware und Kühlung, für den Strom werden drei bis fünf Cent je Kilowattstunde (kWh) gezahlt. Bisher wurden zwei private Wasserkraftwerke in Bruck an der Mur und Langenlois angemietet. Nun soll das weitere Wachstum mit einem sogenannten ICO, eine Art Crowdfunding, auf das immer mehr Krypto-Start-ups setzen, deutlich beschleunigt werden.

Start-up könnte mehr als 60 Millionen Euro lukrieren
Und das funktioniert so: Seit 18. Oktober können Investoren digitale Token von HydroMiner kaufen, bezahlt wird mit der Kryptowährung Ethereum. 25 Millionen Tokens stehen zur Verfügung, wobei ein Token dem Gegenwert von 0,01 Ether entspricht (ein Ether ist derzeit rund 250 Euro wert). Würden alle 25 Millionen Tokens zum derzeitigen Kurs verkauft, würde das Start-up somit mehr als 60 Millionen Euro lukrieren. In den ersten beiden Tagen wurde mehr als eine Millionen Euro eingesammelt. Die Laufzeit des ICO endet am 17. November. Je nach Zeitpunkt der Zeichnung fallen unterschiedliche Boni an.

Die Token lassen sich ab 2018 direkt in Mining-Leistung umtauschen, wobei der Algorithmus von HydroMiner kontinuierlich den profitabelsten Mix an abgebauten Kryptowährungen errechnet. "Die Investoren können sich die Token aber auch behalten, wenn sie warten wollen, bis die Anlage noch produktiver ist", so Damblon. Das Anlagemodell hat übrigens von Dividenden auf Gutscheine umgestellt werden müssen, "weil es von der Finanzmarktaufsicht sonst nicht erlaubt worden wäre".

Neue Rechnerfarmen mit besseren Grafikkarten
Über das aktuelle ICO sollen neue Miningfarmen mit besseren Grafikkarten - sie sind bei der Kryptogeld-Berechnung besonders effektiv - aufgebaut und neue Kraftwerke angemietet werden. "Das geht relativ schnell. Innerhalb von zehn Tagen ist die Hardware aus China da, die wir dann in den Containern verbauen", erklärte die Gründerin. Man sei schon mit größeren Kraftwerksbetreibern im Gespräch, wo jeweils Platz für bis zu 20 Container ist: "Da gibt es in Österreich keinen Engpass."

Die Stromkosten würden derzeit rund 85 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt liegen. "Wir haben den Vorteil, dass wir eigentlich nur zu Kraftwerken gehen, die Subventionen bekommen haben. Und wenn die ausgelaufen sind, sind sie gezwungen den Strom ziemlich billig zu verkaufen - wir zahlen so um die drei bis fünf Cent je kWh", so Damblon. Strompreise, die sogar mit denen in der Schürf-Hochburg China konkurrieren können - dort kostet die Kilowattstunde umgerechnet 3,4 Cent.

Kritik am hohen Energieverbrauch - das weltweite Bitcoin-Mining verbraucht laut Unternehmensangeben so viel Energie wie ein Land von der Größe Kroatiens - weist Damblon zurück: "Eine Kryptowährung hat einen Wert wie auch andere Dinge, die wir mit Strom herstellen. Deshalb finde ich das nicht unbedingt verwerflich, dass wir beim Kreieren des Produkts Strom verbrauchen. Bei anderen Gütern machen wir uns darüber ja auch keine Gedanken. Aber man sollte darauf achten, wie der Strom erzeugt wird, und da wollen wir eine Vorreiterrolle einnehmen", so die Firmenchefin.

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