Misshandeltes Kind

Anrainer beschimpften couragierten Helfer

Oberösterreich
11.10.2017 06:16

Jener Augenzeuge, der Sonntagnacht einem zweijährigen Mädchen in Braunau beigestanden hatte, wäre bei seiner Rettungsaktion beinahe selbst verprügelt worden. Passanten hatten das Weinen des misshandelten Kindes und die Wutschreie der betrunkenen Mutter gehört und angenommen, der 21-Jährige füge ihnen Leid zu.

"Es war eine brenzlige Situation", erzählt Elvis Kadriu, der dem Mädchen zu Hilfe gekommen war und es bis zum Eintreffen der Polizei vor weiteren Übergriffen der Mutter schützte.
Wie berichtet, hatte er beobachtet, dass die stark betrunkene 42-Jährige bei nur 8 Grad Außentemperatur mit ihrer leicht bekleideten Tochter in Richtung des Braunauer Stadtplatzes getorkelt war. Die Kleine war barfuß, trug nur einen Rock und ein Langarmshirt. Offenbar wurde sie gewaltsam gezwungen, mitzugehen.

Schläge
Kadriu stellte die Mutter zur Rede und alarmierte die Polizei. Die Frau beschimpfte ihn wüst und schlug auf ihr Kind ein. "Dann hat sie es an den Haaren gepackt und wie einen Ball zu Boden geschleudert", sagt der 21-Jährige. Er packte die Frau und hielt sie davon ab, der Zweijährigen weiteres Leid zuzufügen. "Die Polizei hat am Telefon gesagt, ich darf sie festhalten, sie hat sich aber mit Händen und Füßen gewehrt und geschrien." Anrainer, die das hörten, wollten daraufhin auf den Quality Engineer losgehen. Sie glaubten, er habe die beiden verletzt. "Ich war aber fest entschlossen, das Mädchen weiter zu schützen und habe keinen herangelassen." Polizisten deeskalierten die Situation.

Dankbar
Das Kind wurde stationär ins Braunauer Spital eingeliefert, die betrunkene Frau mitgenommen und angezeigt. Warum die alleinerziehende Kellnerin - sie hat keine weiteren Kinder - derart ausrastete, ist unklar.
Reinhold Rampler von der Kinder- und Jugendhilfe des Landes (KJH) lobt das Einschreiten des 21-Jährigen - siehe auch Interview: "Man muss dem Mann wirklich dankbar sein, dass er nicht weggeschaut hat."

"Mutter dürfte in einer Krise stecken"
Reinhold Rampler von der Kinder- und Jugendhilfe des Landes bestätigt, dass sowohl die Mutter als auch ihr Kind betreut werden müssen.

"Krone": Was wird nun zum Schutz des Mädchens getan?
Rampler: Das Kind liegt derzeit im Spital. Wir kümmern uns bereits darum, dass es nach der Entlassung eine gute Betreuung bekommt.

"Krone": Das Mädchen kommt auf einen Krisenpflegeplatz?
Rampler: Die Betreuungssituation bei der Mutter scheint momentan zu instabil.

"Krone": Auch die Mutter scheint dringend Hilfe zu benötigen.
Rampler: Wir stehen deshalb auch schon in Kontakt mit ihr, aufgrund des nachwirkenden Schocks über das Vorgefallene ist sie derzeit allerdings noch nicht so ansprechbar wie sonst. Sie dürfte jedenfalls in einer ziemlichen Krise stecken.

"Krone": Gab es bereits in der Vergangenheit Kontakt zu ihr?
Rampler: Nur ganz losen. Dabei konnte unsererseits aber keine Kindeswohlgefährdung festgestellt werden.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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