"Krone" fragte nach

So denken Österreicher in den USA über unsere Wahl

Österreich
14.10.2017 09:14

Dieser Wahlkampf ist so schmutzig wie wohl keiner zuvor: Die Silberstein-Affäre, "Dirty Campaigning" und gegenseitige Attacken der Parteien auf teils tiefstem Niveau sollen an dieser Stelle nur als Stichworte genannt werden. Doch wie viel bekommt man von alledem über unsere Landesgrenzen hinaus überhaupt mit - und wem geben Auslandsösterreicher ihre Stimme? Die "Krone" hat dazu in den USA lebende Österreicher befragt.

"Ich lese die österreichischen Nachrichten im Internet, und auf YouTube gibt es ja auch genug Material, um die Diskussionen zu sehen. Die meisten Meldungen klingen nach Schlammschlacht", so Alex Svadlena, der seit 1994 in Chicago lebt und die diesjährige Nationalratswahl auslässt: "Das letzte Mal, als ich an der Briefwahl teilnehmen wollte, kam der Stimmzettel nach der Wahl an - diese Frustration wollte ich nicht wiederholen", so der Wiener, der seine Stimme "vermutlich der SPÖ oder Roland Düringers G!LT" gegeben hätte.

"Inhalte stehen zu wenig im Vordergrund"
Ebenfalls hauptsächlich online verfolgt der seit elf Jahren in New York sesshafte Wiener Thomas Altmann den Wahlkampf mit - und ist damit nicht gerade zufrieden: "Leider stehen im Moment die Inhalte zu wenig im Vordergrund. Es dreht sich viel zu viel um Personen, Kampagnen, Skandale etc. und nicht um konkrete Pläne der Parteien, um Probleme des Landes und der Menschen zu lösen", so der 33-Jährige, der aktiv die NEOS unterstützt: "Ich habe schon viele Parteien gewählt, bin aber seit der Gründung bei den NEOS aktiv und habe sie auch diesmal gewählt. Sie haben nicht nur für Österreich, sondern auch für Auslandsösterreicher einfach das beste Programm."

"Verfolge die Geschehnisse 'drüben' aktiv mit"
Mit Spannung verfolgt auch die in New York lebende Studentin Sophie Schweiger den Wahlkampf: "Als Auslandsösterreicherin erlebe ich täglich, wie frustrierend es ist, kein Stimmrecht in dem Land zu haben, in dem man sich hauptsächlich aufhält, in dem man arbeitet, Steuern zahlt und logischerweise politische Entscheidungen unmittelbar zu spüren kriegt. Es fühlt sich andererseits etwas absurd an, ohne momentan unmittelbar ins Geschehen involviert zu sein oder dann die Auswirkungen primär tragen zu müssen, jetzt den österreichischen Nationalrat mitbestimmen zu dürfen. Aber: Ja, mich interessieren die politischen Entwicklungen in Österreich, ich verfolge die Geschehnisse 'drüben' mindestens genauso aktiv mit wie das, was sich hier tut", so die 29-Jährige, die ihre Stimme bereits per Briefwahl abgegeben hat.

"SPÖ macht Politik gegen Österreich"
Gewählt hat auch schon die 27-jährige Wienerin Tatjana T., die seit zwei Jahren in Los Angeles lebt: "Ich wähle die FPÖ, andere Parteien sind für mich nicht wählbar. Die SPÖ macht Politik gegen Österreich. Die ÖVP kopiert das Wahlprogramm der FPÖ fast 1:1. Sie sind seit Jahren in der Regierung - und jetzt behaupten sie kurz vor der Wahl, etwas ändern zu wollen. Sie hatten die letzten Jahre genug Zeit, das umzusetzen, was sie jetzt fordern."

"Hoffe, dass Mitgefühl und Verstand gewinnen"
Auch die seit dem Jahr 2000 in Orange County lebende Claudia Arnold-Sawaf steht der ÖVP kritisch gegenüber: "Es besorgt mich sehr, dass die ÖVP der republikanischen Partei in den USA sehr ähnlich ist. Profit scheint wichtiger zu sein als das Wohlbefinden unserer Mitbürger oder der Schutz unserer Umwelt", so die 47-Jährige, die auf den gesunden Menschenverstand der Österreicher setzt: "Was mir etwas Hoffnung verschafft, ist, dass es noch sehr viele Österreicher gibt, die noch unentschlossen sind. Und ich hoffe, dass Mitgefühl und Verstand über Angst und Geldgier gewinnen."

"Großparteien schrecken vor nichts zurück"
Besorgt über die aktuellen Entwicklungen im heimischen Wahlkampf zeigt sich auch Klaus Wohlfahrt. Der Kärntner lebt seit zwei Jahren in der Nähe von Los Angeles. "Die letzten Enthüllungen zum Thema Silberstein, SPÖ und ÖVP sind ein Skandal. Das zeigt mir, das die ehemaligen Großparteien vor nichts zurückschrecken", so der 39-Jährige, der die FPÖ gewählt hätte, aber keine Wahlkarte beantragt hat.

Wer macht das Rennen?
Wohlfahrt denkt, dass die ÖVP am Ende des Wahlkampfes das Rennen machen wird. So auch NEOS-Unterstützer Altmann: "Ich denke, dass die ÖVP die Wahl wohl gewinnen und mit der FPÖ eine Regierung eingehen wird. Ich sehe so eine Koalition mit Sorge, da sie nicht die Menschen in den Mittelpunkt stellt, sondern unsere Mitbürger gegeneinander ausspielt und auf Angst und Polarisierung aufgebaut ist. Svadlena hofft indes, dass Christian Kern Bundeskanzler bleibt: "Die anderen Spitzenkandidaten geben mir ein ungutes Gefühl, weil das Meiste, das aus ihrem Mund kommt, populistisch ist und nur gegen Ausländer wettert", so der 50-Jährige.

Egal wie die Wahl ausgehen mag, Schauspielschülerin Tatjana T. glaubt jedenfalls an keine Veränderung: "Leider hat Österreich seit jeher die 'Das war immer schon so und wird auch so bleiben'-Mentalität. Jeder regt sich über alles auf, aber geändert wird nichts. Auch in der Regierung wird sich, je nach Wahlergebnis, meiner Meinung nach, nicht viel ändern."

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