305.000 Österreicher dürfen am 15. Oktober zum ersten Mal bei einer Nationalratswahl zur Urne schreiten. Ihre Stimmen könnten für den Wahlausgang das Zünglein an der Waage sein. Doch die Politik kümmert sich kaum um sie.
Politik statt Mathematik: Am Wiener Goethe Gymnasium übernimmt die "Krone" die Stunde und trifft in der Klasse 8B 26 junge Österreicher zum Gespräch über ihre erste Nationalratswahl. Am 15. Oktober werden sie alle wählen gehen. Aber nur drei Burschen wissen bereits, wem Sie ihre Stimme geben wollen. 23 von 26 Schülern könnten die Politiker also noch überzeugen - tun sie aber nicht.
"Sie wissen gar nicht, wie es uns geht"
"Wer macht sich Sorgen um seine Zukunft?", fragt die "Krone". Alle Hände gehen hoch. Von den Politikern fühlen sie sich damit alleine gelassen. Sie sprechen ihre Sprache nicht. "Die Mehrheit der Politiker ist doch vor 40 Jahren zur Schule gegangen. Sie wissen gar nicht, wie es uns geht", sagt Sophie Leger. "Außer der Sebastian Kurz", wirft ein Mitschüler ein. Sympathisch findet ihn unter den Gymnasiasten trotz des jungen Alters niemand. "Er ist jetzt genauso wie der H.-C. Strache", sagt Theo Dorfner. "Alles, was die beiden sagen, dreht sich gegen Migranten. Es gibt kaum ein anderes Thema", so sein Eindruck.
"Wir haben die Hoffnung in die Politik schon verloren"
Ihre Klassenräume könnten mal renoviert, den Lehrern mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, der Arbeit der Schulen mehr Wertschätzung entgegengebracht werden. "Wie ist die Situation an der Uni? Gibt es Arbeitsplätze für uns?", fragt Samuel Hansbauer. Der Klimawandel, die Umwelt und Einsparungen bei den sozial Schwächsten machen Simon Weingartner Sorgen. "Wozu sollen wir noch eine Familie gründen?", fragt Philipp Kostberger. "Politiker reden immer nur drum herum. Wir haben die Hoffnung in die Politik schon verloren", sagt Sumeya B. Zustimmendes Nicken auf den Nachbarsbänken. Sie ist eine der vielen Unentschlossenen. Politik interessiert die meisten genauso wenig, wie Politiker sich für sie interessieren.
"Erstwähler sind für die Parteien keine relevante Gruppe"
"305.000 Erstwähler sind für die Parteien keine relevante Gruppe, wie etwa 2,5 Millionen Pensionisten", erklärt Politologe Peter Hajek. Dabei sind sie die Zukunft des Landes. "Und ihre Stimmen könnten für den Wahlausgang das Zünglein an der Waage sein. Sie spielen eine tragende Rolle, vor allem für kleine Parteien."
Auf diese Fragen hätte unsere Erstwählerklasse gerne Antworten:
Maida Dedagic, Kronen Zeitung
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