Spektakuläre Aktion

Nockstein-Bäume als „380er“-Opfer markiert

Salzburg
07.09.2017 17:44

Das Bundesverwaltungsgericht hat die Berufungsverhandlung zur geplanten 380-kV-Freileitung mit Ende August geschlossen, noch im Herbst fällt eine Entscheidung. Die "Nockstoana", eine Allianz mehrerer Initiativen, haben nun eine spektakuläre Aktion gestartet: Alle von der Fällung betroffenen Bäume wurden markiert.

Die Stadt Salzburg hat sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass die geplante 380-kV-Freileitung jenen Teil des Gaisberges zerstört, der von der Mozartstadt aus sichtbar ist. Doch der Plan des Verbundes, die Freileitung unmittelbar hinter dem Nockstein-Gipfel zu führen und dort bis zu 85 Meter hohe Masten aufzupflanzen, stößt nicht nur in der Gemeinde Koppl auf Empörung. Für Ex-Naturschutzbund-Präsident Hans Kutil ist das Gebiet um die 1042 Meter hohe Felsnase eine Schlüsselstelle: "Fritz Wintersteller, einer der Erstbesteiger des Broad Peak, hat in das Nockstein-Gipfelbuch hinein geschrieben: Wenn diese Leitung kommt, seht ihr uns nie wieder. Das sagt alles."

Koppler Umweltschützer kämpfen mit allen Mitteln

Rund 1,5 Millionen Menschen, so schätzt Koppls Tourismus-Obmann Peter Bacher, sind jedes Jahr in der Region zu Gast, wandern und baden hier und blicken zum Nockstein.

Der Berg wird zunehmend zum Symbol für das Versagen, auch der Landespolitik: Naturschutzbund und Gemeinde Koppl hatten seit Jahren versucht, dieses Paradies für Erholungssuchende und für die Tierwelt schützen zu lassen.

Entlang der geplanten Freileitung hängen Partenzettel

"In 40 Jahren meiner Tätigkeit als Freilandbiologe habe ich in ganz Österreich keine Fläche mit einer so großen Vielfalt an Biotopen gefunden", so Universitäts-Dozent Dr. Armin Landmann bei der Berufungsverhandlung in Wien: 13 Fledermausarten wurden hier nachgewiesen, dazu Uhu, Wanderfalken, Auerhuhn, Schwarzstorch und Spechte.

Doch die Behörde lehnte eine Unterschutzstellung des Nocksteins ab. Hans Kutil ärgert sich: "Einer der vielen Kniefälle vor der E-Wirtschaft."

Und die landespolitischen Zielsetzungen haben sich nach Wilfried Haslauer I. leider drastisch verschlechtert. Der wies einst die E-Wirtschaft mit harschen Worten in ihre Schranken, als sie plante, im Nationalpark Kraftwerke zu errichten. "Und heute stimmen sogar die Grünen einer Freileitung zu, die unsere Umwelt zerstört", so Herbert Pöcklhofer aus Koppl.

Die "Nockstoana" haben nun beim Masten-Standort am Nockstein an den betroffenen Bäumen Partezettel angebracht (Bild rechts). Bei allen Wanderern im Gebiet, so auch bei Magdalena und ihrer Freundin Mariella, ist das Entsetzen groß: "Wie kann man unsere Natur nur so kaputt machen!" Wo es doch das Erdkabel als schonende Alternative gäbe

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

ZITAT - Anrainer und Ex-Naturschutzbund-Präsident Hans Kutil:

"Wir fürchten um eines der schönsten Wandergebiete in Stadtnähe. Der Kniefall vor dem Verbund ist uner- träglich, die Politik lässt uns im Stich."

JEDERMANN IN SALZBURG …

…weiß: Wenn es am Wochenende nicht der Gaisberg oder der Untersberg wird, dann geht man auf den Nockstein. Bezaubernde, unberührte Natur, der Blick vom Gipfel schweift auf die Stadt Salzburg, man grüßt sich und kommt ins Gespräch. Und genau hier soll diese Leitung mit ihren Monstermasten durchlaufen, um einem Stromkonzern das Geschäft aufzubessern?

Am Nockstein

Längst hätte dieses Gebiet unter Naturschutz gestellt werden können, passiert ist nichts, die Behörden sind auf Tauchstation. Daher die Frage an die Herrschaften: Warum wird hier auf dem Altar des Geldes wieder einmal ein Stück Heimat geopfert?

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