"Copyshop"

Romano zeigt die dunkle B-Seite Berlins

Musik
09.09.2017 20:43

Romano ist derzeit das wohl einprägsamste Gesicht für den vom Berliner Partyvolk und der It-Society bisher weitgehend vernachlässigten Stadtteil Köpenick. Rund zwei Jahre nach seinem Durchbruch bringt der Rapper mit den blonden Flechtzöpfen am Freitag sein zweites Album heraus. "Copyshop" kommt als eine Art Milieustudie über den Bezirk daher, ist zugleich aber auch dunkle B-Seite der Hauptstadt.

(Bild: kmm)

Vor zwei Jahren galt Romano mit seinem Mix aus Rap und Electro als Newcomer der Stunde. Seine neue Platte räumt er nun frei für die Außenseiter und vermeintlichen Verlierer. Über eine dicke Hook feiert er etwa im Titeltrack den Charme von Plagiaten, Handtaschen-Knock-offs und "Masse statt Klasse": Raubkopierer, die eigentlichen Originale. Und so geht es auf dem Album weiter: Romano richtet die Scheinwerfer auf die Schattenwelt.

Mit der Energiebombe "Mutti" (im Videoclip gespielt von Katharina Thalbach) zelebriert er knallend rotzig den White Trash: Bomberjacke, Leopardenlook, Gabriela-Sabatini-Parfum. "Mutti bezahlt wenn überhaupt nur die Hälfte." Im Jugendsong "Karl May" (damals genauso einer, der draußen stand) reicht der Wilde Westen bis in die Ost-Platte - samt Refrain, in dem Ex-Puhdys-Frontmann Dieter "Maschine" Birr weiter nach dem "Schatz im Müggelsee" sucht.

"Willkommen in Berlin!"
Der wohl beste Beat der Platte dröhnt durch das Soundmonster "Tourizocke". "Rote Ampel, Kofferraum auf, sogar das Verbandszeug geklaut." Hier zeigt Romano, welch genaue Beobachtung seiner Umwelt in "Copyshop" einfließt. Einmal heißt es süffisant: "Du gehst zur Polizei, doch du kriegst keinen Termin - willkommen in Berlin!" Ein Witz, über den am Ende wohl nur Nichtberliner lachen können.

Es geht um Verschwörungstheoretiker ("Ufo Joe") und schmierige Rechtsvertreter ("Anwalt"), um Rentner, die "in Hemdtaschen aschen" ("Champagner Bar"), und Jugendliche, denen die Straße Schule ist ("König der Hunde"). Romano findet in vielen seiner Songs den Ton und die Worte, die seinen Protagonisten gerecht werden. Und dass er dies oft in fantastisch auf den Punkt gebrachten Sprachbildern schafft, zeigt: Neukölln ist erstmal raus, ein Hoch auf Köpenick. Seinen ganz besonderen Charme wird er auch bei einer Herbsttour versprühen, die ihn am 30. Oktober nach Graz und am 31. Oktober nach Wien führt.

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