Sanierung geplant

Wozabal-Pleite lässt nun 791 Arbeitnehmer zittern

Oberösterreich
31.08.2017 17:59

Regensburger Straße 6 in Enns: Gestern Nachmittag wirkte am Wozabal-Gelände alles so, als ob nichts geschehen sei. Dabei war Stunden zuvor bei sechs Firmen des Wäschereinigers Insolvenz angemeldet worden. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 104 Millionen Euro. Der Betrieb läuft weiter, eine Sanierung ist geplant.

"Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens betrifft", sagte Christian Wozabal gestern. Rund sechs Stunden, nachdem die Hiobsbotschaft, dass sechs Firmen des Wäschereinigers pleite sind, bekannt wurde, gab der Firmenchef eine Pressekonferenz in der Zentrale in Enns und blickte dabei betont positiv nach vorne.

17 Millionen pro Jahr
Die finanziellen Probleme des Traditionsunternehmens waren seit Wochen bekannt: zu hohe Investitionen in der Vergangenheit, technische Probleme, die für Zusatzkosten sorgten. Letztlich hätte Wozabal jährlich 17 Millionen Euro zurückzahlen müssen. Eine weitere Krediterhöhung lehnten die drei Hausbanken ab, nachdem der 46-Jährige ein fix-fertiges Übernahmekonzept über den Haufen geworfen hatte. Wozabal sieht das anders, will durch das Abwickeln des Sanierungsverfahren einen Neustart schaffen.

Masseverwalter am Wort
Wie es genau weitergeht, ist offen. Wozabal will die sechs Firmen sanieren, der Betrieb soll überall fortgeführt werden. Seit gestern sind an den Standorten in Enns, Linz, Lenzing und Rankweil die Masseverwalter am Wort, sie werden in den nächsten Tagen und Wochen eine Übersicht über die Situation gewinnen und dann die Weichen stellen.

Auch Gespag ist Kunde
Die 791 Mitarbeiter plagt die Ungewissheit. Auch viele Pflegeeinrichtungen zittern. Gesamt sind 61 Krankenhäuser und Rehakliniken Kunden von Wozabal, dazu kommen 254 Seniorenheime und 970 Hotel-Betriebe. Beim Kepler-Uni-Klinikum werden zwei Standorte von den Ennsern versorgt, bei der Gespag sind es sechs.

"Nerven bewahren"
Für die Mitarbeiter sind weiter viele Fragen offen. Das beschäftigt sie nun an meisten:

  • Wann werden die offenen Löhnen und Gehälter überwiesen? 725 Arbeiter warten seit Mitte August auf ihre Juli-Löhne. Mitte September hätten die August-Löhne überwiesen werden sollen. Beide Zahlungen werden vom Insolvenzentgeltfonds übernommen, ebenso wie die Gehälter für die betroffenen Angestellten, für die Ende August Geld fließen hätte sollen - wir berichteten.
  • Wie können so lange Mieten und andere Fixkosten bezahlt werden? Banken wie die Sparkasse OÖ und die Hypo OÖ sichern den betroffenen Mitarbeitern zu, zinsenfrei eine Überbrückung für die ausstehenden Löhne  zu erhalten. Die Beschäftigten müssen sich direkt an ihre Filiale wenden.
  • Wie sollen sich die Mitarbeiter verhalten? "Wichtig ist, dass die Leute die Nerven bewahren und ihr Dienstverhältnis nicht beenden", warnt Arbeiterkammer-Oberösterreich-Präsident Johann Kalliauer. Die Arbeiterkammer hält ab Dienstag Betriebsversammlungen ab.

Wozabal gibt sich kämpferisch
"Krone": Herr Wozabal, warum stellten Sie für sechs von neun Firmen der Gruppe nun  den Insolvenzantrag?
Christian Wozabal: Mir ist wichtig, dass die Mitarbeiter die Löhne bekommen. Es gab zwar Gespräche wegen Finanzierungen, aber das Risiko war groß, dass im September trotzdem kein Geld fließen kann.

"Krone": Es heißt, dass die Insolvenz verhindert hätte werden können, wenn Sie das fix und fertige Konzept für eine Mehrheitsübernahme nicht verweigert hätten.
Wozabal: Es war kein fertiges Angebot von einem Investor, das vorgelegen ist, sondern im Prinzip eine Treuhandlösung, die ein zu großes Risiko beinhaltet hat, dass es zur Zerschlagung gekommen wäre. Dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Es gab kein einziges Angebot.

"Krone": Wie geht’s nun weiter?
Wozabal: Wir haben eine sehr gute Zwischenfinanzierung von vier bis fünf Millionen Euro. Sie ist absolut ausreichend für die nächsten Wochen und Monate. Wir werden die erste Quote selbst leisten können.

"Krone": Wie läuft der Betrieb?
Wozabal: Unsere Lieferfähigkeit ist sogar besser als zuvor. Kein Kunde wird etwas merken.

Barbara Kneidinger, Kronen Zeitung

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