Asylquartieranschlag

Ermittler tappen nach Schüssen weiter im Dunkeln!

Oberösterreich
28.08.2017 17:14

Nach dem nächtlichen Schussattentat auf ein Asylwerber-Quartier in Rosenau am Hengstpaß rätseln Polizei und Verfassungsschutz über die Hintergründe, es fehlt noch immer eine heiße Spur. Auch aus der Bevölkerung sind bisher noch keine zielführenden Hinweise eingelangt, die zu einer Ausforschung der Täter führen könnten.

"Der Ermittlungsstand ist noch der gleiche wie am Sonntag", sagt Fulya Öncel, Sprecherin der Landespolizeidirektion. Die Suche nach den Schützen würde aber auf Hochtouren laufen.
In Bezug auf Motiv und Täter scheint der Verfassungsschutz vorerst ähnlich im Dunkeln zu tappen, wie Anfang Juni 2016 nach dem Brandanschlag auf das damals unmittelbar vor der Eröffnung stehende Asylwerberheim in Altenfelden. Trotz Ergreiferprämie von 5000 Euro konnte dieser Anschlag nie zugeordnet werden. Anders im Fall des Molotowcocktail-Anschlags auf ein türkisches Vereinslokal im August 2016 in Wels - zwei kurdisch-stämmige Männer wurden als Täter verhaftet.

"Ergibt keinen Sinn"
Wie berichtet, hatte am Sonntag um 2.10 Uhr früh ein altes, dunkles Auto auf dem Parkplatz der Flüchtlingsunterkunft gehalten. Mit einer Schrotflinte wurden vom Beifahrersitz aus zwei Schüsse gezielt abgefeuert. Die Schrotkugeln durchschlugen die Eingangstür, blieben in der Wand dahinter stecken. Die Bewohner - darunter zwei Kinder - blieben unverletzt.
Bürgermeister Peter Auerbach (SPÖ) rätselt über das Motiv, das für die Tat ausschlaggebend gewesen sein könnte. "Es ergibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn", sagt er. Als vor drei Jahren 30 Asylwerber auf dem privaten Areal einquartiert wurden, sei die Stimmung nicht die beste gewesen. Vor allem die Bewohner einer angrenzenden Siedlung seien besorgt gewesen. "Damals hätte man das vielleicht noch irgendwie verstehen können, doch jetzt sind nur noch zwölf Flüchtlinge einquartiert. Die Stimmung hat sich zum Positiven gewandelt, weil die Menschen gesehen haben, dass diese Flüchtlinge sich integrieren wollen und keine Probleme bereiten", sagt Auerbach.
Laut dem Polizeipsychologen Barnabas Strutz (45) deute die Tat aber darauf hin, dass hier jemand aus Frust, nicht gehört zu werden, ein gewaltsames Zeichen setzen wollte.

"Offenbar wollte er niemanden töten"
Polizei-Psychologe Barnabas Strutz (45) glaubt, dass Frust über die Migrationspolitik ein Motiv für den Anschlag gewesen sein könnte.

"Krone": Was könnte das Motiv für diesen Anschlag sein?
Barnabas Strutz: Das schaut nach einer Tat aus Frust und Aggression aus, mit der möglicherweise ein Zeichen gegen die Migrationspolitik gesetzt werden sollte.

"Krone": Warum greift jemand zu so drastischen Mitteln?
Strutz: Weil er vielleicht das Gefühl hat, dass vieles in der Gesellschaft komplett schiefläuft und er glaubt, anders nicht gehört zu werden. Dieser Mensch hat Existenzängste, fühlt sich durch nicht gehaltene Versprechungen etwa bezüglich Rückführungen enttäuscht. Das fortwährende Nicht-Handeln der Politik treibt ihn zur Selbstjustiz.

"Krone": Warum verwendet er dazu aber gerade eine Schrotflinte?
Strutz: Weil das anders als eine Pumpgun ein Gewehr für die Jagd ist, daher auch in vielen Haushalten vorkommt. Das ist kein Profi-Krimineller, dieser Tätertypus legt auch nicht heimtückisch Brände, sondern will einen krachenden Schuss vor den Bug abgeben. Offenbar wollte er niemanden verletzen und hat daher erst um 2 Uhr nachts zugeschlagen, wenn die Leute schlafen.

"Krone": Wie wäre ein derartiger Frust zu verhindern?
Durch eine transparente Politik, die weniger polarisiert und die Bevölkerung mehr mitreden lässt. Eine Volksbefragung zur Migrationspolitik wäre so eine Möglichkeit.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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