Über 1000 Einsätze

Binnen Sekunden legte Orkan unser Land lahm

Oberösterreich
19.08.2017 15:51

Das Epizentrum der Unwetterkatastrophe lag zwar eindeutig in St. Johann am Walde, doch der Orkan, der mit Windspitzen bis zu 130 km/h in der Nacht zum Samstag durch Oberösterreich gefegt hat, legte auch das restliche Land lahm. Die Aufräumarbeiten dauern heute, Sonntag, immer noch an.

Bei der Notrufnummer der Feuerwehr gab es zeitweise kein Durchkommen mehr - mehr als 1000 Einsätze wurden in der Linzer Landeszentrale fast zeitgleich koordiniert, 7500 Helfer von 500 Feuerwehren fuhren zu abgedeckten Dächern, umgestürzten Bäumen oder Bränden. "Über Bayern hatten sich mehrere Gewitter zu einer Linie zusammengeschlossen, diese zog durch ganz Oberösterreich. Der Wind hatte Orkanstärke", berichtet Meteorologe Michael Butschek von der ZAMG. Am stärksten war der Sturm in Hörsching (130 km/h), nicht viel schwächer in  Reichersberg (126 km/h) und Waizenkirchen (125 km/h). Binnen Sekunden legte dieser Orkan unser Land lahm.

Sirenen fielen aus
In rund  150.000 Haushalten wurde es dunkel, auch am Samstagvormittag waren noch 25.000 Oberösterreicher ohne Strom. "Wir hoffen, dass spätestens in der Nacht zum Sonntag wieder alles funktioniert", so Energie-AG-Sprecher Michael Frostel.  Die Stromausfälle machten auch die Alarmierung der Helfer schwierig, da Sirenen nicht funktionierten. Auch Firmen waren betroffen. In Helfenberg wurde etwa die Produktion in der Bäckerei Wolfmayr durch den Stromausfall gestoppt - die Kunden bekamen ihre Semmerln etwas später. Das Feuerwehrhaus in Micheldorf musste - wie viele ähnliche Einrichtungen - per Notstromaggregat versorgt werden. Acht Einsätze, etwa ein entwurzelter Baum, der auf eine Garage zu stürzen drohte, konnten dennoch absolviert werden.

Ponys auf der Flucht
Rund ging es in Bad Ischl, wo ein Zirkuszelt vom Wind aufgerissen wurde und verschreckte Tiere davonliefen: "Vier Ponys und vier Ziegen waren weg. Das war eine gefährliche Situation, weil gleich daneben die Bundesstraße ist, Lenker hätten die Tiere rammen können", so Oberbrandinspektor Jochen Eisl. Die Vierbeiner kamen aber bald von selbst zurück, die Kameraden sicherten das Zelt mit Abdeckplanen.

Sturmwarnung ignoriert
Die Sturmwarnung offenbar ignoriert haben Segler am Attersee, wo die Weyregger Wasserrettung unter gefährlichen Umständen zur Lebensrettung ausrücken musste: Zwei Meter hohe Wellen hatten die Urlauber, die um 23 Uhr noch am See unterwegs waren, in Seenot gebracht. Die Retter zogen sie ans Ufer.

Dramatische Szenen auch in Gilgenberg: Bei einer privaten Feier im Freien stürzte durch den Sturm eine 20 Meter hohe Fichte um und verletzte vier Gäste (48, 28 und 31 Jahre). Lahmgelegt wurden zudem viele Verkehrswege, auch der Zugverkehr war betroffen: Noch am Samstagnachmittag gab es keine Verbindungen der ÖBB zwischen Schärding und Passau, es gab einen Ersatz mit Bussen.

Jasmin Gaderer, Markus Schütz / Kronen Zeitung

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