Bronze für Superstar

Bolt entthront! Gatlin holt WM-Titel über 100 m

Sport
05.08.2017 22:54

Dieses Mal haben die Vorzeichen nicht getrogen, dieses Mal hat es für Usain Bolt nicht gereicht. Der jamaikanische Sprintstar musste sich bei der WM in London bei seinem Abschied von der großen Bühne mit der Bronzemedaille über 100 m begnügen. Gold ging an seinen Dauerrivalen Justin Gatlin, der vom Großteil der 55.900 Zuschauer im Olympiastadion ausgebuht wurde.

Die Fans feierten Bolt wie einen Sieger und Bolt feierte sich selbst, obwohl er sein zwölftes WM-Gold verfehlt hatte. "Ihr seid wunderbar, ich danke euch", schrie Bolt nach einer Umarmung mit Gatlin mehrere Male ins Stadionmikrofon. Zum zweiten Mal bei einer WM verlor er den Sprint-Titel, 2011 in Daegu schied er mit Fehlstart aus.

Erster Sieg von Gatlin im zehnten Duell
Gatlin setzte sich in 9,92 vor seinem Landsmann Christian Coleman (9,94) durch, Bolt erreichte mit 9,95 Saisonbestleistung. Es war im zehnten direkten Duell der erst zweite Sieg von Gatlin gegen Bolt, zuletzt war dies am 6. Juni 2013 in Rom der Fall gewesen. Beim Stand von 8:2 wird es bleiben, denn der achtfache Olympiasieger Bolt wird am kommenden Samstag mit seinen Teamkollegen nur noch den Sprint-Staffelbewerb (4 x 100 m) bestreiten und danach seine Laufbahn beenden.

2013 in Moskau und 2015 in Peking musste sich Gatlin jeweils mit WM-Silber hinter Bolt begnügen, ebenso bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Seine großen Freiluft-Titel stammen mit Olympia-Gold 2004 in Athen und dem WM-Sprint-Double 2005 in Helsinki aus der Ära vor Bolt und zwischen seinen eigenen zwei Dopingsperren.

Ältester 100-m-Weltmeister der Geschichte
Die Fans verziehen Gatlin seine Vergangenheit nie, auch in der Stunde seines vielleicht größten Triumphes verweigerten ihm die meisten den Applaus. Mit 35 Jahren ist er der älteste 100-m-Weltmeister der Geschichte.

Die Organisatoren hatten die Zuschauer schon den ganzen Abend auf Bolt eingestimmt, heizten dem ohnehin schon keine Grenzen mehr kennenden Hype noch zusätzlich an, waren mit einer eignen Bolt-Cam unterwegs und blendeten auf den Vidiwalls die besten Nachahmer des "Lightning Bolt" ein. Zusätzlich machte das WM-Maskottchen ein spezielles Blitz-Aufwärmprogramm mit dem Publikum.

Bolt: "Ich werde die Leichtathletik immer vermissen"
"Ich werde die Leichtathletik immer vermissen. Ich genieße es, mit der Menge zu spielen und die Energie zu spüren", sagte Bolt in London, wo ihm nun der wichtigere erste Teil seiner letzten großen Mission misslang.

Nur drei Wettkämpfe über 100 m hat Bolt in diesem Jahr vor der WM bestritten. Er lief bei seinem Farewell in Kingston 10,03, in Ostrava 10,06 und in Monaco wie bei der WM 9,95. In London kam er im Vorlauf auf 10,07 und jammerte laut über die wackeligen Startblöcke, dermaßen schlechte habe er noch nie erlebt. Der Leichtathletik-Weltverband beschwichtigte, es seien die gleichen wie immer. Zeigt die Lichtgestalt bei seinem letzten Auftritt Nerven?

Das Halbfinale am frühen Samstagabend sollte Aufschluss über die Form bringen, denn Bolt war im selben Lauf wie Coleman, der mit 9,82 schnellste Mann des Jahres. "Nach dem Halbfinale kann ich sagen, was ich drauf habe", hatte Bolt vorher klargemacht. Er lief in 9,98 Sekunden 1/100 hinter Coleman ins Ziel, hatte aber schon Meter vor der Ziellinie seinem Blick zum Kontrahenten gewandt, der diesen erwiderte.

Kurz stand Bolt anschließend die Verwunderung ins Gesicht geschrieben, denn auf der Anzeigentafel fehlte sein Name im Ergebnis. Der Stadionsprecher beruhigte umgehend.

Vorbereitung nach tragischem Tod von Mason unterbrochen
Auch wenn er stets von "hundertprozentiger Zuversicht" sprach, war doch fraglich, wie stark sich Bolt in London wirklich präsentieren wird. Im April hatte er nach dem tragischen Tod seines Freundes Germaine Mason seine Vorbereitung für einige Wochen unterbrochen. Der britische Hochspringer jamaikanischer Herkunft starb nach einem Motorradunfall in Kingston, er hatte zuvor eine Party besucht, auf der auch Bolt war.

Bolt half mit, im Heimatort Masons in Long Road das Grab für den Olympiazweiten von Peking auszuheben und trug bei der Beerdigung mit Tränen im Gesicht auch dessen Sarg. "Das war eine sehr harte Zeit für mich. Ich hatte noch nie jemanden verloren, der mir so nahe stand. Ich musste mich zurückziehen, habe drei Wochen nicht trainiert. Mein Trainer hat mir dafür den Freiraum gegeben und die Zeit zu trauern", erzählte Bolt.

Es seien seine engsten Vertrauten gewesen, die ihn wieder in die Spur Richtung London-WM gebracht hätten. "Sie sagten, 'wir wissen, dass es hart ist, aber du musst wieder mit dem Training beginnen. Germaine freute sich darauf, zu deinem letzten Rennen zu kommen, deinen Wettkampf zu verfolgen und das Erbe zu sehen, das du hinterlässt'". Das habe ihm geholfen, zurückzukommen.

"Ich will es für ihn und für seine Familie. Und all meine Freunde, die mich in der schweren Zeit unterstützt haben", bekräftigte Bolt. Er hielt sein Versprechen und trat bei der WM an. Er siegte nicht. Doch tatsächlich schien die Platzierung an diesem Abend nebensächlich.

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(Bild: KMM)



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