Weg vom Förderwahn

Erziehung: Weniger ist oft mehr

Leben
28.07.2017 10:03

Eine unbelastete, glückliche Kindheit soll der Nachwuchs haben. Warum wir ihn daran mehr hindern als fördern.

Freiräume erobern, eigene Erfahrungen machen und sich frei entfalten dürfen. "Ich kenne keine einzige Mutter und keinen einzigen Vater, der das nicht sofort unterschreiben würde. Niemand will sein Kind so fest an sich binden, dass es ein Leben lang unselbstständig bleibt. Niemand will zum Juristen seines Kindes mutieren, der sofort mit Klage droht, sobald in der Schule mal ein Problem auftaucht. Und niemand will sein Kind durch Förderwahn ganz rappelig machen", ist der deutsche Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff überzeugt. Trotzdem ist genau das die Welt, in der Kinder heute groß werden, gibt der deutsche Bestsellerautor in seinem jüngsten Buch zu bedenken.

Rückkehr zur Intuition
Materiell mag es Kindern heute außerordentlich gut gehen. Doch die Vorstellung, dass die heutige Gesellschaft ihnen beste Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen bietet, ist laut Winterhoff "definitiv falsch". Es ist leider normal, wenn der Nachwuchs keinen freien Nachmittag in der Woche mehr hat, an dem er sich spontan verabreden kann. Und ebenso normal, wenn er sich Tage lang hinter geschlossenen Türen auf Tauchstation geht, um den Highscore eines Spieles zu knacken. Winterhoff zeigt auf, wie wir Kindern wieder eine Kindheit schenken können, die ihren Namen auch verdient.

Kommentar von Eltern-Kids-Coach Nina Petz
Mein Ex-Mann raucht sich abends gerne ein, auch wenn unser Sohn (14) bei ihm übernachtet. Ich habe Sorge, dass mein Kind ihn mal dabei erwischt und das seine Hemmschwelle zu Drogen sinken lässt.

Reden Sie Klartext mit Ihrem Ex-Mann! Denn je länger diese Diskussion dauert, desto unwahrscheinlicher ist es, so denke ich, dass Ihr Ex tatsächlich die Problematik erkennt. Machen Sie ihm deshalb deutlich, dass es sich hierbei nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine Straftat handelt. Kommunizieren Sie ihm unmissverständlich, dass Sie ein derartiges Verhalten nicht akzeptieren. Nimmt er Sie nicht ernst bzw. haben Sie Anlass zur Sorge oder den Verdacht, dass er Sie hintergeht, denken Sie an das Wohl Ihres Sohnes. Warnen Sie Ihren Ex vor, dass Sie "offizielle" Schritte unternehmen werden, sollte er sich künftig nicht an Vereinbarungen halten. Anschließend haben Sie die Möglichkeit, eine gemeinsame Elternberatung zu besuchen, um mit einem unabhängigen Dritten noch einmal alle Fragen zu klären - oder Sie wenden sich direkt an das Jugendamt bzw. die Polizei. Dies mag vielleicht hart klingen, jedoch sehe ich keine andere Möglichkeit, damit das Wohl Ihres Sohnes beibehalten wird.

Susanne Zita, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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