Herwig van Staa:

Wenn überhaupt, trete ich an unwählbarer Stelle an

Tirol
17.07.2017 19:36

Gemeinderat, Bürgermeister von Innsbruck, Landeshauptmann, Landtagspräsident: Herwig van Staa (75) wird sich 2018 nach 29 Jahren aus der Politik zurückziehen. Die "Krone" zog mit ihm Bilanz.

Herr Landtagspräsident, Sie wurden vor kurzem 75 Jahre alt. Wie geht es Ihnen?

Herwig van Staa: Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, sage ich augenzwinkernd immer: Besser, als einigen in meiner Partei lieb ist. Und viel, viel besser, als es sich manche Oppositionsparteien wünschen. Aber im Ernst: Gesundheitlich geht es mir gut. Natürlich bin ich ab und zu in Behandlung, doch ich bin zufrieden.

Machen Sie noch täglich Ihre Liegestütze?

Nein, das geht leider nicht, ich habe eine Schulterverletzung . Aber ich gehe noch regelmäßig mit meiner Frau spazieren.

Sie haben angekündigt, nach der nächsten Landtagswahl aus der Politik auszuscheiden. Herwig van Staa ohne Politik - ist das überhaupt vorstellbar?

Wenn man so lange politisch tätig ist, wie ich - ich habe seit 1989 ein politisches Mandat -, dann wird die Politik auch weiterhin eine Rolle spielen. Aber eine untergeordnete. Wenn gewünscht, dann kandidiere ich wieder. Aber nur auf einer unwählbaren Stelle.

Was werden Sie denn mit der vielen Zeit machen, die Sie mit Ihrem Ausscheiden aus der Politik dazugewinnen?

Ich habe ja auch noch andere Aufgaben - wie bei der Gedächtnisstiftung und beim Alpenzoo, dessen Präsident ich noch bin. Damit werde ich mich künftig intensiver beschäftigen können. Und mehr Zeit für mein Hobby, dem Lesen, habe ich auch.

Sie wurden 1989 Gemeinderat in Innsbruck, 1994 Bürgermeister, 2002 Landeshauptmann und 2008 Landtagspräsident. Was war die schönste Aufgabe?

Jedes Amt hatte seine Höhen und Tiefen. Als Bürgermeister habe ich die Stadtfinanzen und die Kommunlabetriebe saniert - das war sicher einer der Höhepunkte in dieser Zeit. Außerdem wurde in dieser Zeit auch sehr viel gebaut. Der schlimmste Tag war jener, als das Unglück am Bergisel passierte. Da habe ich die ganze Nacht mit verzweifelten Eltern Kinder gesucht.

Und als Landeschef von 2002 bis 2008?

Da fallen mir spontan die Fusionierung der Tiroler Tourismusverbände sowie die Gründung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ein. Und unser sparsamer Umgang mit dem Steuergeld hat den Grundstein für die heutige, solide Situation des Landes gelegt. Negativ in Erinnerung habe ich die Hochwasser-Katastrophe von 2005, als das Paznaun weggespült wurde. Und geärgert habe ich mich, dass ich ein paar Mal falsch bzw. aus dem Zusammenhang heraus gerissen, zitiert wurde.

Meinen Sie damit denn die Sache mit dem "Hungerleider-Bezirk" Außerfern?

Ja, zum Beispiel.

Wie war denn das wirklich?

Es gab damals eine Debatte über die Pensionsreform. Die Gewerkschafter haben damit gedroht, das Planseewerk zu bestreiken. Dann habe ich erklärt, dass ich das für überzogen halte und gesagt: Sie wissen schon, was das Außerfern ohne die Planseewerke wäre, ein Hungerleider-Bezirk. Ähnlich war es mit der Unterstellung, dass ich die Osttiroler als undankbares Gesindel bezeichnet haben.

Wie war das wirklich?

Mir wurde immer wieder vorgeworfen, dass ich nichts für die Osttiroler tue. Dabei habe ich dafür gesorgt, dass Osttirol eine EU-Sonderförderung von 100 Millionen bekommen hat. Bei einer Veranstaltung im Bezirk habe ich dann gesagt: "Also zu behaupten, dass 100 Millionen nix sind, das ist eine Undankbarkeit." So war das. Aber diese beiden Aussagen würde ich so heute sicher nicht mehr treffen.

Mit dem Wissen von heute: Würden Sie heute auch wieder so entscheiden wie 1989?

Ich wollte nie in die Politik und ich habe nie damit spekuliert, Bürgermeister von Innsbruck und schon gar nicht Landeshauptmann von Tirol zu werden. Ich habe mich damals eher - und lieber - im Nationalrat gesehen. Aber um Ihre konkrete Frage zu beantworten: Ich würde den selben Weg noch einmal so gehen.

Markus Gassler, Kronen Zeitung

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