Psychologin warnt

„Gewalt gegen Frauen wird wieder salonfähig!“

Oberösterreich
28.06.2017 18:32

Ein Opfer von Gewalt durch den (Ex-)Partner zu werden, ist nach wie vor die größte Gefahr für Frauen in Oberösterreich. Seit 35 Jahren bietet das Frauenhaus Linz Betroffenen Schutz. Die klinische Psychologin Gabriele Wagner betreut im Kepler Uniklinikum Frauen und Kinder, die Gewalt in ihrer Familie erlebten.

Krone:Haben Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung den Eindruck, dass Gewalt gegen Frauen bei uns rückläufig ist?
Wagner: Nein. Laut Tätigkeitsbericht des Gewaltschutzzentrums OÖ mussten im Vorjahr 2352 bedrohte oder misshandelte Personen betreut werden, bei 1293 dieser Fälle lag ein Betretungsverbot oder eine Wegweisung vor. Das sagt schon viel aus. Ich hab’ den Eindruck, dass gewisse Formen der Gewalt wieder salonfähig werden.

Krone:Haben Sie ein Beispiel?
Wagner: Ich hab’ kürzlich im Bus eine Gruppe österreichischer Männer, alle so zwischen 20 und 25 Jahre alt, erlebt. Einer hat erzählt, dass er seiner Freundin eine Ohrfeige verpassen musste, weil sie lästig geworden sei. Ein anderer hat erwidert, dass das bei ihm vorerst nicht notwendig war.

Krone:Welchen Formen von Gewalt sind Frauen ausgesetzt?
Wagner: Neben körperlicher und sexueller auch psychologischer Gewalt - dazu gehören etwa die ökonomische Gewalt durch Geldverweigerung, soziale Isolation durch Einsperren, die Kontrolle aller Kontakte oder Stalking.

Krone:Welche Langzeitfolgen drohen den Gewaltopfern?
Wagner: Depressionen, Angstzustände, Panikattacken, Verlust des Selbstvertrauens, aber auch körperliche Symptome wie Bluthochdruck oder chronischer Durchfall.

Krone:Von wem droht Frauen die größte Gefahr?
Wagner: Von ihren Partnern und Ex-Partnern. Es ist eher eine Ausnahme, dass Übergriffe von Unbekannten erfolgen.

Krone:Wie sollen Opfer nach Übergriffen reagieren?
Wagner: Bei Drohungen sofort die Polizei anrufen und nicht zuwarten, bis es Ohrfeigen setzt oder es zu einer Messerattacke kommt. Hat es eine Vergewaltigung gegeben, sollten die Opfer in Hinblick auf Spuren nicht duschen, bevor sie von Fachärzten untersucht worden sind und ihre Kleidung nicht waschen.

Interview: Jürgen Pachner

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