Türken am Balkan

Doskozil warnt vor schleichender Islamisierung

Österreich
27.06.2017 11:16

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) blickt angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklung sorgenvoll auf den Balkan und sieht die Gefahr einer "schleichenden Islamisierung". "Das Gewicht der EU auf dem Balkan schwindet. Dagegen bauen die Türkei und Saudi-Arabien ihren Einfluss aus", meint Doskozil in einem Interview mit der Online-Ausgabe der deutschen Tageszeitung "Die Welt".

Vor allem im Kosovo, in Albanien und Serbien gewinne die Türkei zunehmend an Einfluss. Vor diesem Hintergrund warnt der österreichische Minister die NATO davor, im Rahmen ihrer Missionen am Balkan mehr türkische Kontingente zuzulassen. Gleichzeitig mahnt Doskozil Deutschland und andere Staaten der Militärallianz, ihr Engagement in der Region zu intensivieren. Denn ein türkisches Übergewicht könne nicht im Interesse der Europäer liegen.

Türkei blockiert österreichische NATO-Kooperation
Österreich selbst ist nicht NATO-Mitglied, stellt aber im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden Hunderte Bundesheersoldaten in Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo. Über deren Einsatz ist zuletzt ein Streit zwischen Ankara und Wien entbrannt. Als Reaktion auf die kritische Haltung der Bundesregierung gegenüber der Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan blockieren die Türken derzeit die Teilnahme Österreichs an Partnerschaftsprogrammen. Laut "Welt" gibt es Hinweise darauf, dass türkische Soldaten jene Lücken füllen könnten, die im Falle eines größeren Abzugs der Österreicher entstehen würden.

Die Türkei gilt neben Saudi-Arabien als großer Investor in Bosnien-Herzegowina, Albanien und im Kosovo. So versucht Ankara mit großzügigen finanziellen Hilfen bei der Renovierung von Moscheen, die während der Kriege in den 90er-Jahren zerstört wurden, die Herzen der muslimischen Bevölkerung zu erobern. Im Kosovo sind türkische Unternehmen vor allem im Lebensmittelbereich, beim Straßenbau und im Energiesektor stark vertreten.

Russland und Türkei wichtigere Partner als EU
Diese türkischen Bestrebungen werden von der verfehlten EU-Politik am Balkan indirekt unterstützt. Zwar fließen aus Brüssel ebenfalls Milliarden in die Region, doch werden Russland und die Türkei als wichtigere Partner bei der Entwicklung der Region gesehen. "Der Balkan hört nicht mehr auf Brüssel", schrieb vor Kurzem das russische Nachrichtenportal "Sputnik" spöttisch.

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