Bikini-Bilder im Web

Handyverbot in Wiener Bädern “nicht umsetzbar”

Nachrichten
27.06.2017 15:44

Die Temperaturen steigen und die Hitze lockt immer mehr Wiener in die zahlreichen Freibäder der Stadt. Stets dabei: Das Smartphone. Schnell noch ein Selfie und ab damit auf Facebook oder Instagram! Zum Schutz von Badegästen, die ihr Foto nicht ungefragt im sozialen Netz finden wollen, wurde nun in Deutschland in manchen Freibädern ein Fotografierverbot eingeführt, in Wien ist ein solches in der Badeordnung festgelegt. Ein definitives Handyverbot, wie bei den Nachbarn angedacht, ist jedoch "nicht umsetzbar"!

Um das Persönlichkeitsrecht zu schützen, verschärften in Deutschland bereits zahlreiche Bäder zu Beginn der Saison ihre Regeln und verboten das Fotografieren. In manchen folgte ein grundsätzlicher Bann von Smartphones aus dem Freibad. Immerhin wünscht sich niemand, dass seine Badefotos oder die seiner Kinder irgendwo im World Wide Web zu finden sind.

"Kontrollen nicht möglich!"
Auch in der Badeordnung der städtischen Sommerbäder in Wien findet sich ein solches Fotografieverbot: "Ferner ist das Fotografieren und Filmen von Personen und Gruppen ohne deren Einwilligung ausdrücklich verboten”, heißt es dort in Punkt sieben. Diese ist auch in sämtlichen Wiener Bädern im Eingangsbereich ausgehängt. "Ich bezweifle jedoch, dass sie irgendjemand liest!", so Bädersprecher Martin Kotinsky auf City4U-Anfrage. "Grundsätzliche Kontrollen sind nicht möglich. Selbstverständlich schauen wir jedoch und ermahnen, sollten wir sehen, dass jemand auffällig Kinder oder Frauen fotografiert."

"Verbot bringt nichts!"
Eine eigene Ausschilderung mit einem separaten Hinweis auf ein Fotografierverbot gibt es laut MA 44 nur in den FKK-Bereichen, von einem absoluten Handyverbot sieht man ab. "Ein allgemeines Verbot bringt nichts! Jeder hat ein Handy eingesteckt und man kann dieses ja nicht jedem abnehmen. Zumal wir wahrscheinlich drei Tage bräuchten, um sie dann auch wieder allen retour zu geben", Kotinsky weiter. Auch von einer Sticker-Anbringung vor der Kameralinse, wie in manchen Bädern in Deutschland angedacht, ist laut ihm "nicht umsetzbar". Er erklärt: "Ich kann ja nicht drei Millionen Sticker auf Handys kleben. Und, ob diese danach wieder abgenommen werden, kann ich ja wieder nicht kontrollieren!"

In Linz hingegen weist - wie ein Krone-Leserreporter berichtet - nun auch eine neue Tafel am Pleschinger See unmissverständlich per Piktogramm auf ein (Handy)Kamera-Verbot hin.

Recht am eigenen Bild
"Andere Leute ohne deren Erlaubnis zu fotografieren und diese Fotos zu veröffentlichen, ist nicht grundsätzlich verboten", stellt Mag. Christian Kern von der Kanzlei Preslmayr Rechtsanwälte OG im City4U- Interview klar. "Ein allgemeines Fotografieverbot, also Bilder aufzunehmen, gibt es in Österreich nicht. Verboten ist jedoch die Veröffentlichung, aber nur dann, wenn die berechtigten Interessen des Abgebildeten verletzt werden. Darunter versteht man alles, wodurch dieser bloßgestellt, entwürdigt oder herabgesetzt, das Privatleben preisgegeben wird, die Veröffentlichung zu Missdeutungen Anlass geben kann oder zu Werbezwecken verwendet wird."

Dieses sogenannte "Recht am eigenen Bild" ist in Österreich im Urheberrechtsgesetz geregelt. § 78 UrhG besagt: "Bildnisse von Personen dürfen weder öffentlich ausgestellt, noch auf eine andere Art, wodurch sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, verbreitet werden, wenn dadurch berechtigte Interessen des Abgebildeten [...] verletzt würden."

Eine Graugrenze, abhängig vom individuellen Fall. "Je nach einzelfallbezogener Beurteilung kann damit etwas rasch zum Streitfall werden.", so Kern.

"Privates Fotoalbum statt Facebook nutzen!"
Daher rät Barbara Buchegger von saferinternet.at grundsätzlich jedem davon ab, Fotos von anderen Leuten ohne deren Einverständnis zu veröffentlichen. Auch Elternteile sollten keine Bilder ihrer Kinder auf sozialen Plattformen posten: "Leider weiß man nie, was mit den Bildern passiert und ob sie nicht für andere Dinge zwecksentfremdet werden. Daher raten wir auch Familien dringend, Bilder von Badehose und Bikini wirklich nur im privaten Fotoalbum zu veröffentlichen!"



Julia Ichner
Julia Ichner
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