Präventionsprojekt

Krisen erkennen und Schüler vor Suizid bewahren

Tirol
26.06.2017 16:16

Im Vorjahr nahmen sich in Tirol 95 Menschen das Leben. Während in den meisten Altersgruppen die Selbsttötungen zurück gehen, ist die Rate bei Jugendlichen zuletzt eher steigend. Mit einem Schulprojekt will der Verein BIN dem nun entgegenwirken. Rund 750 Schüler, Lehrer und Schulpersonal nehmen daran teil.

Antriebslosigkeit, der vermehrte Griff zum Alkohol und der Abbruch von Beziehungen sind nur einige der Warnsignale, die psychisch kranke Jugendliche aussenden. Einige von ihnen sahen leider auch im vergangenen Jahr im Suizid den allerletzten Ausweg aus der Krise.

"Suizid ist unter Jugendlichen eine der häufigsten Todesarten. Im Österreichvergleich liegt Tirol bei den Suizidzahlen der 15- bis 24-Jährigen an vierter Stelle. Die Rate ist bei den Jugendlichen in den letzten Jahren eher steigend. Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen", meint Christian Haring, Primar des Psychiatrischen Krankenhauses Hall und Obmann des Suchtberatungsvereins BIN.

An zehn ausgewählten Schulen in ganz Tirol wird daher im Herbst das vom Fond Gesundes Österreich, Land Tirol und Rotaryclub Schwaz finanzierte Projekt YAM (Youth Aware of Mental Health) starten. 14- bis 16-Jährigen sollen dabei im Umgang mit Stress, Krisen, Depression und Suizidgedanken gestärkt werden.

Gleichaltrige als Helfer

"In schwierigen Situationen sind für Jugendliche Gleichaltrige meist die ersten und wichtigsten Ansprechpartner", weiß Haring. Das Projekt sei auch deshalb ganz auf interaktive Rollenspiele und Bewährungsstrategien zwischen den Jugendlichen fokussiert. "Wir wissen aus vorangegangenen Projekten, dass dies der erfolgversprechendste Ansatz ist, um Jugendliche zu erreichen. Das Risiko von Suizidgedanken und -versuchen kann dadurch um die Hälfte reduziert werden", sagt Projektleiterin Raphaela Banzer. Im zeitlichen Rahmen von fünf Schulstunden sollen Schüler im Klassenkontext für die Wahrnehmung und die Vermeidung von Risikoverhalten sensibilisiert werden. "Es geht dabei vor allem darum, Empathie, Offenheit, Kommunikations- und Problemlösefähigkeit im Umgang mit Depression und Suizidalität zu fördern", erklärt Banzer. "Lehrer und Schulpersonal werden dabei ebenso mit einbezogen."

Auch Landesschulärztin Claudia Mark sieht im Projekt einen äußerst "wertvollen Beitrag".

Samuel Thurner, Kronen Zeitung

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