Unser Irland-Legio:

“Der Europacup war noch ein großes Ziel”

Salzburg
19.06.2017 07:16

Lukas Schubert (27) spricht im "Krone"-Interview über seine letzten Monate in Irland, den Schock nach dem Tod seines Kapitäns und warum ihn sogar Island sehr reizen würde. Der Ex-Grödiger war zu Besuch in der Heimat Salzburg.

Lukas, du spielst jetzt in der 2. Saison mit Derry City in der irischen Liga, hast den dreiwöchigen Summer-Break für einen Heimaturlaub in Salzburg genutzt. Heute ist die Europa-League-Auslosung. Was wäre das Wunschlos?

Wir könnten den schottischen Rekordmeister Glasgow Rangers bekommen. Das wäre ein Traum.

Für dich wartet auf jeden Fall das Europacup-Debüt.

Das war auch ein Grund, warum ich in Irland noch einmal verlängert habe, der Europacup war ein großes Ziel. Damals in meiner Grödig-Zeit war ich aufgrund meiner Herzmuskelentzündung ja nicht dabei.

Ihr habt 2016 Platz drei belegt, seid nun Fünfter der 12er-Liga. Welchen Stellenwert hat Fußball in der 85.000-Einwohner-Stadt?

Ein Beispiel: Derry hatte einst Paris Saint Germain zu Gast, daheim ein 0:0 erreicht. Nach Paris sind über 3000 Fans mitgereist. Bei den Liga-Heimspielen haben wir bis zu 5500 Fans. In England wird sehr viel bezahlt. In Irland schaut es anders aus, sind kaum mehr als 2000 bis 3000 Euro pro Monat drin, wie man hört.

Wie lebt es sich dort?

Seit der Brexit-Ankündigung schlechter, weil das Pfund so gefallen ist (lacht). Es gibt hier fast nur Jahres-Verträge die von Jänner bis Oktober laufen. Die restlichen zwei Monate ist man beim AMS. Aber ich kann mich nicht beklagen. Ich habe mit meiner Freundin eine schöne 75-Quadratmeter-Wohnung, ein Dienstauto hat aber nur der Trainer. Ich weiß, dass ich mit dem Fußball nicht aussorgen werde. Aber ich kann mir was von der Welt anschauen und nach meiner Herzmuskel-Geschichte den Fußball genießen.

Apropos: Damals stand das Ende deiner Karriere im Raum. Wie geht es dir jetzt?

Es passt alles. Ich werde ganz genau untersucht, achte aber speziell auf die Ernährung, reduziere Zucker so gut es geht. Wenn ich verkühlt bin, gehe ich nicht trainieren. Das kommt bei den harten Iren nicht so gut an, aber ...

... aber es gab den traurigen Fall deines Kapitäns, der nach übertauchter Grippe mit 27 tot im Bett lag.

Das war im April ein riesiger Schock. Er hat mit Tabletten gespielt. Nach dem Training am nächsten Tag hat er sich ins Bett gelegt und ist gestorben.

Wie bist du angesichts deiner Vorgeschichte damit umgegangen?

Es gab schon Vorzeichen, er hat sich beim Liga-Match auf die Brust gegriffen. Aber keiner hat sich etwas sagen getraut.

Und der Abschied?

Alle Spieler haben sich am Abend daheim bei ihm, als er noch im Bett lag, verabschiedet. Er war völlig verkrampft. Das vergisst man nicht. Wir haben dann die nächsten fünf Partien nicht mehr gewonnen. Und wir alle hatten irgendwie Angst vorm Einschlafen.

Wie geht es bei dir  weiter?

Ich bleibe noch bis Oktober, dann bin ich bereit für ein neues Abenteuer. Denn meiner Freundin regnet es hier zuviel (lacht). Island, Gibraltar oder Skandinavien würden mir taugen.

Interview: Herbert Struber, Kronen Zeitung

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