HL-Bahn

Wo die Züge rasen werden

Kärnten
16.06.2017 10:34

"Krone"-Lokalaugenschein auf Kärntens größter und teuerster Baustelle: 2000 Arbeiter treiben die HL-Bahn zwischen Klagenfurt und Graz mit Hochdruck voran.

Noch 2,5 Kilometer in der Südröhre und etwas mehr in der Nordröhre - dann sind die 32,9 Kilometer geschafft, die der längste Eisenbahntunnel Österreichs lang sein wird; der Koralmtunnel, der gleichzeitig das Herzstück der künftigen Hochleistungsbahn zwischen Klagenfurt und Graz darstellt.

Ein Schienenstrang, auf dem in kaum acht Jahren die Züge mit bis zu 250 km/h dahinrasen und die Landeshauptstädte auf 45 Fahrminuten nahebringen werden.

Seit der Vorwoche ist die gesamte Strecke in Bau, etwa 2000 Arbeiter wühlen sich im Schichtbetrieb durch die Landschaft.

Der Koralmtunnel ist dabei nur ein Abschnitt; einer, der mit drei Bohrmaschinen vorangetrieben wird - automatische Riesenwürmer, die sich durch das Gestein fressen, den Schutt auswerfen und die Betonschale gleich ausformen.

Doch irrt, wer glaubt, dass dieser so lange Tunnel das schwierigste Problem wäre, das es zu bewältigen gibt. Nahe St. Kanzian ist es nicht die Härte, sondern die Weichheit des Untergrundes, die den Ingenieuren Kopfzerbrechen und den Bauarbeitern Geduld abverlangt. Hier werden Tausende Löcher in mühsamer Kleinarbeit in den Boden getrieben und mit Beton verfüllt, um der neuen Bahntrasse Halt zu geben.

Christoph Posch, ÖBB-Sprecher und Eisenbahnhistoriker in Personalunion, gerät beim "Krone"-Lokalaugenschein entlang der Bautrasse mehrfach ins Schwärmen. "5,4 Milliarden Euro werden hier verbaut; in ganz Österreich an dieser Verbindung sogar 11,3 Milliarden."

Es sind Teile der "Baltisch-Adriatischen Achse", die die aufstrebenden Häfen Italiens mit dem Raum Danzig verbinden wird. Posch: "In Österreich gehören neben der Koralmbahn auch der Semmeringtunnel und die Nordbahn dazu."

Aber auch andere Infrastruktur-Einrichtungen zählen zum Gesamtvorhaben; wie der Bahnhof Lavanttal nahe St. Paul. Sieben Geleise werden hier bald nebeneinander liegen, weil nicht nur die pfeilschnellen Fernverbindungen, sondern auch Nahverkehrsgarnituren und Lastzüge hier verkehren sollen und diese aneinander vorbei müssen. Und weil die örtliche Wirtschaft miteingebunden werden muss; etwa die "Holzschiene", die bis ins obere Lavanttal reicht; oder die Bleiburger Schleife.

Erst im Klagenfurter Becken wird der Verlauf fast idyllisch, wenn die Bahn den Draustausee quert, um auf dem einzigen schon vollständig fertigen HL-Gleis schnurgerade auf die Landeshauptstadt zuzudonnern.

Übrigens folgt die Bahn, so weiß Posch zu berichten, uralten Pfaden wie der römischen Verbindung zwischen Virunum und Celeia, dem heutigen Cilli. Auch diese Verbindung streifte schon die Koralm, in der sich die Bohrer abmühen, den "Durchstich" planmäßig zu schaffen - Ende des Jahres.

Hannes Mößlacher, Kärntner Krone

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