Zum Vatertag

Der Ersatzpapa als bester Freund

Leben
10.06.2017 16:05

Wird ein neuer Partner zum Familienmitglied, kommt es vor allem bei Erziehungsfragen zu vielen Diskussionen. Eine deutsche Studie widmet sich zum ersten Mal diesem Thema.

Stief- und Patchworkfamilien rücken immer mehr ins Blickfeld der Forschung. Zum ersten Mal hat nun ein deutsches Forschungsteam darüber eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht. Im Zentrum steht eine große Herausforderung: die beste Erziehung für unsere Kinder.

Neue Familienformen sind altes Phänomen
In Österreich gibt es momentan 80.000 Paare, die ihre Kinder in Stief- und Patchworkfamilien großziehen. Diese Familienformen sind vor allem Folge von Scheidungen und Trennungen.

Viele sprechen von einem neuen Phänomen, dabei gibt es Stief- und Patchworkfamilien schon länger. In früheren Zeiten entstanden sie durch den Todesfall eines Elternteils oder durch die damals häufiger vorkommende Müttersterblichkeit. Auch die großen Verluste im Krieg ließen einige Familien ohne Vater zurück.

Kindererziehung als große Herausforderung
In der aktuellen Studie wurden Kernfamilien, Stieffamilien und Patchworkfamilien zu ihrem Erziehungsalltag befragt. Ergebnis der Befragung ist, dass es vor allem bei Stieffamilien zu Konflikten kommt, wenn es um die Erziehung der Kinder geht. Grund dafür ist die schlechte Zusammenarbeit der Väter und Mütter. 18 Prozent der Stieffamilien geben an, dass sie kein gutes Team abgeben.

Auch wenn sie gemeinsame Entscheidungen treffen, kommt es bei Stieffamilien öfters zu Diskussionen als bei den anderen Familienformen. Die klassische "Bilderbuchfamilie" und Patchworkfamilien erzielen in der Studie bessere Ergebnisse und punkten vor allem mit Teamwork.

Gemeinsame Kinder fördern Teamgeist
Die Forscher gehen davon aus, dass gemeinsame Kinder den Teamgeist der Eltern verstärken. Mit dieser Annahme erklären die Wissenschaftler die schlechteren Ergebnisse von Stieffamilien in der durchgeführten Studie. Ein anderer Negativfaktor bei Stieffamilien: Der neu hinzukommende Elternteil muss die Kinder erst kennenlernen. An die neue Familiensituation müssen sich alle Beteiligten erst gewöhnen.

Oft stellt sich die Frage, inwieweit der Partner bei der Erziehung mitwirken darf. Vor allem ist es nicht immer klar, ob zum Beispiel der "neue" Vater von den Kindern als solcher akzeptiert wird. "Sätze wie: 'Du bist nicht mein Papa!' sind dann häufige Einwände der Kinder", erklärt der Psychotherapeut und Spezialist für Familientherapie Daniel Hitschmann im "Krone"-Gespräch.

Neuer Partner als bester Freund fürs Kind
Bis zum Volksschulalter kann der neue Elternteil den Part eines Vaters oder einer Mutter einnehmen. Danach ist nur noch die Rolle des besten Freundes möglich. "Wichtig ist, dass man sich dann als verlängerter Arm des bestehenden Elternteiles sieht und nicht versucht, zwanghaft in die Rolle des Vaters oder der Mutter zu schlüpfen", so der Familienexperte.

Aber der neue Lebensgefährte kann in der Erziehung auch eine wertvolle Rolle übernehmen. Kinder erhalten eine weitere Person, die als Vorbild fungiert. "Der Partner und die Kinder können sich viel vom hinzukommenden Familienmitglied abschauen", erklärt Hitschmann der "Krone". Bei der Erziehung kann es dann zu anderen Blickwinkeln kommen.

Was für die Mutter zum Beispiel Laisser-faire ist, kann für den neuen Partner Gelassenheit sein. Mit einem gelasseneren Gefährten an der Seite können viele Situationen entschleunigt werden und Streitereien entstehen erst gar nicht.

Gute Partnerschaft als großes Erfolgsrezept
Als großes Erfolgsrezept für eine gelingende Erziehung nennt der Experte das Verhältnis der beiden Partner zueinander. "Wenn die Beziehungsebene stimmt, dann funktioniert auch die Erziehung der Kinder", so Daniel Hitschmann. Eine gute Partnerschaft sorgt also  für Familienharmonie.

Kathi Pirker, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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