Neues System

Kinderwunsch-Klinik: Akribische Arbeiten im Labor

Tirol
13.05.2017 14:09

Der Fall um vertauschte Eizellen in Vorarlberg ließ auch bei Paaren mit Kinderwunsch in Tirol Ängste aufkommen, dass eine künstliche Befruchtung fehleranfällig sei. Im Kinderwunsch-Zentrum der Uniklinik Innsbruck lief - dank eines ausgeklügelten Beschriftungssystems - bisher alles reibungslos. Eine neue Mikrochip-Technologie könnte die Arbeit noch erleichtern.

"Seit über zehn Jahren sind wir ein zertifiziertes Department und führen regelmäßig strenge Kontrollen durch", verdeutlicht Bettina Toth, Direktorin der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Uniklinik Innsbruck. Hinzu kommt, dass die Größe des Zentrums überschaubar ist. "Wir sind nicht nur auf den Kinderwunsch von Frauen spezialisiert, sondern nehmen diverse Eingriffe vor und haben eine Vielzahl an Sprechstunden. Somit sind künstliche Befruchtungen nur ein Teil unserer täglichen Arbeit", fügt die Direktorin hinzu.

Höchste Konzentration ist im IVF-Labor gefragt

Die herausfordernden Aufgaben zeigen sich dabei im In-vitro-Fertilisations-Labor (IVF). Dort wird jedes einzelne Gefäß beschriftet. "Es gibt kein Röhrchen, das nicht mit einem Patientenetikett gekennzeichnet ist. Embryonenschalen beschriften wir mit einem wasserfesten Stift - und zwar sowohl das Schälchen als auch den Deckel", sagt Privatdozentin Susanne Tollinger. Auch der Platz im Inkubator ist namentlich zugewiesen.

"Paare haben oft Angst vor Verwechslungen"

Bei Paaren, die nicht denselben Nachnamen haben, werden die Gefäße stets mit dem Namen der Frau versehen. "Wir sind zu dritt im Labor und sind uns der Verwechslungsgefahr sehr bewusst. Daher arbeiten wir stets hochkonzentriert, kontrollieren uns gegenseitig und das hat sich bisher bewährt", sagt die Expertin. Immer wieder müssen die Ärzte den Paaren die Angst vor Verwechslungen nehmen. "Diese Bedenken werden häufig geäußert. Wir erklären den Paaren dann stets, wie punktgenau wir arbeiten", teilt Toth mit.

Vielversprechend: Neue Mikrochip-Technologie

Obwohl sich das in Innsbruck angewandte Beschriftungssystem bewährt, gibt es dennoch eine neue Mikrochip-Technologie, die die Arbeit im Labor erleichtern würde - und zwar das Patienten-Identifikationssystem "RI Witness". Die Uniklinik Linz bietet es als bisher einziges Institut Österreichs an. "Das ’RI Witness’ arbeitet mit Radio-Frequenz-Erkennung. Auf allen Gefäßen werden Mikrochips angebracht. Diese schlagen sofort Alarm, sobald eine falsche Probe bearbeitet oder die falsche Patientin behandelt wird", erklärt Tollinger.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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"RI-Witness" gilt im Bereich der künstlichen Befruchtung derzeit als modernstes Sicherheitssystem mit Mikrochip-Technologie. Privatdozentin Susanne Tollinger verdeutlicht im "Krone"-Interview, was diese Neuheit auszeichnet.

Wie schlagen die an den Gefäßen angebrachten Mikrochips Alarm?

Diese computergesteuerten Mikrochips senden Signale aus. Diese werden von Empfangsantennen, die auf allen strategisch wichtigen Arbeitsplätzen positioniert sind, identifiziert und in weiterer Folge einem Paar zugewiesen.

Das Besondere daran ist, dass diese Chips sofort reagieren, sobald ein falsches Gefäß verwendet wird?

Genau. Sobald man etwa ein Schälchen einer anderen Patientin unter das Mikroskop stellt, gibt der Chip unverzüglich ein Warnsignal von sich. Und auch wenn man vergessen hat, übrige Reagenzröhrchen in den Mülleimer zu entsorgen, schlägt das Etikett auf der Stelle Alarm.

Eine Verwechslungsgefahr ist somit so gut wie ausgeschlossen?

Das System erleichtert die Arbeit im Labor und hat sehr viel Potenzial. Allerdings führt nicht jede Neuerung automatisch zu einer Verbesserung. Deshalb überprüfen wir derzeit noch, inwieweit die Mikrochip-Technologie in unserem Zentrum Verwendung finden kann.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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