So traurig!

Jugendamt nahm Mutter alle vier Kinder ab

Nachrichten
12.05.2017 15:15

Zwei Babyfotos sind alles, was ihr blieb. Petra L. ist vierfache Mutter, aber keines der Kinder darf bei ihr aufwachsen. Andreas, Miriam, Petra und Aragon - das Jugendamt nahm sie der 35-jährigen Niederösterreicherin nacheinander alle ab. Aber: ohne entsprechendem Gutachten. krone.at traf die einsamste Mutter Österreichs und sprach mit der zuständigen Behörde.

Eine Pizzeria in Herzogenburg. Verzagt und doch kämpferisch sitzen Petra und Andreas da. Endlich können sie jemandem ihre unglaubliche Geschichte erzählen. Sie spielt zwischen 2011 und 2016. In diesen fünf Jahren bringt Petra vier Kinder zur Welt. Unmittelbar nach der Geburt werden der Frau die Neugeborenen entzogen - aus Sorge um das Kinderwohl, betont das Jugendamt, jedoch ohne Vorliegen entsprechender Gutachten.

Völlig verzweifelt
Das Reden fällt der Mutter nicht leicht, ab und zu nimmt sie einen Schluck Cola. Petra L. ist krank, der Kindesvater Andreas Leeb (43) ist arbeitslos. In ihrer Verzweiflung haben sich die beiden an die "Krone" gewandt. Man wohnt in einem Rohbau, das Geld fehlt hinten und vorne.

Die Kindeswegnahmen
2011: Nach der Hausgeburt ihres Erstgeborenen Andreas, benannt nach dem Papa, brachte die Rettung Eltern und Kind in ein Krankenhaus in Linz. Um 21 Uhr sei ein Arzt mit Zettel in der Hand erschienen und hätte ihnen erklärt, dass ihr Sohn für sie gesperrt sei. "Als wir wissen wollten warum, drohte man uns mit der Polizei", so der Vater.

2012 kam Miriam zur Welt. Auch eine Hausgeburt mit Hebamme. Kurz nach der Geburt erhält die Hebamme einen Anruf vom Jugendamt. In zwei Stunden werde jemand das Baby abholen. Petra erinnert sich noch genau daran. "Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?", wollte sie wissen. Wenig später wurde sie wieder schwanger.

2014 bekommt das Paar wieder ein Mädchen. Ihr Name ist Petra, so heißt auch die Mama. Das Baby liegt in einer Steißlage, wieder soll sie mithilfe einer Hebamme zuhause geboren werden. Diesmal geht es aber mit der Hebamme ins Krankenhaus St. Pölten. Die Geburt verläuft gut. Nach einer Woche besuchten zwei Mitarbeiter vom Jugendamt, begleitet von zwei Polizeibeamten in Zivil, das Paar. Auch Petra wird den Eltern entzogen.

Mutter ortet "eine Intrige"
Kurz vor Aragons Geburt 2016 drohen die Behörden der Mutter auch noch mit Besachwaltung. Auch Aragon ist dann rasch weg, das Paar befürchtet, dass sie nicht mehr zusammenleben können und dass ihnen auch Hündin Jessie weggenommen wird. Ihre ehemalige Anwältin ist nun Petras Sachwalterin, für Petra "eine Intrige". Auf Anfrage von krone.at, wollte die zuständige Sachwalterin dazu keinen Kommentar abgeben.

Andreas lebt in Kirchdorf, Miriam in Wels, das ist alles, was sie wissen. Wo sich ihre zwei anderen Kinder aufhalten, ist ihnen nicht bekannt. Auskünfte über den Verbleib der restlichen Kinder werden den Eltern von den Behörden angeblich verweigert.

Für Jugendamt ist Erziehungsfähigkeit "nicht ausreichend gegeben"
Das Jugendamt Oberösterreich ist für die ersten beiden Kinder Andreas und Miriam verantwortlich. Man behauptet, es habe "Angebote bezüglich Besuchsrecht" gegeben. Die Kindeswegnahmen erklärt der stellvertretende Abteilungsleiter der Kinder- und Jugendhilfe Reinhold Rampler so: "Leider haben die Informationen die sich nachher ergeben haben, bis zum gerichtlichen Gutachten" gezeigt, dass die "Erziehungsfähigkeit leider nicht ausreichend gegeben ist".

"Kontrolle der eigenen Impulse muss gegeben sein"
Dass die Kindeswegnahmen lediglich auf Verdacht bzw. Gutdünken der Behörden erfolgt sei, bestreitet er: "Wenn Sie wissen, dass es ein Mindestmaß braucht um auch die Bedürfnisse eines so kleinen Säuglings wahrzunehmen und dass auch die Kontrolle der eigenen Impulse soweit gegeben sein muss, um ein Kind auch nicht zu gefährden, dann ist es so, wenn Zweifel in solchen Bereichen auftreten, dass man sich das sehr genau anschaut."

Besuch von der Polizei
Vor wenigen Tagen ist Petra L. zwangsvorgeführt worden. Drei Polizeiwagen haben sie frühmorgens abgeholt. Petra und Andreas L. wollen um ihre Kinder kämpfen: "Vielleicht haben die Behörden Recht, aber die Chance, finde ich, würde mir schon zustehen."

Ihr größter Wunsch zum Muttertag: Einmal alle ihre Kinder sehen können. Und Petra L. möchte noch einmal schwanger werden. Ein Kind bekommen, das ihr keiner wegnimmt.

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