Kalenderwoche 16

Sie stellen Fragen – Experten antworten

Gesund
21.04.2017 17:00

Unsere Leser haben jede Woche die Möglichkeit, sich mit medizinischen Fragen per E-Mail an die Gesundheitsredaktion der "Krone" zu wenden. Wir leiten die Anfragen an kompetente Fachleute aus allen Heilberufen zur Beantwortung weiter.

Muskelschwäche
Kurt C.: "Ich leide seit rund einem Jahr bei Belastungen wie Stiegensteigen oder dem Heben selbst leichter Lasten an Schmerzen und Schwäche in den Oberschenkeln bzw. Oberarmen. Im Krankenhaus wurde nach einer Reihe von Untersuchungen die Diagnose ,Mitochondriale Myopathie‘ gestellt. Angeblich gibt es dagegen keine Medikamente. Ich soll es mit Coenzym Q-10 und L-Carnitin sowie Physiotherapie versuchen. Was habe ich für eine Krankheit?"

Die sogenannten Mitochondrien sind Bestandteile jeder Zelle. Man bezeichnet sie als "Kraftwerke" der Zelle. Sie stellen im Rahmen eines recht komplizierten Vorganges Energie für die Tätigkeit der Muskeln zur Verfügung. Bei der Verwertung bzw. dem Abbau der Nährstoffe durch bestimmte Enzyme kann es verschiedenste Störungen geben. Zum Beispiel bei einem Prozess, den man fachlich mitochondriale Atmungskette nennt. Die Folge ist die hier angesprochene Muskelkrankheit, die sich in einer Vielfalt von Symptomen zeigen kann.

Eines davon ist die vom Leser beschriebene Muskelschwäche. Es kann aber auch zu Schmerzen, Herzrhythmusstörungen und Anfällen kommen, die einer Epilepsie ähneln. Ursächliche Behandlung dagegen gibt es leider derzeit wirklich nicht, wenngleich daran geforscht wird. So könnte zum Beispiel einmal eine Gen-Therapie möglich sein.

Die Empfehlung, Q-10 und L-Carnitin zu nehmen, finde ich gut. Ich rate weiters zu Vitamin D und Selen. Auch physiotherapeutische Maßnahmen sind bestimmt hilfreich. Darüber hinaus ist regelmäßiges, angepasstes Training ganz wichtig!

Univ.-Prof. Dr. Norbert Bachl
Institut für Sportwissenschaft Wien.
Informationen:norbert.bachl@univie.ac.at

Darmentzündung
Karoline F.: "Ich leide schon seit 30 Jahren an Colitis ulcerosa und werde derzeit mit Infusionen (,Inflectra‘) behandelt. Ich spreche recht gut darauf an. Für die Darmflora habe ich mir Mutaflor-Kapseln besorgt. Davon hat man mir jedoch im Krankenhaus abgeraten, weil angeblich die Infusionen ohnedies genügen. Soll ich das Präparat nun nehmen oder nicht?"

Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung im Bereich des Dickdarmes. Das Medikament mit dem Handelsnamen Inflectra ist hochwirksam bei Patienten mit schweren Verläufen. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen wird es allerdings nur von Spezialisten verschrieben, wenn der Einsatz mit Sicherheit gerechtfertigt ist. Präparate dieser Gruppe (TNF-alpha-Blocker) hemmen körpereigene Signalstoffe, welche die Entzündungsreaktion steuern. Sie greifen also bereits sehr früh ins Geschehen ein.

Die Gesamtzahl der Bakterien im menschlichen Darm wird auf rund 100 Billionen geschätzt. Obwohl die genaue Ursache der Colitis ulcerosa bis heute noch nicht geklärt ist, weiß man, dass das Zusammenspiel zwischen Darmbakterien und der Körperabwehr eine entscheidende Rolle spielt. Das Medikament mit dem Namen Mutaflor ist ein sogenanntes Probiotikum und enthält bestimmte Bakterien, die im Darm natürlich enthalten sind. Probiotika sind Zubereitungen aus lebenden Bakterien, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. Für dieses Präparat gibt es eine klare Empfehlung bei Colitis ulcerosa. Mit dieser Therapie soll ein Rückfall verhindert werden. Bezüglich der Kombination dieses Arzneimittels mit TNF-alpha-Blockern liegen zwar keine gesicherten Erfahrungen vor, von einem schädlichen Effekt ist jedoch nicht auszugehen.

Auch in Österreich wird an mehreren Universitätskliniken die Wirkung der Stuhltransplantation bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erforscht. Ziel ist die Normalisierung der Darmflora. Möglicherweise ergibt sich dadurch einmal eine bessere Behandlungsmöglichkeit. Derzeit wird mehr auf die Unterdrückung des bei dieser Krankheit überschießenden Immunsystems gesetzt.

OA Dr. Mark Susset
Abteilung für Innere Medizin (Vorstand Prim. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Hoppichler) am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg

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