Canadi geläutert:

“Kenne jetzt Unterschied zwischen Altach & Rapid”

Sport
04.04.2017 17:55

Er formuliert wohl überlegt, wirkt gefasst, souverän, fast staatstragend - man merkt Damir Canadi nicht an, dass das Cup-Spiel Rapids in St. Pölten am Mittwoch für ihn ein schicksalsträchtiges sein könnte. Die Turbulenzen der jüngsten Vergangenheit haben den oftmaligen Grantler reifen und die (medialen) Dimensionen beim Rekordmeister erfassen lassen. "Jetzt kenne ich den Unterschied zwischen Altach und Rapid", sagt er. (Im Video oben Ausschnitte von der Pressekonferenz am Dienstag.)

Vieles ist wie immer bei den Pressekonferenzen des SK Rapid. Ein rhetorisch gewohnt versierter Stefan Schwab sinniert am Podium über die schlechte Frühjahrs-Performance ("Das ist einfach zu wenig, den Fans ist der Unmut nicht zu verdenken"). Sportchef Fredy Bickel will Canadi nicht die Rute ins Fenster stellen ("Ich mache seine Zukunft nicht vom Resultat in St. Pölten abhängig"), ihm aber auch keine Jobgarantie aussprechen ("Das Wort mag ich nicht. Es geht um das Verhältnis von Mannschaft zu Trainer"). Die - diesmal in besonders ausgeprägtem Maß anwesenden - Journalisten hängen gebannt an den Lippen der Protagonisten.

"Wie in einer Ehe"
Damir Canadi gibt sich - wie schon nach dem 1:1 in St. Pölten in der Meisterschaft - geradezu geläutert, reflektierter als gewohnt. Die Länderspielpause habe er nicht nur genützt, um intensive Gespräche mit Sportchef und Präsidium zu führen, sondern auch um über seine eigene mediale Performance nachzudenken. "Natürlich kann man im Nachhinein sagen, dass man das eine oder andere anders formulieren hätte können. Ich habe mir diverse Interviews angeschaut, sie analysiert und festgestellt, dass ich manchmal durchaus emotional reagiert habe." Er habe in gewisse Dinge "hineingestochen - dass das Echo hier in Wien so groß ist, war nicht gleich zu erwarten. Jetzt kenne ich auch den Unterschied zwischen Altach und Rapid. Ich habe als Trainer vielleicht den einen oder anderen Schalter betätigt - das hat einigen nicht geschmeckt. Dann kommt man in diese Konflikte rein. Aber Konflikte gehören dazu, so beginnen Gruppen zu leben. Das ist wie in einer Ehe: Wenn man mit seiner Frau keine Konflikte austrägt, wird man womöglich nicht lange mit ihr zusammen bleiben."

Hier im Video sehen und hören Sie sein Statement auf der Pressekonferenz:

Schaub keine Verletzung gewünscht
Nicht nur die Kommunikation mit den Journalisten verlief in jüngerer Vergangenheit durchaus friktionsbeladen - auch mit Spielern wie Louis Schaub soll es bisweilen deftig zur Sache gegangen sein. "Das möchte ich klarstellen", sagt Canadi: "Ich habe Louis sicher keine Verletzung gewünscht. Ich wollte seine Dribblings thematisieren. Zum Verständnis: Ich liebe seine Eins-gegen-Eins-Situationen. Aber es geht nicht, dass man als Einzelspieler fünf, sechs, sieben Spieler überspielen will. Da ist die Verletzungsgefahr riesig. Es gibt ja schon genug Verletzte." Kein vernünftiger Trainer würde einem Spieler eine Verletzung wünschen. "Manchmal provoziere ich Spieler bewusst, um sie aufmerksamer und besser zu machen. Das steht mir als Trainer auch zu. Aber ich habe Schaub nie zusammengefaltet oder beleidigt - höchstens gekitzelt, um ihn weiterbringen."

Gedanke an Cup-Sieg "völlig unangebracht"
Wie lange Canadi noch Rapid-Trainer bleibt, ist offen. Förderlich wäre eine Niederlage in St. Pölten sicher nicht. Auch weil Sportchef Bickel sich "gar nicht vorstellen kann, was eine Europacup-freie Saison für Rapid bedeuten würde". Aber es mache ebenso keinen Sinn, "jetzt vom Cup-Sieg zu reden. Was wollen wir dieses Wort überhaupt in den Mund nehmen? Das wäre in unserer Situation völlig unangebracht".

Canadi selbst schätzt die Lage vor dem St.-Pölten-Spiel realistisch ein: "Natürlich wollen wir den Cup gewinnen. Aber wir stehen nicht mit der Bestbesetzung auf dem Feld." Zum Beispiel fällt der erkrankte Sonnleitner aus. Für ihn rutscht Manuel Thurnwald in den Kader. "Dazu hat die jüngere Vergangenheit gezeigt, dass wir nicht unbedingt in einer tollen Verfassung sind, nicht die nötigen Punkte geholt haben. Das ist auch fürs Selbstvertrauen nicht förderlich. Trotzdem: Es sind neue 90 Minuten. Und wir wollen das Spiel gewinnen. Darauf fokussieren wir uns."

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(Bild: KMM)



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