Gewalt unter Paaren

Das Frauenhaus ist häufig der letzte Zufluchtsort

Tirol
26.03.2017 17:08

Bedroht, verfolgt, verprügelt, gewürgt, vergewaltigt und entwürdigt das ist nur eine kleine Auswahl an grausamen Taten, die ein Teil der Tiroler Frauen über sich ergehen lassen muss. Zuflucht, Schutz und Hilfe finden sie im Frauenhaus. Derzeit sind dort acht Opfer teilweise auch mit ihren Kindern untergebracht.

"Die Frauen kommen aus ganz Tirol. Und das, was sie alle miteinander verbindet, ist, dass sie psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt erleben mussten", teilt Gabi Plattner, GF des Frauenhauses Tirol, mit. Der Großteil von ihnen wurde vom Ehemann oder dem Ex-Partner attackiert. "Vor allem bei den traditionell geführten Beziehungen ist das Risiko, dass es zu Gewalt gegenüber der Frau kommt, sehr hoch", erklärt Plattner.

"Manche werden mit dem Umbringen bedroht"

Obwohl jede einzelne der acht Frauen den mutigen Schritt gewagt hat, sich aus der Gewaltbeziehung zu lösen, leben einige von ihnen nach wie vor in großer Angst. "Es gibt Klientinnen, die sogar mit dem Umbringen bedroht werden. Daher ist es auch wichtig, die Adresse des Frauenhauses nicht publik zu machen", ergänzt Plattner.

Die älteste Frau war bisher 80 Jahre alt

Mit Gewalt konfrontiert werden Frauen aus sämtlichen Kulturen und in jedem Alter. "Die jüngste Frau, die wir bisher beherbergt hatten, war noch nicht volljährig. Die älteste hingegen war 80 Jahre alt. Nach rund 40 Ehejahren hatte sie beschlossen, sich endlich aus ihrer fatalen Situation zu befreien", verdeutlicht die Expertin. Doch nicht nur die Frauen selbst finden Zuflucht im Haus, sondern auch ihre Kinder. "Einige von ihnen wurden selbst misshandelt, andere hingegen haben die Gewaltausbrüche gegenüber ihrer Mutter gehört oder sogar beobachtet. Sie sind dadurch stark traumatisiert und benötigen Hilfe", schildert die Geschäftsführerin.

Aufenthalt: Maximal 1 Jahr

Und wie sieht das Leben im Frauenhaus aus? "Einige Frauen gehen ihrem Beruf nach und sind lediglich zum Schlafen bei uns. Dann gibt es auch jene Frauen, die unsere Therapiemöglichkeiten nützen. Und wir bieten unter anderem auch Rechtsberatung an", klärt Plattner auf. Bis zu einem Jahr können die Frauen im Haus bleiben. Einige von ihnen schaffen dann den Schritt zurück in die Normalität. Jene Frauen, die auch danach noch große Probleme haben, können in eine betreute Wohngemeinschaft einziehen.

"Es ist niemals zu spät"

"Es ist nie zu spät, sich aus den Fängen eines gewalttätigen Ehemannes zu befreien. Und daher ermutigen wir jede betroffene Frau, das auch zu tun", appelliert Plattner. Die Beratungsstelle befindet sich in der Adamgasse 16 in Innsbruck. Nähere Details und Auskünfte gibt es unter 0512-342112.

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Der Platznot entgegenwirken

Mit Platz für acht Frauen und elf Kinder stößt das Tiroler Frauenhaus schon seit Jahren an seine Grenzen. Der Wunsch nach einer größeren Einrichtung ist bei GF Gabi Plattner somit groß: "In der Politik ist von der Errichtung eines neuen Hauses seit rund 15 Jahren die Rede, doch passiert ist bis heute nichts!"

Bereits seit dem Jahre 1981 gibt es das Frauenhaus in Tirol. Renoviert, umgebaut oder vergrößert wurde es bisher jedoch noch nicht. "Und das, obwohl über die Jahre betrachtet immer mehr Frauen auf unsere Hilfe angewiesen sind", verdeutlicht Platter. Eine brandneue Einrichtung würde sich laut der Geschäftsführerin bezahlt machen: "Wir könnten vielschichtiger arbeiten. Und wir könnten endlich auch Frauen mit Behinderung sowie Frauen mit Haustieren bei uns aufnehmen. Angeblich soll das neue Haus heuer gebaut werden."

"Finanzierungsmodell ist verbesserungswürdig"

Zudem würde es Plattner begrüßen, wenn zukünftig eine bundesländerübergreifende Aufnahme der Frauen möglich wäre. "Frauen, die in Lebensgefahr sind, sollten auch in anderen Bundesländern beherbergt werden können", sagt sie. Und auch das derzeitige Finanzierungsmodell ist in ihren Augen verbesserungswürdig. "Die Häuser sollten finanziell alle so aufgestellt sein, dass sie jede einzelne Frau aufnehmen können und zwar ohne, dass die Frauen einen Selbstbehalt leisten müssen", bringt es Plattner auf den Punkt.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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