Treffen mit Putin

“Moskau wird Le Pen helfen, die Wahl zu gewinnen”

Ausland
24.03.2017 18:31

"Moskau wird Le Pen helfen, die Wahl zu gewinnen": Dieser Titel des kremltreuen TV-Senders LifeNews könnte wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich und mit Blick auf die Vorwürfe einer russischen Manipulation der US-Präsidentenwahl zugunsten von Donald Trump nicht brisanter sein. Zu lesen war der Satz am Freitag anlässlich einer überraschenden Visite der rechten französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen bei Kremlchef Wladimir Putin in Moskau.

Spätestens seit den Vorwürfen einer russischen Einflussnahme auf die US-Präsidentenwahl im Vorjahr fürchten Kritiker, Moskau könne versuchen, der Präsidentenwahl in Frankreich und der Bundestagswahl in Deutschland seinen Stempel aufzudrücken. Eine Sorge, die am Freitag wohl gewachsen sein dürfte, nachdem der regierungstreue TV-Sender LifeNews verkündete: "Moskau wird Le Pen helfen, die Wahl zu gewinnen".

Zu lesen war der brisante Titel sowohl im offiziellen Twitter-Account (rund 850.000 Follower) als auch auf der Website des Senders, der dem Putin-Gefolgsmann Ashot Gabreljanow gehört. Zusammen mit Vater Aram Gabreljanow, der Putin als "Vater der Nation" beschreibt, dominiert Ashot Gabreljanow mit seinem LifeNews-Imperium die Medienlandschaft Russlands. Mit seinen Exklusivgeschichten agiert das Unternehmen oft als verlängerter Arm des Kremls. Gegner Putins werden bloßgestellt, ihre Verfehlungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Die "Bild"-Zeitung spricht in ihrem Bericht über den brisanten Titel zum Treffen Le Pens mit Putin von einem versehentlichen "Offenbarungseid". Den Verantwortlichen bei LifeNews dürfte jedenfalls rasch klar geworden bzw. klar gemacht worden sein, wie der Satz im Westen gedeutet werden könnte. Laut "Bild" wurden daraufhin der Tweet binnen weniger Minuten gelöscht und der Titel des entsprechenden Artikels der Website umgehend durch einen unverfänglicheren Text ersetzt.

Aus "Moskau wird Le Pen helfen, die Wahl zu gewinnen" wurde auf Lifenews.ru kurzerhand "Le Pen hat Angst vor niemandem". Screenshots des gelöschten Tweets und der Website sind allerdings leicht zu finden, denn im Internet ist bekanntlich nichts jemals wirklich gelöscht.

Im Artikel argumentiert der TV-Sender, dass Europa eine "russlandfeindliche westliche Koalition" sei, aus der Frankreich unter Marine Le Pen ausbrechen könne. Le Pens Besuch bei Putin sei ein mutiger "Schlag ins Gesicht für Brüssel", so die Meinung des Autoren und Politologen Dmitri Rodionow.

Putin: "Wir wollen auf keinen Fall Einfluss nehmen"
Putin selbst wies die Sorgen vor einer russischen Einflussnahme auf Wahlen in Europa am Freitag ausdrücklich zurück. "Wir wollen auf keinen Fall Einfluss auf die Ereignisse nehmen, aber wir haben das Recht, uns mit den Vertretern aller politischen Kräfte des Landes auszutauschen", sagte er. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte zudem, Putin und Le Pen hätten nicht über Finanzhilfen für die Front National gesprochen. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, Le Pens Partei bemühe sich um einen Kredit in Russland.

Le Pen wiederum warb bei dem nicht angekündigten Gespräch mit Putin für einen Austausch von Geheimdienstinformationen im Kampf gegen den Terrorismus. Zuvor hatte die FN-Chefin russische Parlamentarier getroffen und vor dem Dumaausschuss für internationale Angelegenheiten gesprochen.

Die voraussichtlich zwei Runden der französischen Präsidentenwahl finden am 23. April und am 7. Mai statt. Im Wahlkampf verspricht Le Pen ein Referendum über den Verbleib Frankreichs in der EU, die Rückkehr zu einer eigenen Währung und den Austritt aus dem integrierten militärischen Kommando der NATO.

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