"Miliz überrascht"

Experte zweifelt an IS-Urheberschaft des Anschlags

Ausland
24.03.2017 16:05

Zwar hat die Terrormiliz Islamischer Staat den Terroranschlag von London für sich reklamiert, Experten zweifeln aber daran, dass der IS unmittelbar hinter dem blutigen Angriff auf das Herz Londons steckt. Es gebe einige Hinweise darauf, dass zwischen dem Attentäter und der Terrormiliz keine direkte physische Verbindung bestanden habe, sagte Peter Neumann, der Leiter des internationalen Zentrums zur Erforschung von Radikalisierung am Londoner King's College am Freitag.

"Das leitet sich daraus her, dass der Islamische Staat offensichtlich selbst von diesem Anschlag überrascht war", so der Experte am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Neumann sagte, der IS habe zwar den Anschlag für sich reklamiert, aber es gebe IS-Publikationen, die in den vergangenen 24 Stunden veröffentlicht wurden, die die Vorfälle in London noch nicht erwähnen. "Und das bedeutet, dass offensichtlich die Leute in Syrien keine Ahnung hatten, dass er passiert."

Kein Bekennervideo, untypisches Alter
Die Miliz sei zwar bereit gewesen, den Attentäter als "Soldaten des Kalifats" zu beschreiben, "aber offensichtlich wussten nicht alle oder wussten nur wenige im Islamischen Staat - wenn überhaupt -, dass da etwas im Kommen war". Vor allem diese beiden Fakten sorgen für Skepsis unter den Terrorismusforschern: Es gibt nach wie vor kein Bekennervideo, in dem der 52-jährige Khalid Masood seine Tat ankündigen und in gewohnt pathetischer Weise begründen würde. Außerdem ist das recht fortgeschrittene Alter des Mannes doch eher ungewöhnlich für die sogenannten einsamen Wölfe, die dem IS die Treue geschworen haben und im Westen auf eine Gelegenheit warten, zuzuschlagen.

Video: Der IS bekennt sich zum Anschlag in London

Der Attentäter war auf einer Brücke im Zentrum der Stadt mit einem Auto gezielt in Fußgänger gerast. Drei Menschen starben. Anschließend erstach er einen Polizisten vor dem Parlament, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Am Donnerstagabend erlag ein weiteres Opfer seinen schweren Verletzungen. Es handelt sich um einen 75-jährigen Briten.

Neun Verdächtige verhaftet
Bis Freitag hat die britische Polizei insgesamt neun Verdächtige in Gewahrsam genommen. Scotland Yards Anti-Terror-Beauftragter Mark Rowley sprach von zwei "bedeutsamen" Festnahmen in der Nacht. Rowley gab den Geburtsnamen des Angreifers mit Adrian Russell Ajao an und bat die Öffentlichkeit um Informationen zu dem gebürtigen Briten. Die Polizei hatte die Identität des Angreifers am Donnerstag zunächst mit Khalid Masood angegeben. Sie verwies aber darauf, dass er unter einer Reihe von Decknamen bekannt gewesen sei.

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