Nachtarbeit, Jetlag

Unregelmäßiger Lebenswandel begünstigt Diabetes

Wissenschaft
22.03.2017 06:30

Nachtarbeit, ständige Reisen zwischen entfernten Zeitzonen oder ein ausgeprägtes Sozialleben als Nachtschwärmer bleiben nicht ohne Folgen für die Gesundheit: Ein Genfer Forscherteam, das bei Mäusen die innere Uhr von Zellen der Bauchspeicheldrüse unter die Lupe genommen hat, fand heraus, dass Störungen der inneren Uhr das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erhöhen.

Wissenschaftler der Universität und Universitätsspitäler Genf (HUG) haben für ihre Studie die Alpha- und Betazellen, die Glukagon und Insulin produzieren - zwei Hormone, die den Zuckerhaushalt regulieren - untersucht. Dabei entdeckt sie, dass diese Zellen dank ihrer jeweils eigenen inneren Rhythmik den Stoffwechsel des Körpers optimieren, indem sie Aktivitäts- und Ruhephasen sowie Essens- und Fastenzeiten antizipieren. Ein unregelmäßiger Lebenswandel, welcher dieser inneren Uhr quasi einen "Jetlag" verpasst, könnte deshalb Stoffwechselerkrankungen begünstigen, berichten die Experten im Fachblatt "Genes and Development".

Ein Team um Charna Dibner untersuchte beide Zelltypen separat in Mäusen und erstellten umfassende Genaktivitätsprofile über 24 Stunden hinweg, teilte die Universität Genf am Montag mit. Dabei stellten sie überraschenderweise fest, dass die inneren Zyklen der beiden Zelltypen leicht verschieden voneinander sind. Das helfe dabei, die Sekretion von Glukagon und Insulin fein zu regulieren und damit den Blutzucker konstant zu halten.

Zeitliches Profil der Insulinausschüttung durcheinander
Dass ein "Jetlag" der inneren Zell-Uhren Diabetes fördern könnte, unterstrich ein weiteres Experiment mit Mäusen: In Versuchstieren, bei denen die Experten die innere Uhr der Bauchspeicheldrüsenzellen künstlich entfernten, gerieten auch die zeitlichen Profile der Insulin- und Glukagon-Ausschüttung durcheinander. Die Mäuse entwickelten daraufhin Typ-2-Diabetes.

"Abweichungen zwischen diesen inneren Uhren und dem äußeren Tag-Nacht-Rhythmus könnte zu einem allgemeinen Ungleichgewicht des Stoffwechsels führen und würde erklären, warum Personen, die beispielsweise Nachtarbeit leisten, häufiger an Stoffwechselkrankheiten leiden", sagte Studienleiterin Dibner. Auch wenn sie genauso viel schliefen wie alle anderen, den Schlaf tagsüber nachzuholen störe alle ihre biologischen Rhythmen.

Tests an menschlichen Zellen sollen folgen
In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler ihre Theorie auch an menschlichen Zellen testen. "Wenn wir tatsächlich feststellen sollten, dass die zellulären inneren Uhren bei menschlichen Stoffwechselkrankheiten gestört sind, ähnlich wie wir es im Mausmodell beobachtet haben, würden wir gerne Methoden entwickeln, um gestörte innere Uhren wieder zu synchronisieren", sagte Studienautor Volodymyr Petrenko. Auf dieser Basis könnten sich neue Therapiemöglichkeiten ergeben.

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