Biathlon-Interview

Eberhard und Eder: “Das ist schwer zu toppen”

Sport
20.03.2017 11:41

Julian Eberhard und Simon Eder haben diesen Winter im Biathlon-Zirkus für Furore gesorgt: Im Doppel-Interview mit der "Krone" sprechen sie über ihre größten Momente und Gründe für Salzburgs Dominanz im Wintersport.

"Krone":Mit Tagesrang drei für Simon und Gesamtplatz sechs für Julian ging die Saison in Oslo zu Ende. Seid ihr froh?
Julian Eberhard: Ja, schon. Es war eine aufreibende Saison, weil ich doch immer vorne dabei war. Ich habe sie aber gut gelöst.
Simon Eder: Ich bin auch froh. Von meiner Seite war es eine emotionale Saison. Da ich einige Rennen verpasst habe, wären mir aber nach einer Pause zwei weitere Stationen auch egal.

Euer Saison-Highlight?
Eder: Die zwei Medaillen bei der WM in Hochfilzen. Das ist schwer zu toppen, selbst bei Olympia.
Eberhard: Gute Frage. Die Heim-WM war eine Riesensache mit Staffelbronze. Ich habe dort viel gelernt. Persönliches Highlight war aber der Verfolger in Pyeongchang, wo wir zu dritt (mit Eder und Dominik Landertinger, Anm.) Martin Fourcade gejagt haben. Ein lässiges Gefühl!

Worauf seid ihr stolz?
Eberhard: Dass ich meine Stehendserien so durchgezogen habe. Auch dann, wenn es um den Sieg ging.
Eder: Dass ich so zurückgekommen bin. Ich habe selbst nicht daran geglaubt.

Bist du zwischenzeitlich auch mal in Panik geraten?
Eder: Das nicht, aber ich habe es realistisch gesehen. Es ging lange gar nichts, da konnte ich nicht erwarten, dass es plötzlich läuft.

Du wurdest viele Jahre hart kritisiert, Julian. Verspürst du Genugtuung?
Eberhard: Nein, ich mache das ja für mich. Ich habe längere Zeit gebraucht, um hierhin zu kommen. Aber ich bin daran gewachsen.

Was schätzt ihr am jeweils anderen?
Eder: Es ist brutal, was Julian heuer abgerufen hat. Vor so einer Laufkonstanz muss ich den Hut ziehen, mittlerweile ist er auch am Schießstand top. Er hat jahrelang gekämpft, jetzt ist der Groschen gefallen. Wir haben in den letzten Jahren viel erlebt - auch mit Landi -, ziehen das jetzt zu dritt durch. Oftmals gibt es in Teams Leute, die sich nicht leiden können. Das bringt dich aber nicht weiter. Wir haben viel Spaß und pushen uns gegenseitig.

Wie siehst du das, Julian?
Eberhard: Simon ist ein Teamkollege, mit dem ich viel durchgemacht habe. Seine Stärke ist, dass er in Momenten zuschlägt, in denen man nicht mit ihm rechnet. Deshalb sollte man immer mit ihm rechnen. Er ist ein kompletter Biathlet und setzt am Schießstand Maßstäbe. Außerdem hat er immer ein offenes Ohr, haut sich rein, wenn es einem mal nicht so gut geht.

Salzburgs Wintersportler dominierten spartenübergreifend. Woran liegt das?
Eder: Da kommt viel zusammen. Dass Ausnahmekönner wie Kraft oder Hirscher aus Salzburg sind, ist Zufall. In der Breite spiegelt es aber die Nachwuchsarbeit wider. Dazu kommt die ausgezeichnete geografische Lage. Und ohne ehrenamtliche Helfer wäre das nicht möglich. Was sie leisten, ist der Wahnsinn. Bei uns sind es etwa Reini und Andrea Grossegger, die jede Woche mit den Jungen trainieren. Ich war da auch mal dabei, so etwas sollte man nie vergessen.
Eberhard: Auf alle Fälle! Da steckt ein System dahinter, das extrem gut funktioniert. Dazu kommt das private Umfeld. Jeder, der oben steht, hat Leute, die hinter ihm stehen.

Du bist jetzt 34, Simon. Fühlst du dich am Zenit angekommen?
Eder: Schwer zu sagen, es wäre aber ein guter Zenit. Ich wäre auch zufrieden, wenn ich das noch ein paar Jahre abrufen kann. Läuferisch habe ich mich auf alle Fälle nochmal gesteigert - um rund 1,5 Prozent. Diese Konstanz habe ich noch nie abgerufen. Eigentlich habe ich gemerkt, dass es noch nicht der Zenit war. Das gibt mir einen gewaltigen Schub.

Julian, du bist 30 - und so stark wie noch nie?
Eberhard: Auf alle Fälle. Ich habe meine Sachen beieinander. Es ist aber sicher noch eine Steigerung drin, das taugt mir. Ich muss mich auch nicht zufrieden geben und das auskosten, denn ich habe noch Reserven in allen Bereichen.

Wie weit plant ihr für die Zukunft?
Eder: Solange ich merke, dass ich konkurrenzfähig bin und mich die Staffel braucht, mache ich gerne weiter. Ich bin im letzten Drittel oder Viertel meiner Karriere, da steigt die Motivation noch einmal extrem an. Aber: Meinen 40er werde ich zwar auf Ski, jedoch ohne Startnummer feiern.
Eberhard: Ich habe mich noch nicht damit befasst. Das ist ein gutes Zeichen, dass ich noch länger laufen werde.

Euer Wunsch für die Olympia-Saison 2017/18?
Eder: Eine Einzelmedaille ist sicher ein Ziel. Wenn Form und Gesundheit passen, kann ich ein Wörtchen mitreden. Es braucht aber Glück, gute Ski, Topform.
Eberhard: Ich wünsche mir, dass ich fit bin und meine Vorstellungen wie geplant umsetzen kann. Dann schaut es sehr, sehr gut für mich aus.

Christoph Nister, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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