Srebrenica-Vergleich

Erdogan verärgert selbst bosnische Muslime

Ausland
15.03.2017 14:39

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bringt mit seinen verbalen Ausfällen im Streit mit den Niederlanden auch die bosnischen Muslime gegen sich auf. Er fühle sich durch die Äußerungen Erdogans zum Srebrenica-Massaker beleidigt, sagte der frühere Bürgermeister der ostbosnischen Stadt, Camil Durakovic. Der Bosniake wirft Erdogan vor, den Völkermord in Srebrenica zu missbrauchen.

Durakovic betonte, dass Erdogans Vorwürfe gegen die Niederlande auch faktisch nicht korrekt seien. "Wenn man die Tatsachen berücksichtigt, sind alle UNO-Mitglieder gleichermaßen verantwortlich", wies er die Darstellung des türkischen Präsidenten zurück, die niederländischen UNO-Soldaten seien schuld an der Ermordung von 8000 Bosniaken in Srebrenica im Juli 1995. Damals war die UNO-Schutzzone von serbischen Truppen überrannt worden, die unbewaffneten niederländischen Blauhelme überließen den Serben die Stadt kampflos.

Erdogan hatte am Dienstag in Ankara gesagt, die Moral der Niederlande sei durch das Massaker von Srebrenica "gebrochen" worden. "Wie verdorben ihre Natur und ihr Charakter sind, wissen wir daher, dass dort 8000 Bosniaken ermordet wurden", sagte der türkische Präsident. "Niemand soll uns Lektionen in Zivilisation geben. Dieses Volk hat ein reines Gewissen. Aber deren Gewissen ist pechschwarz."

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte warf Erdogan daraufhin eine "widerliche Geschichtsfälschung" vor. "Wir werden uns nicht auf dieses Niveau begeben. Es ist völlig inakzeptabel", sagte Rutte, der am Wochenende zwei türkischen Ministern Auftritte in seinem Land mit Einreiseverboten unterbunden hatte, nachdem diese entsprechende Ersuchen ignoriert hatten.

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