Bogdan Roscic

Plagiatsvorwurf gegen designierten Staatsopernchef

Österreich
15.03.2017 13:15

Der designierte Staatsoperndirektor und Ex-Ö3-Chef Bogdan Roscic sieht sich mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert! Der Plagiatsexperte Stefan Weber hat bei der Universität Wien Anzeige eingebracht, weil der 52-jährige Roscic bei seiner 1988 eingereichten Dissertation abgeschrieben haben soll.

Seine Dissertation trug den Namen Titel "Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts: zur Gesellschaftstheorie Th. W. Adornos". Der Vorwurf: Roscic soll aus der 1982 erschienen Doktorarbeit von Peter Decker, "Die Methodologie kritischer Sinnsuche. Systembildende Konzeptionen Adornos im Lichte der philosophischen Tradition", Passagen wortident übernommen haben, ohne dies auszuweisen.

Experte: "Fast 1:1 abgeschrieben"
"Es wurden seitenweise Interpretationen von Adorno mitsamt bei Decker in den Fußnoten zitierter Literatur fast 1:1 abgeschrieben. Herr Roscic erdreistete sich auch noch, im Plagiat häufig die Ich-Form von Decker mit abzuschreiben oder selbst zu verwenden. Ich habe selten ein deutlicheres Plagiat gesehen", so Weber in einem Schreiben.

Video: Ex-Ö3-Chef Bogdan Roscic wird Staatsoperndirektor

Mit den Vorhaltungen konfrontiert, bestätigte Roscic, der sein Amt in der Staatsoper als Nachfolger von Dominique Meyer 2020 antreten wird , den Sachverhalt: "Ich kenne seit einigen Tagen den Vorwurf der fehlenden Zitierung einer Arbeit von Peter Decker in der Einleitung meiner Dissertation von 1988." Dabei zollte er dem genannten Kollegen Respekt: "Herrn Decker habe ich vor 35 Jahren persönlich kennengelernt, mit ihm zu verschiedenen geisteswissenschaftlichen Themen gearbeitet und von ihm das Entscheidende über die Kritische Theorie gelernt. Seine Schrift ist eine der besten Auseinandersetzungen mit Adorno überhaupt."

Roscic: "Einzelheiten kann ich derzeit nicht rekonstruieren"
Zum konkreten Vorwurf betonte Roscic: "Die Einzelheiten der nun monierten Verwendung kann ich, auch wegen der knapp 30 Jahre Abstand, derzeit nicht rekonstruieren. Ich bin mit der Universität Wien hierzu in Kontakt, sie wird meine Arbeit der entsprechenden Prüfung unterziehen."

Universität Wien prüft den Vorwurf
"Es gibt diese Anzeige", bestätigte Julia Wippersberg, Vizestudienpräses der Uni Wien, verwies ansonsten aber auf die Verschwiegenheitspflicht. Grundsätzlich prüft die Universität nun den Vorwurf, um zu entscheiden, ob ein Verfahren eingeleitet wird. In diesem Falle würde ein externer Gutachter bestellt, der idealerweise aus dem Ausland stammt und den Stand des wissenschaftlichen Arbeitens vor 30 Jahren berücksichtigen kann. Auf Basis dieses Gutachtens entscheidet der Studienpräses dann, ob der Titel aberkannt werden muss oder nicht - wobei auch diese Entscheidung der Verschwiegenheitspflicht unterliegt. Erfahrungsgemäß dauert es bis zu diesem Zeitpunkt allerdings Monate.

Kulturminister will Ergebnis abwarten
Keine voreiligen Schlüsse hinsichtlich der Plagiatsvorwürfe will Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) ziehen. "Ich beantworte grundsätzlich keine Was-wäre-wenn-Fragen", sagte er am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal" in Bezug auf Auswirkungen, die eine mögliche Aberkennung des Titels haben könnte. Er bewege sich "nie im Konjunktiv". Über mögliche Konsequenzen würde er Auskunft geben, "wenn sich das tatsächlich so herausstellen sollte", sagte Drozda, der nun die weitere Prüfung der Dissertation abwarten will.

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