"Krone"-Interview

New Model Army: “Stellen uns stets gegen Normen”

Musik
19.03.2017 17:00

Kaum eine Band tänzelte über die letzten knapp vier Dekaden in so vielen verschiedenen Genres wie die Briten New Model Army. Justin Sullivan und seine wechselnden Mitstreiter entzückten Gothic-, Rock-, Punk-, Pop- und Alternative-Fans, ohne aber an Glaubhaftigkeit zu verlieren. Obwohl gerade diese Vielseitigkeit wohl den großen Mainstream-Erfolg kostete, sind sie nicht zuletzt durch das famose neue Album "Winter" noch immer stark im Geschäft. Vor dem Auftritt im fast ausverkauften Wiener WUK trafen wir uns mit dem 60-jährigen Frontmann Sullivan, um ausführlich über die Bandhistorie, Fuck-Off-Attitüden, die politische Zukunft und einer Pension auf den Bahamas zu reden.

(Bild: kmm)

"Krone": Justin, vor einigen Jahren hast du in einem Interview betont, dass du und deine Bandkollegen rastlose Seelen wären. Ist das so gemeint, dass keine Kunst entstehen kann, wenn der Erschaffer gesättigt ist?
Justin Sullivan: Die Leute brauchen allgemein verschiedene Zugangspunkte - je nachdem, wie ihre Leben gerade verlaufen. Ein viel besseres Zitat hat einmal jemand anderes über uns gesagt. Es lautete: "New Model Army ist hauptsächlich für intelligente Menschen, die sich mit der Musik durch ihre persönliche Dunkelheit wühlen möchten." (lacht)

Ist es immer einfach, nach 37 Jahren noch hungrig zu sein? Sich für neue Songs und weitere Schritte zu motivieren?
Absolut. Du kannst vier Akkorde auf der Gitarre spielen, setzt dich mit jemand anderem in einen Raum, der Schlagzeug spielt, und es fühlt sich großartig an. Nach insgesamt mehr als 40 Jahren, in denen ich in Bands spiele, ist das Gefühl dafür immer noch gleich wundervoll. Wir wollten immer kreativ sein und uns niemals wiederholen. Wir suchten immer nach einem anderen Zugang, das ist in unserem Instinkt verankert. Es gibt viele Punkte einer solchen Karriere, aber am Allerwichtigsten ist uns immer noch, zusammen in einer Band zu spielen.

Die meisten Musiker sehen ihre kreativste Phase am Beginn ihrer Karriere verortet. Dort, wo noch alles frisch, neu und unverbraucht ist.
Das trifft zumindest nicht auf uns zu. Wir sind so kreativ wie nie zuvor - alleine in den letzten vier Jahren haben wir 32 Songs geschrieben und dabei Ideen entwickelt, an die wir zuvor nie dachten. Ein wichtiger Punkt bei uns ist, dass wir einen sehr langsamen, organischen Prozess der Mitgliederwechsel haben. Ungefähr alle zehn Jahre kommt ein Neuer und jeder Neue ändert die komplette Dynamik der Band. Die Grundsätze von New Model Army sind dieselben, aber die Zugangsweise verändert sich. Das ist wichtig, denn ich könnte mir nicht vorstellen, seit 40 Jahren mit denselben Leuten zusammenzuspielen.

Ist New Model Army auch größer und wichtiger als Justin Sullivan, obwohl du das einzige und letzte Gründungsmitglied bist?
Natürlich. Vielleicht könnte die Band so nicht ohne mich existieren, aber eine Band ist immer mehr als ein Originalmitglied. Wir argumentieren, diskutieren und beratschlagen wie eine richtige Band. Ich glaube in diesem Bereich weder an Demokratie, noch an Diktatur. Ich glaube daran, dass die Person, die sich am Stärksten entfalten kann, die anderen mitzieht. Bei uns bin das die meiste Zeit ich, aber ich brauche immer einen starken Partner. Ich arbeite nie als Einzelgänger, selbst bei meinen Soloalben habe ich mich immer mit einem Produzenten beraten. Ich habe viele Ideen, aber die Hälfte davon ist Mist - das muss mir zwischendurch auch jemand sagen können. (lacht) Man braucht eine zweite Perspektive auf die eigene Musik, um sich zu einem großen Ganzen zusammenzufinden. Ganz am Anfang war Stuart Morrow mein wichtigster Partner, dann Robert Heaton und nun seit Längerem mein Drummer Michael Dean. Ich bewundere Drummer, denn ich beherrsche das Instrument nicht. Jede Band steht und fällt mit ihrem Drummer.

Das sehe ich anders - es liegt am Sänger. Bei Guns N' Roses kannst du jede Position auswechseln, aber das Fehlen von Axl Rose würde sofort auffallen.
Möglicherweise. Uns selbst sehe ich aber eben immer als Band und nicht als Hort verschiedener Individuen. Ich sah mich nie als großen Chef in dieser Band. Ich verliere viele Diskussionen und scheitere mit meinen Ideen auch mal. Für mich ist das total okay, warum auch nicht? Wenn jemand einen besseren Einwurf hat, dann seien wir doch bitte alle froh darüber.

Wird es nach knapp vier Dekaden in der Band und dem steigenden Alter nicht auch einfacher, zwischendurch mal das eigene Ego zurückzustellen?
Wenn jemand eine bessere Idee als ich hat, dann ist das für das Gesamtkonstrukt nur wünschenswert. Die Band jetzt gerade ist die beste New Model Army-Version aller Zeiten. Wir arbeiten gemeinschaftlich, ergänzen uns gut und haben alle verschiedene Stärken und Schwächen. Wir haben über die Jahre auch viele Fehler gemacht - im Prinzip jeden Fehler, den du in diesem Geschäft machen kannst, vor allem wirtschaftlich. (lacht) Aber man lernt immer daraus. Manchmal geht etwas daneben, dann wieder gut.

Du bist auch jemand, der Nostalgie hasst, sehr ungern auf die Vergangenheit zurückblickt.
Manchmal müssen wir das. Vor drei Jahren hatten wir etwas spät unser großes 30-Jahre-Jubiläum gefeiert und die Dokumentation "Between Dog And Wolf: The New Model Army Story" gemacht - da wirst du quasi zur Nostalgie gezwungen.

Zu diesem Filmprojekt hast du ein eher gespaltenes Verhältnis...
Zum Glück geht es uns gut damit, weil es nicht unser eigener Film ist. Wir haben Regisseur Matt Reid alle Freiheiten gelassen und uns davon distanziert. Er machte alle Interviews, reiste mit uns und machte daraus den fertigen Film. Als wir ihn das erste Mal gesehen haben, wussten wir, dass es seine Version der Wahrheit der Band ist. Man kann auch keine perfekte Version davon machen, weil einfach zu viele Menschen daran beteiligt waren. Du kannst zudem nicht alle 30 Jahre abdecken, weil du das nie in 90 Minuten unterkriegst. Hätten wir selbst die Verantwortung übernommen, hätten wir intern darüber gestritten - wir wählten also den einfacheren Weg. Er kam auf uns zu und wir ließen ihn einfach tun. Ich glaube, er wollte uns den Leuten vorstellen, die bislang noch gar nichts mit uns zu tun hatten. Das gelang ihm sehr gut, aber es fehlen im Prinzip 20 Jahre der Band und viele wichtige Charaktere, die uns über die Jahre mitgeprägt haben. Er hat es gut geschafft, unsere blutrünstige Attitüde, uns gegen alle Normen zu stellen, gut einzufangen. Egal, was die Leute wollten, wir machten immer das Gegenteil. Fuck You All.

Das ist aber auch ein Geheimnis der Langlebigkeit von New Model Army - ständig gegen den Strom und die Erwartungen zu schwimmen. Trends kommen und gehen, New Model Army aber blieben.
Wir waren immer im Nirgendwo und das ist ein wundervoller Platz, um zu verweilen. In den frühen 90ern waren wir kurz davor, eine große Band zu werden, aber es ging daneben. Wir sind nie Kompromisse eingegangen und spielen auch 2017 noch vor sehr vielen Fans. Wir haben sehr viel richtig gemacht. Das Zweite, was ich an dem Film mag ist, dass er die Musik gut eingesetzt hat. Wir haben ihm alle Instrumentalversionen des Albums "Between Dog And Wolf" gegeben, die ohnehin sehr gut zu Filmmaterial passten. Er benutzte nicht die erwartbaren, hervorstechenden Songs, sondern hat alles sehr gut vermischt und aufgeteilt. Sehr viele Leute wollen immer die alten Songs hören, aber damit haben wir vor Jahren aufgehört. Alle wollen Nostalgietrips in ihre Vergangenheit geliefert kriegen, aber das bieten wir nicht. Natürlich spielen wir hie und da ein paar Klassiker, aber die Leute, die uns auf unserer Reise begleiten, die mögen auch unsere neuen Songs und Alben.

Black Sabbath haben bei ihrer allerletzten Show unlängst in Birmingham ihren langjährigen Ex-Drummer Bill Ward mit nicht einer Zeile erwähnt. Auch New Model Army hatten immer einen gewissen Personalverbrauch…
Ich komme auch mit den Ex-Mitgliedern klar, es gibt kein wirklich böses Blut. Man sieht den einen oder anderen, grüßt sich und redet kurz. Jeder hat seinen Teil für diese Band beigetragen. Mit manchen ist es halt schwieriger zu arbeiten als mit anderen. Manche sind größere Arschlöcher als andere. Ich bin manchmal selbst ein Arschloch, aber das liegt wohl daran, dass wir alle Musiker sind. Ein Freund von mir sagte mal: "Ihr Künstler seid wie ein großer Haufen Scheiße. Normalerweise ist die Scheiße auf einem Feld gleichmäßig verteilt, aber bei euch ist absolut alles in einer Ecke versammelt." (lacht)

Vermisst du manchmal den revolutionären Gedanken des Punk, den ihr selbst in den Frühtagen absorbiert habrehen oder formen will.
Wir haben uns immer einen Dreck für Meinungen von außen geschert, solange wir selbst mit unseren Wegen zufrieden waren. Es gibt keine Agenda in dieser Band. Viele Leute sagen immer, New Model Army wären eine politische Band, aber das stimmt so nicht. Wir schreiben nur mal gerne über Dinge, die in der Welt so passieren. Ich setze mich nicht hin und plane, die Texte fließen einfach so aus mir raus - mal mehr, mal weniger politisch. Über die letzten Jahre haben wir gelernt, richtige Alben zu schreiben. Anfangs ging es mehr um eine Kollektion von Songs, die möglichst gut live funktionieren, aber mittlerweile, seit "Between Dog And Wolf", versuchen wir etwas Zusammenhängendes zu erschaffen, was mich sehr stolz macht. Es ist etwas in sich Komplettes, das einfach funktioniert.

Für "Winter" wollten wir letztes Jahr wieder das Gegenteil machen - ein sehr lautes Album, das sehr laut aufgenommen wurde. Jetzt denke ich schon daran, wie das nächste klingen soll. Wir nehmen das Erschaffen von guten Alben viel wichtiger als früher. In den 00er-Jahren haben wir "Carnival", "High" und "Today Is A Good Day" gemacht. Die Alben sind ganz gut geschrieben, aber irgendwie schlecht produziert und fühlen sich unvollständig an. "Carnival" haben wir schlecht aufgenommen, auch wenn die musikalischen Ideen sehr gut sind, weil Michael und ich erstmals intensiv zusammengearbeitet haben. Die letzten Werke haben insgesamt gut gepasst. Bei "Between Dog And Wolf" haben wir selbst produziert, das Album dann aber einem der weltgrößten Mixer, Joe Barresi, zur Verfügung gestellt.

Zum Thema Politik - du hast in vielen Interviews oft betont, dass das Gefühl eines Songs für dich essenziell ist. Politik, die bei euch immer wieder vorkommt, ist auch emotional gesteuert, wird aber per se nicht mit Gefühlen in Verbindung gesetzt. Wie passen diese beiden Welten zusammen?
Viele, die uns als Band folgen, verstehen die Texte nicht mal und das ist für mich auch total okay. Derzeit bin ich sehr stark beeinflusst von Musik, die im Umkreis der Sahara entsteht. Ich habe keine Ahnung, worum es denen geht, aber es erfasst mich trotzdem. Für mich sind die Texte wichtig, aber ich akzeptiere, dass das nicht bei allen so ist. Wir haben zwei Schubladen. In die eine kommen alle musikalischen Ideen. Das können Jam-Session-Ergebnisse sein, Gitarrenmelodien oder Dinge, die wir mit Diktiergeräten aufnehmen. In der zweiten Schublade landen Sachen, über die ich gerne schreiben möchte. Wenn ich etwas sehe, lese oder mir jemand was erzählt, schreibe ich das alles auf einen Notizblock, der immer bei mir ist. Wichtig ist zu warten, bis diese Schubladen voll sind - dann musst du nur mehr ordnen und arbeiten. Du findest schnell einen Drumbeat, der zu einem bestimmten Text passt - es ist wie Puzzlen. Nach einer gewissen Zeit, schreibt sich fast alles von selbst. Gefährlich ist es nur, wenn diese Schubladen leer sind. So haben wir in den 90er-Jahren gearbeitet und das war ein Fehler. Dann sitzt du im Studio und kratzt dir am Kopf, absolut tödlich.

Viele Musiker sagen, man darf als Kreativer nicht über Musik nachdenken, sondern muss sie einfach kreieren. Hast du denselben Zugang?
Nichts geht über den Instinkt und das Gefühl. Ich liebe es, Songs mit Drumbeats zu starten und von dort arbeiten wir uns dann vor. Es ist einfach wahnsinnig befriedigend, wenn verschiedene Musiker etwas zusammen erschaffen können, das vorher nicht da war. Doch Achtung! Du kannst mit fünf Personen in einem Raum Arrangements machen, aber keine kreative Ideen gebären. Dazu brauchst du Ruhe. Auf "Carnival" gibt es den Song "Red Earth". Michael und ich schrieben einmal daran und schauten dabei dauernd auf die Uhr - es war einfach eine unglaubliche Stresssituation. Ich war damals in Südafrika, hatte mir von diesem Land viel aufgeschrieben und wollte das in diesem Song kanalisieren. Wir haben uns dann nach vor gehantelt, ohne einen bestimmten Plan zu haben. Auch so kannst du Songs für ein Album schreiben, aber es ist schwierig.

Ihr habt auf den unterschiedlichsten Festivals gespielt, man konnte euch immer unter Metal-, Punk-, Gothic- oder Alternative-Bands mischen. War das seit jeher ein wichtiger Baustein eurer Langlebigkeit? Ihr seid immerhin die Chamäleons der Rockmusik.
Das Problem war immer, diese Sache zu verkaufen. Speziell im asiatischen Raum brauchen die Leute klare Einteilungen, ansonsten kommt dort keiner zu deinen Konzerten. "Ist es Metal? Nein, dann komme ich nicht." Die Frage war immer, wie wir unsere Musik verkaufen sollten, weil wir nie einfach einzuordnen waren. Ich mag auch dieses Spotify-System nicht. Wenn du diese Band magst, dann magst du bestimmt auch diese. Zu 90 Prozent ist das aber nicht der Fall. Ich mag vielleicht eine Band, aber nicht mehr die andere, die man mir vorstellt. Diesen Algorithmus kann man nicht bei mir anwenden.

Ich finde es lustig, dass ihr eigentlich Spotify wart, bevor es Spotify überhaupt gab - eine Band, die einem, wenn sie will, in wenigen Minuten unterschiedlichste Musikstile liefern kann.
Wenn du unsere Alben auf iTunes suchst, dann findest du sie wahrscheinlich in 23 verschiedenen Genres. (lacht) Damit kann ich aber gut leben.

Kommen wir noch mal zur Politik zurück. Als du die Band 1980 gegründet hast, war die konservative britische Politikern Margaret Thatcher ein wichtiger Teil des gesamten Entstehungsprozesses. Dann waren die Zeiten ruhiger, bis 2008 die Finanzkrise einschlug und letztes Jahr der Brexit kam. Bist du heute wieder so wütend wie in den ganz frühen Tagen?
Ich bin ziemlich verängstigt, wenn ich in die Zukunft sehe. "Winter" haben wir 2015 geschrieben und es ist ein sehr dunkles Album. Wir haben das Album im Februar oder März 2016 beendet und ich wollte es bis zum Release im August nicht mehr hören. Am Tag nach dem Brexit habe ich die Platte aber aufgelegt und wusste, wir haben den Sound des Moments gefunden. 2008 hatten die Menschen durch die Finanzkrise die große und einzigartige Möglichkeit, das System und seine Verfehlungen umzukrempeln. Es hatte nichts funktioniert, also konnte man es fundamental ändern. Nur die Menschen haben es verabsäumt, wir haben nämlich nichts verändert. Wir haben uns eingeredet, dass ohnehin alles wieder gut wird. Jetzt stehen wir da, haben Brexit, Le Pen und Trump. Alle Arten von dunklen Schatten, die uns ummanteln können. Wir haben es verabsäumt 2008 die Weichen zu stellen und jetzt haben wir die populistischen Rechten an der Spitze. Die Idee der 80er-Jahre, das ein freier Markt alle reich machen würde, hat bekanntlich auch nicht funktioniert. Nun sind wir hier, 35 Jahre später, und realisieren, dass die Reichen reicher werden, aber alle anderen ärmer. Alle Versprechungen waren falsch und weil wir das realisieren, laufen wir den rechten Populisten hinterher, weil sie am lautesten auf den Tisch klopfen.

Die Geschichte hat aber schon immer gezeigt, dass mal die liberaleren, mal die konservativeren Kräfte an die Spitze stoßen. Ein ewiges Wellental der politischen Ausrichtungen. Vielleicht sollte man sich daher nicht allzu viele Sorgen machen?
Das stimmt, denn es fließt ohnehin immer alles. Die "Winter"-Tour ist wirklich interessant. Wir haben sie im Herbst 2016 begonnen und es fühlte sich so an, als ob die Menschen Musik brauchen würden. Sie haben sich zusammengefunden, um sich eine schöne Zeit zu machen und das Gegenteil von dem zu feiern, dass die Fucker an den Regierungsspitzen auf uns projizieren. Die Gigs waren einfach emotionaler und kraftvoller als die Touren davor.

Donald Trump agiert als US-Präsident derzeit so unberechenbar, dass viele unentschlossene Wähler in Europa sich wohl noch einmal überlegen, ob sie dem jeweiligen Rechtspopulisten in ihrem Land ihre Stimme geben sollten…
Wir werden sehen. Das ist eine mutige Prognose, die ich nicht teilen würde. Niemand glaubte an den Brexit, aber in dem Moment, als das Referendum fixiert wurde, hatte ich im Blut, dass wir die Edas kann ich dir sagen: Die Linkspolitiker haben die Sorgen der Menschen über Jahre hinweg ignoriert. Das ist ein Problem, dass Politiker dieser Couleur derzeit rundum haben. Gibst du den Menschen also die Möglichkeit, sich zu melden, strecken sie dir den Mittelfinger für deine Ignoranz ins Gesicht und bestrafen dich - so kam es zum Brexit, so kam es zu Trump. Das war ein großes "Fuck Off". 2016 waren alle Wahlen unvorhersehbar und es wundert mich eigentlich immer noch, dass bei euch van der Bellen von den Grünen gewann. Es sind beängstigende, aber interessante Zeiten und ich bin sehr gespannt auf die nächsten Wahlen und Schritte.

Letztes Jahr hast du deinen 60. Geburtstag gefeiert. Ein Alter, in dem viele an die Pension oder einen Urlaub auf unbestimmte Zeit auf den Bahamas denken. Woran denkst Justin Sullivan, wenn er in die Zukunft sieht?
(lacht) Ich denke an das nächste Album. Was soll ich als Pensionist auf den Bahamas? Warum Pension? Ich liebe, was ich tue. Ich mag nicht mal auf den Bahamas wohnen, sondern in einem großen Haus am Meer. Habe ich dafür aber genug Geld? Nein. (lacht) Der bloße Gedanke an die Pension ist für mich absurd. Ich habe mich schon 1984 in Pension gegeben und rund um 1980 hatte ich den letzten Job außerhalb der Musik. Musik ist ja kein Job für mich.

Man sieht es ja auch an Bands wie den Rolling Stones oder AC/DC - niemand von ihnen braucht mehr Geld, es ist genug für zwei weitere Leben und Generationen von Nachkommen da. Dennoch machen sie immer weiter. Eine Künstlerseele ruht wohl nie.
Wir lieben, was wir tun. Ich glaube sogar, je älter du wirst, umso mehr weißt du das zu schätzen und liebst deine Tätigkeit.

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