Werk wird zugesperrt

Linz: Nestle setzt 127 Mitarbeiter vor die Tür

Wirtschaft
07.03.2017 18:10

Nestle will bis März 2018 seinen Produktionsstandort in Linz stilllegen. Das hat das Schweizer Unternehmen am Dienstag angekündigt. 127 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Für sie soll eine Stiftung eingerichtet werden, kündigte Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Michael Strugl an. Nestle begründete die Schließung damit, dass das Werk seit Jahren mit "Nachfrage-und Produktionsrückgängen aufgrund geänderter Konsumtrends" konfrontiert sei. Daher habe man sich zur Stilllegung entschlossen.

An dem 1879 eröffneten Standort wurden zuletzt pro Jahr rund 6000 Tonnen Lebensmittel produziert. Die 127 Personen umfassende Belegschaft wurde am Dienstag informiert. "Es war unsere Intention, schon sehr frühzeitig unsere Absicht zu kommunizieren, damit wir uns die Zeit nehmen können, individuelle Lösungen für unsere Mitarbeiter zu erarbeiten", so Fabrice Favero, Geschäftsführer von Nestle Österreich. Man wolle nun "sozial verträgliche Lösungen" erarbeiten.

Gewerkschaft fordert Sozialplan
Die Gewerkschaft forderte umgehend einen Sozialplan für die betroffenen Arbeitnehmer. "Nestle hat im Jahr 2016 einen Reingewinn von 8,32 Milliarden Euro erwirtschaftet und angekündigt, die Dividende für Aktionäre zu erhöhen", kritisierte PRO-GE-Branchensekretär Gerhard Riess. "Anscheinend erwirtschaftet Nestle seine Profite auf dem Rücken der Arbeitnehmer." Denn gleichzeitig sei im Februar ein Sparprogramm mit einem Volumen von 500 Millionen Schweizer Franken angekündigt worden. Anstatt dass man bei Managergehältern spare, seien die Arbeiter und Arbeiterinnen die Leidtragenden, so Riess.

Auch die Politik reagierte am Dienstag: Strugl lud kurzfristig zu einer Gesprächsrunde in der Causa Nestle, an dem Vertreter des Unternehmens, des Betriebsrats, der Gewerkschaft, des AMS, LHStv. Thomas Stelzer (ÖVP) und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) teilnahmen. "Dabei wurde festgelegt, dass im Rahmen eines Sozialplans für die Belegschaft eine Unternehmensstiftung zur Weiterqualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingerichtet werden soll", so Strugl. Weiters habe das Unternehmen zugesichert, für alle Betroffenen individuelle Lösungen anzubieten.

"Herber Schlag ins Gesicht"
SPÖ-Landesvorsitzende und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer bezeichnete die Schließung angesichts der Arbeitsmarktsituation als "herben Schlag ins Gesicht". Wie die Gewerkschaft kritisierte auch sie, dass Nestle "ein florierender Konzern" sei, aber statt bei Managergehältern lieber bei den Arbeitnehmern sparen würde. "Gesellschaftliche Verantwortung schaut anders aus."

Der Linzer Vizebürgermeister und Wirtschaftsreferent Bernhard Baier (ÖVP) sprach von einem "schmerzhaften Verlust" für den Standort. "Wichtig ist nun, dass für die Linzer Nestle-Mitarbeiter neue Zukunftsperspektiven geschaffen werden, denn an einem Arbeitsplatz hängen oft ganze Familien", so Baier. Nestle wiederum betonte, der Standort Österreich habe "nach wie vor einen ausgesprochen hohen Stellenwert" für das Unternehmen. Derzeit beschäftige der Konzern, der unter anderem Marken wie Kitkat, Maggi oder Nescafe herstellt, rund 1000 Mitarbeiter an 16 Standorten bundesweit.

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