Weltfrauentag

8. März: Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Österreich
08.03.2017 06:15

Am Internationalen Weltfrauentag stellt die "Krone" einige Pionierinnen und Meilensteine der Frauenbewegung bei uns in Österreich vor: Von der ersten Politikerin im Parlament über die Antibabypille bis hin zur ersten Frauenministerin und zuletzt zur ersten Nationalratspräsidentin. Auch 2017 gibt es noch Herausforderungen.

Es war ein langer und mühsamer Kampf, bis in Österreich 1918 das Wahlrecht für alle Frauen beschlossen wurde. Zuvor war es nur privilegierten Damen erlaubt, am Urnengang teilzunehmen. Erst durch den Einsatz der Frauen während des Ersten Weltkriegs veränderte sich ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Stellung. Ein Jahr später zogen die ersten Politikerinnen in das Parlament ein und mischten die Männerdomäne gehörig auf (siehe auch Chronologie unten).

Mann erfand die Antibabypille
Ein weiterer Meilenstein war die Antibabypille (1962),ihr Erfinder ein Mann. Carl Djerassi bezeichnete sich selbst als "Mutter der Pille".

Im Jahr 1975 wurden zwei weitere Hürden genommen: Von nun an sind die Geschlechter rechtlich gleichgestellt und der Schwangerschaftsabbruch ist bis zum dritten Monat straffrei.

Heute unvorstellbar, damals Realität: Bis in die Achtziger wurden Vergewaltigung und geschlechtliche Nötigung innerhalb der Ehe nicht strafrechtlich verfolgt. Erst mit der Sexualstrafrechtsreform 1989 konnten auch Ehemänner angezeigt werden.

Zeit ihres Lebens setzte sich Johanna Dohnal gegen häusliche Gewalt ein. Die damals als Schimpfwort gebrauchte Bezeichnung "Emanze" war für die Pionierin ein Ehrentitel.

Viel Gegenwind wehte auch Maria Rauch-Kallat 2005 entgegen. Die damalige Frauenministerin warb für eine geschlechtsneutrale Bundeshymne. Seit 1. Jänner 2012 gilt die neue Version "Heimat großer Töchter und Söhne", die bis heute die Öffentlichkeit entzweit.

Unterstützung bekam sie von Barbara Prammer. Die Oberösterreicherin wurde 2006 zur ersten Nationalratspräsidentin gewählt. Bis zu ihrem Tod hat sie sich für Lohngleichheit eingesetzt.

Offene Baustellen im Jahr 2017
Die alte Forderung ist auch 2017 aktuell wie nie zuvor. Auf die Neo-Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner warten aber viele weitere Baustellen. Noch immer sind nur 23 Prozent der Führungskräfte in Unternehmen weiblich. Österreich liegt damit auf viertletzter Stelle unter den 28 EU-Staaten.

Jede zweite Frau arbeitet Teilzeit. Ein Grund dafür liegt im mangelnden Angebot für Kinderbetreuung. Und: Im Alltag und Beruf müssen sich Frauen auch 2017 mit sexistischen Bemerkungen herumschlagen.

Geschichte ist weiblich

  • Der lange Weg zum Frauenwahlrecht: Erstmals durften Frauen 1869 im US-Bundesstaat Wyoming wählen. Finnland war in Europa Vorreiter (1906). In Kuwait darf die weibliche Bevölkerung erst seit 2005 zu den Urnen schreiten.
  • Die Amerikanerin Josephine Cochran gilt als Erfinderin der ersten Spülmaschine (1886).
  • Zenzi Hölzl (SPÖ) war von 1948 bis 1958 Bürgermeisterin von Gloggnitz (NÖ) und damit die erste Frau in Österreich, die dieses Amt ausübte.
  • 1957 wurde das Lehrerinnen-Zölibat abgeschafft. Davor durften Lehrerinnen nicht heiraten. Taten sie es dennoch, verloren sie ihre Anstellung in der Schule.
  • Bis 1975 konnte ein Mann seiner Ehefrau verbieten, berufstätig zu sein.
  • In Österreich ist das Po-Grapschen seit 2015 strafbar.

Was ist der Weltfrauentag?
Die Idee zum Weltfrauentag kam aus den USA, wo Frauen beschlossen hatten, einen Kampftag für das Frauenwahlrecht einzuführen. Bereits 1911 feierte er in Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz Premiere. In Österreich-Ungarn gingen sogar 20.000 Frauen auf die Ringstraße und kämpften für ihr Wahlrecht und eine Sozialversicherung. Seit 1921 findet der Internationale Frauentag jährlich am 8. März statt.

1905
Erste österreichische Nobelpreisträgerin: Bertha von Suttner
(1843-1914)
Sie war ihrer Zeit weit voraus und führte ein abenteuerliches Leben: Aus Geldnot wurde Bertha von Suttner Schriftstellerin und für ihren Roman "Die Waffen nieder" zur Botschafterin des Friedens. 1905 wurde ihr als erster Österreicherin der Nobelpreis verliehen - jener für den Frieden. Aber Anfeindungen blieben nicht aus: Kritiker bezeichneten ihr politisches Engagement oft als "unweiblich". Suttner gilt als Pionierin der Frauenbewegung. Jahrelang prägte ihr Gesicht die Tausend-Schilling-Banknote, heute ist ihr Porträt auf der Zwei-Euro-Münze zu finden.

1918
Frauen erhalten in Österreich das allgemeine Wahlrecht.

1919
Erste Frau spricht im Hohen Haus: Adelheid Popp (1869-1939)

Nach Einführung des Wahlrechts für Frauen zogen 1919 erstmals acht weibliche Abgeordnete in das Parlament ein. Darunter Adelheid Popp. Die Wienerin sprach als erste Frau im Hohen Haus. Sie war Mitbegründerin der Arbeiterinnen-Zeitung und Wegbereiterin der Frauenbewegung und für das Frauenwahlrecht. Popp forderte schon damals die Einführung der Karenzzeit für Mütter, die Errichtung von Entbindungsanstalten und die Gleichstellung der Frauen in der Ehe und im Beruf.

1962
Antibabypille auf dem Markt

1975
Die Familienrechtsreform stellt Frauen und Männer rechtlich gleich
.
Der Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat wird entkriminalisiert (Stichwort: Fristenlösung).

1996
"Ganze Männer machen halbe-halbe": Helga Konrad (geboren 1948)

Mit dem Slogan "Ganze Männer machen halbe-halbe" löste die Kurzzeit-Ministerin Helga Konrad 1996 eine heftige Debatte aus. Ziel der Kampagne war es, eine partnerschaftliche Teilung der Versorgungsarbeit durch gesetzliche Maßnahmen im Familien- und Eherecht festzulegen. "Frauenpolitik ist kein Minderheitenthema, Frauenpolitik ist Demokratiepolitik", war das Credo der Steirerin.

2005
Initiative zur geschlechtsneutralen Bundeshymne

Die damalige ÖVP-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat startet ihre Initiative zu einer geschlechtsneutralen Formulierung mit "Heimat großer Töchter und Söhne". Seit 1. Jänner 2012 gilt die neue Hymne in Österreich.

2006
Erste Frau an der Spitze des Nationalrats: Barbara Prammer (1954-2014)

Die Oberösterreicherin Barbara Prammer wurde 2006 als erste Frau an die Spitze des Nationalrats gewählt. Die Vollblutpolitikerin kämpfte von früh an um die Rechte der Frauen und um deren Qualifikation. Sie pochte auf die Umsetzung der 40-Prozent-Quote in der SPÖ und forcierte den Kinderbetreuungsausbau. Während ihrer Amtszeit als Frauenministerin wurde 1997 das Gewaltschutzgesetz verabschiedet.

Kathi Pirker, Isabella Kubicek und Patrick Warger (Grafik), Kronen Zeitung/krone.at

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