"Krone"-Interview

Ed Sheeran: Britischer Popstar mit Bodenhaftung

Musik
01.03.2017 12:07

Der Brite Ed Sheeran ist derzeit nicht nur der begehrteste Songwriter der Welt, sondern schlägt mit seinen Songs "Shape Of You" und "Castle On The Hill" sämtliche Streaming-Rekorde. Nach langer Wartezeit erschien nun endlich das dritte Studioalbum "Divide", mit dem der 26-Jährige endgültig in den Olymp des Pop vorgedrungen ist. Wir trafen den sympathischen und bodenständigen Vollblutmusiker in Berlin zum ausführlichen Gespräch über seine Liebe zu Österreich, warum er den Sommer verachtet und weshalb im Glanz und Glamour des Musikgeschäfts nichts anhaben können.

(Bild: kmm)

Mit bloßen Zahlen kann man den britischen Popstar Ed Sheeran schon längst nicht mehr beschreiben. Mit seinen beiden aktuellen Singles "Shape Of You" und "Castle On The Hill" knackte er quasi im Vorbeigehen sämtliche Streaming-Rekorde, nahezu jeder Musiker giert nach Songs des rothaarigen Multitalents und neben all dem ist Sheeran noch immer bodenständig, personifiziert die Rolle des "netten Jungen von nebenan" mit ehrlicher Leichtfüßigkeit. So überraschte er seine österreichischen Fans unlängst auf Instagram - er feierte seinen 26. Geburtstag beim Skifahren mit Schnitzel und Bier. "Ich bin ein großer Fan eurer Kultur", erklärt er schmunzelnd im "Krone"-Interview, "ich mag das Fleisch und das Bier. Beim Skifahren bin ich aber eher schlecht, ich genieße vorwiegend die Landschaft."

Die Welt kennengelernt
Als er 2014 ein ausverkauftes Open-Air-Konzert in der Wiener Arena zum Besten gab, mutierte er mit seinem Zweitwerk "Mutliply" gerade zum Weltstar. Drei Jahre später gehört er zur seltenen Spezies jener Musiker, denen man in Zeiten illegaler Downloads und Gratis-Streamings trotzdem die Rettung einer ganzen Szene zutraut. Doch bevor er sich an die Arbeit zu seinem neuesten Werk "Divide" machte, brauchte der blasse Brite erst einmal eine Auszeit vom Musikbusiness und begab sich für ein gutes halbes Jahr auf Reise. "Ich war in Australien, Neuseeland, auf den Fiji-Inseln und in Island. Am meisten über das Leben gelernt habe ich aber in Ghana. Bei mir daheim in England gibt es das Vorurteil, dass ganz Afrika ein Land ist und man dort nicht hin sollte, doch genau das Gegenteil war der Fall. Es gibt eine blühende Gesellschaft, die Landschaft ist wunderschön und Musik, Essen und Menschen sind hervorragend."

An den anderen Enden der Welt fand Sheeran die Inspiration, um sein stärkstes und vielleicht auch persönlichstes Album zu formen. So ist schon der Opener "Eraser" ein Eingriff in das eigene Leben mit nostalgischer Vergangenheitsrückschau. "Musik, Bier oder gute Freunde helfen dir, über schmerzhafte Situationen hinwegzukommen. Es geht in dem Song vorwiegend darum Trost in den Dingen zu finden, die gut für einen sind. Ich will aber nichts aus meiner Vergangenheit löschen, denn all das Gute und Schlechte haben mich zu dem gemacht, der ich bin." Sheeran war aufgrund seiner geringen Körpergröße, der blassen Haut und seiner roten Haare ein beliebtes Mobbing-Opfer in der Grundschulzeit. Ähnlich wie seine gute Freundin Taylor Swift hat sich das Blatt aber um 180 Grad gewendet. "Nach der Schule blühte ich auf, ich fand mich endlich selbst. Mobbing ist schlimm, passiert unter Kindern aber oft. Wenn du aber selbst eine Karriere startest merkst du schnell, dass die Quäler selbst ein schlechtes Leben führen - am Ende kannst du also gewinnen."

Mit dem Vater zur Profession
Unterstützung erhielt Sheeran schon immer von Familie und Freunden. So ist der Song "Galway Girl" zumindest indirekt von seinem irischen Vater inspiriert. "Er hat mich immer forciert, die Musik auf professionelle Beine zu stellen. Für mich war das anfangs nur ein Hobby. Ich komme aus dem kleinen Kaff Framlingham in Suffolk. Dort kannst du nur doofe Sachen machen wie Gras rauchen, Feuerwerke zünden oder Sachen zerstören. Mein Dad nahm mich aber immer wieder mit nach Manchester zu Konzerten oder zu meinen Großeltern nach Dublin, um irische Songs zu hören. Er zog mich früh genug aus dem Schlammassel raus."

Seiner geliebten, aber unlängst verstorbenen Großmutter widmete Sheeran auf "Divide" den Song "Supermarket Flowers". "Sie war der Grund, warum wir nach Suffolk zogen, ich habe sie quasi jede Woche gesehen. Sie wollte auch, dass ich mit meinem Bruder arbeite, deshalb schrieb ich mit ihm den Song 'Perfect'. Meine Oma war eine tolle Frau."

Workaholic-Romanze
"Perfect" ist übrigens an Sheerans große Liebe Cherry adressiert. "Ihre Reaktion darauf habe ich aber nicht gesehen, denn ich schickte ihr das Demo einfach nach New York. Als wir zusammenkamen lebte sie ein Jahr dort, schlief in einer kleinen Wohnung in Downtown auf einer Matratze und arbeitete von 7 Uhr morgens bis 23 Uhr abends. Danach ging sie oft sogar noch mit mir aus", zeigt sich Sheeran begeistert über die Powerfrau, mit der er - für ihn ganz typisch - schon seit Jugendtagen befreundet ist.

Wie kein Zweiter schafft es Sheeran sich im Rampenlicht zu bewegen, ohne ein Celebrity zu werden, Talent und Erfolg nicht mit Ruhm und medialer Dauerpräsenz zu verwechseln. "Ich denke nicht, dass man mich jemals auf der Titelseite der 'OK!' sehen wird, weil man mir die Exklusivrechte für meine Hochzeitsbilder abkauft. Paparazzi sehe ich nur auf Events, wo sie sowieso anwesend sind. Ich denke, das ist bei mir ähnlich wie bei Adele. Wenn du sie in der U-Bahn treffen würdest, dann müsstest du wahrscheinlich zweimal hinsehen, um sie zu erkennen. Ein richtiger Celebrity würde aus dem Selfieschießen gar nicht mehr rauskommen."

Normales Leben
Dass Sheeran geerdet ist tut er mit dem Song "Castle On The Hill" kund, der sich mit seiner Heimat und dem Heranwachsen beschäftigt. "Ich bin immer noch mit allen Freunden von früher in Kontakt und hänge mit ihnen ab, wenn ich daheim bin. Das Gebiet dort ist so leer, dass ich problemlos mit dem Rad zum Pub fahren kann, um was zu essen und niemandem wird es auffallen. Die Anonymität verliere ich nur in London und allen anderen Städten."

Als Weltstar mit unzähligen Promo- und Tourterminen verspürt der Brite des Öfteren Heimweh. "Ich vermisse vor allem das hausgemachte englische Essen, unser Bier, den Humor und natürlich meine Katzen", lacht er. "Und vor allem den Regen. Alle hassen graues Wetter, ich hingegen liebe es. Ich mag den Sommer nicht gerne, stehe nicht besonders auf Sonnenbrände, sondern ziehe mir lieber eine Jacke an und spaziere durch die grauen Gassen." Und wenn er doch einmal genug davon hat, dann warten bestimmt auch wieder die österreichischen Berge auf den sympathischen und bodenständigen Topstar wider Willen. Da wäre es nur fair, wenn Sheeran mit dem Erfolgsalbum "Divide" im Gepäck auch bald mal wieder bei uns auftreten würde…

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