FC Salzburg

“Sicherlich gut fürs Image”

Salzburg
26.02.2017 21:00

Marco Rose (40) spricht im großen "Krone"-Interview über die Erfolge der Jungbullen in der Youth League und persönliche Zukunftspläne.

Wie fühlt sich die 5:0-Gala gegen PSG mit ein paar Tagen Abstand an?

Ich glaube, dass wir alle das als eine besondere Leistung empfinden. Es ist eine Bestätigung unserer Arbeit. Am Ende des Tages ist Fußball aber schnelllebig. Wir müssen uns jetzt auf den nächsten Gegner vorbereiten.

In der Coachingzone sind Sie emotional, nach dem Spiel in Interviews sehr beherrscht. Warum?

Nach dem ManCity-Spiel war ich nach dem Spiel aufgewühlt. Der Spielverlauf spielt sicher auch eine Rolle. Ansonsten macht es meistens Sinn, schnell runterzufahren. Man könnte ja was Falsches sagen, sich zu Dingen hinreißen lassen, die nicht gut sind.

Gehört auch Kalkül dazu, damit die Mannschaft nur ja nicht den Boden unter den Füßen verliert?

Man kriegt ein Gefühl für eine Mannschaft. Bei dieser habe ich den Eindruck, dass sie in diesem Wettbewerb genau weiß, was sie will. Ich habe nicht das Gefühl, auf die Euphoriebremse treten zu müssen.

Oberbulle Didi Mateschitz war vor Ort - welche Bedeutung hatte seine Anwesenheit?

Wir empfinden es als große Wertschätzung, dass er da ist, sich für unsere Arbeit interessiert. Schön, dass wir ihm dann so ein Spiel bieten konnten.

Gab es nach dem Spiel Kontakt zu ihm?

Nein. Er ließ Glückwünsche ausrichten. Zudem haben wir gehört, dass er sehr zufrieden war. Das passt gut. Wir haben uns gefreut, dass er da war.

War seine Anwesenheit ein Zeichen für die große Bedeutung der Nachwuchsabteilung?

Absolut. Wenn unsere Akademie nicht das Signal gibt, dass man den Nachwuchs wertschätzt, sich berechtigte Hoffnung macht, gute Talente auszubilden, dann weiß ich auch nicht … Wir wissen, dass im Verein sehr viel Wert auf den Nachwuchs gelegt wird. Wir wissen auch, dass wir nicht jedes Jahr so für Furore sorgen können.

Genießt die Youth League auch dahingehend großen Stellenwert, weil die nationale Konkurrenz allein schon monetär nicht mit Salzburg mithalten kann, der internationale Vergleich daher wichtiger ist?

Die Ausbildungsarbeit in Österreich ist sehr gut. Der Vergleich ist für uns aber natürlich extrem wichtig. Jedes Spiel auf diesem Niveau ist ein Segen. Wir messen uns mit Topteams, sehen, wo wir stehen und hin wollen. Wir vergleichen uns mit Nationalspielern anderer Länder. Wir spielen ja auch internationale Turniere und wissen um die Wichtigkeit dieser Spiele.

Welche Bedeutung haben die Erfolge aus Imagegründen?

Am Ende des Tages bildet sich jeder seine Meinung. Besonders über uns.

Kritiker wird es immer geben, der allgemeine Tenor ist aber sehr positiv.

Das habe ich auch so wahrgenommen. Daher ist es sicherlich für unser Image eine gute Sache. Ich nehme wahr, dass viele das auf den gesamt-österreichischen Fußball ummünzen. Das finde ich gut.

Der profitiert ja auch von der Nachwuchsarbeit in Salzburg, spielen doch längst Talente auch in anderen Vereinen.

Die Jungs werden hier gut ausgebildet. Leider kann es nicht jeder bei uns schaffen, also bilden wir sie auch grundsätzlich aus - für alle Aufgaben, die kommen. Davon profitieren andere Bundesligavereine. Es ist aber auch wichtig zu sagen, dass generell in Österreich viele gute Trainer im Nachwuchs arbeiten. Trotzdem finde ich es gut, dass wir so aufzeigen.

Wie wichtig ist der Erfolgslauf auch dahingehend, dass man in Zukunft namhaftere Klubs im Werben um internationale Toptalente aussticht?

Das ist natürlich ein klasse Signal für viele Talente in Europa. Unsere Argumente verbessert das im einen oder anderen Gespräch.

Laut Papierform waren Manchester City und Paris St. Germain über Ihr Team zu stellen. Waren Sie von der Art und Weise, wie es gespielt hat, überrascht?

Wir wussten vor dem City-Spiel um unsere Chance, hatten das Gefühl, eine richtige gute Mannschaft zu haben. Zwei solche Spiele zu machen, auf diesem Niveau, war nicht überraschend, aber beeindruckend.

Was beeindruckt Sie an Ihrer Mannschaft am meisten?

Ihre mentale Stabilität. Sie wissen, dass sie gut sind, aber auch, dass viel Arbeit dazu gehört. Sie sind bereit, am Platz hart zu arbeiten. Sie haben hohe Qualität in Sachen Aufnahmefähigkeit, was Umsetzung der Taktik betrifft. Und sie haben außergewöhnliche fußballerische Qualität. Dazu der Zusammenhalt im Team.

Wie groß ist Ihr Vertrauen in die Spieler, dass sie auch den Sprung zum Profi schaffen?

Ganz schwere Prognose. Alle haben Talent, manchmal wird man aber überrascht. Es spielen viele Dinge eine Rolle. Wichtig ist die Mentalität, die Durchsetzungsfähigkeit - neben dem Talent. Man muss hie und da am richtigen Ort sein. Es braucht das nötige Glück, das nötige Vertrauen, den richtigen Trainer.

Im Viertelfinale der Youth League trifft man am 7. März auf Atletico Madrid. Wie bereitet man sich auf die Spanier vor?

Wir haben sie vergangenes Wochenende beobachtet, werden es in dieser Woche wieder tun. Ein Live-Eindruck ist immer gut, dazu haben wir genug Videomaterial. Wir werden den Jungs ein paar gute Tipps mit auf den Weg geben.

Die Spieler schwärmen von der exzellenten Vorbereitung. Wann beginnt diese konkret?

Zwei Tage vor dem Spiel mit dem ersten Training. Am ersten Tag gibt es Gegnervorbereitung und Training, am nächsten Tag noch einmal. Wir entzerren das ein bisschen, damit die Informationszufuhr nicht zu viel auf einmal ist. Am Spieltag gibt’s dann nochmal eine kurze Videositzung zu den Standards.

Oliver Filip hat gemeint, er träumt vom Sieg in der Youth League. Sie auch?

Ich bin so lange dabei - klar hat man Träume! Mit jeder Runde steigt das Verständnis darüber, was man erreichen kann. Es bringt aber nichts, wenn du das nächste Spiel außer Augen verlierst. Daher konzentrieren wir uns alle auf Atletico Madrid.

Erfolg weckt Begehrlichkeiten - das gilt auch für Trainer. Wie sieht Ihre Zukunftsplanung über den Sommer hinaus aus?

Ich fühle mich hier im Moment wohl mit den Jungs. Klar ist aber auch, dass ich mich weiterentwickeln, die nächsten Schritte als Trainer gehen möchte. Das kommt mit der Zeit. Im Moment ist alles gut, alles andere wird sich zeigen.

Was heißt das konkret?

Ich komme aus dem Profifußball, möchte irgendwann gerne dahin zurück. Der zeitliche Rahmen ist dabei erstmal zweitrangig.

Interview: Christoph Nister, Kronen Zeitung

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