Bronze-Interview

“Alte Dame” Kirchi: “Habe Jungen in A… getreten”

Sport
10.02.2017 20:48

Bronze für Michi Kirchgasser in der Kombi! Bei der gemeinsamen Liftfahrt mit Lindsey Vonn vor dem Slalom hatten sie einander als "alte Damen bezeichnet". Zu krone.tv sagte die 31-jährige Kirchgasser nach dem Rennen in St. Moritz: "Aber ich habe gezeigt, dass ich den Jungen ab und zu doch noch in den A... treten kann" (siehe Video oben).

"Diese Medaille wiegt schwerer als alle anderen!" Schon vor dem Auftakt in ihre letzte WM hatte Kirchgasser klar gemacht, dass aufgrund ihrer Gesundheitsprobleme WM-Edelmetall in St. Moritz alles toppen würde. Nun holte die dreifache Team-Weltmeisterin mit Kombi-Bronze auch ihre dritte Einzelmedaille. Einziger Wermutstropfen: Wegen der Knieprobleme "wackelt" ihr Start im Teambewerb. Kirchgasser ist dort mit drei Goldenen und einer Silbermedaille die erfolgreichste Starterin überhaupt und gilt als "Miss Teambewerb".

Kirchgasser: "Ich bin jetzt gefährlich"
"Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe ihn noch gar nicht trainiert. Meine Zwickmühle ist, wenn ich dort starte, kann es sein, dass ich dann eventuell nicht im Riesentorlauf oder Slalom fahren kann", erklärte die Salzburgerin ihr Dilemma. "Das wird eine sehr schwere Entscheidung, weil mir der Bewerb sehr viel wert ist." Vorerst überwog aber die Freude über Kombi-Bronze und die Slalom-Bestzeit. "Jetzt habe ich weniger Druck. Ich habe meine Medaille gemacht und kann jetzt cooler drauflos fahren - und um eine Spur mehr riskieren. Ich bin jetzt gefährlich", sagte Kirchgasser lachend.

Mit 31 Jahren die "Mutter der Kompanie"
Kirchgasser ist mit ihren 31 Jahren und 16 Weltcup-Saisonen die "Mutter der Kompanie" im jungen ÖSV-Damenteam. Allerdings schlägt sich die stets fröhliche und sehr offene Leitfigur seit Jahren mit massiven Knieproblemen herum. Vergangenen Jänner etwa war es so schlimm, dass sie auf den Heimslalom in Flachau verzichten musste. "Es ist kein Spitzensportprädikat, wenn dein Knie explodiert." Es sei ein Moment gewesen, an dem sie daran gedacht hatte, alles hinzuschmeißen, erzählte Kirchgasser nun auch in St. Moritz. Dies hatte sie unter anderem auch mit Ehemann Sebastian und Teamkollegin Anna Veith diskutiert. "Sie haben alle gesagt, dass es legitim ist, wenn ich so denke."

"Ich bin wieder aufgestanden und weitergefahren"
Es habe viele in der Öffentlichkeit nicht bekannte Vorfälle gegeben. "Man muss ja nicht alles breittreten", so Kirchgasser. "Wenn man am Start steht, hat man hundert Prozent zu geben. Es sind viele da oben, bei denen es zwickt." Die WM sei damals jedenfalls echt in Gefahr gewesen. "Aber es wäre unfair gegenüber allen meinen Betreuen gewesen, die sich den Hintern aufreißen. Ich bin also froh, diese weise Entscheidung getroffen zu haben", erzählte die Rennläuferin. "Ich habe wieder mal weitergekämpft. Ich bin wieder aufgestanden, habe meine Ski-Haube, Ski-Krone gerichtet und bin weitergefahren."

Warten im WM-Ziel war wieder einmal "grausig"
Letztlich habe es vor allem drei Tage Geduld gebraucht, um nicht die Emotionen durchgehen zu lassen. Das Ziel, zur WM zu kommen, habe sie dank zahlreicher Behandlungen und täglicher Therapien geschafft. "Ich habe alles gemacht, was helfen kann. Deshalb wiegt diese Medaille um einiges schwerer als die anderen." Sie müsse sich jetzt weiter fokussieren und dürfe nicht übertreiben, dachte Kirchgasser schon bis zu den zwei Weltcup-Kombis unmittelbar nach der WM. "Da geht es auch um die Kugel." Sollte es sich nicht ausgehen, die Saison zu Ende zu fahren, dann sei das eben so. "Das Knie diktiert!"

Das Warten im WM-Ziel sei wieder einmal "grausig" gewesen, gab Kirchgasser zu. Als sowohl die zeitplatzierte Favoritin Ilka Stuhec, als auch die führende Sofia Goggia im Slalom scheiterten, brachen auch bei der Filzmooserin alle Dämme. "Normal bin ich ja eine sehr faire Sportlerin. Aber da habe ich einen echten Luftsprung gemacht", gab sie zu. "Ich hatte schon gefürchtet, es geht sich wieder mal nicht aus, und ich muss mir erneut in den Allerwertesten beißen."

Steckbrief von Michaela KIRCHGASSER (31)
Geboren am: 18. März 1985 in Schwarzach/Salzburg
Wohnort: Filzmoos/Salzburg
Größe/Gewicht: 1,67 m/64 kg
Familienstand: verheiratet
Ski/Schuhe/Bindung: Atomic
Verein: USK Filzmoos
Hobbys: Lesen, Wandern
Homepage: www.kirchi.com
Größte Erfolge:
Olympia: Fünfte Slalom 2006, Sechste Kombination 2006, Teilnahmen 2006, 2010, 2014
WM: Gold Teambewerb 2007, 2013 und 2015, Silber Slalom 2013 und Teambewerb 2011, Bronze Kombination 2015 und 2017
Weltcup: 3 Siege (2 Slalom, 1 Riesentorlauf)
Junioren-WM: Gold Slalom 2004, Silber Kombination 2004, Bronze Riesentorlauf 2005
Europacup: Gesamtsiegerin 2003
WM-Teilnahmen (6): 2007, 2009, 2011, 2013, 2015, 2017

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(Bild: KMM)



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