LR Mayr: "Unsinn!"

U-Bahn soll jetzt schon 2 Milliarden Euro kosten

Salzburg
01.02.2017 07:07

Willi Rehberg: Das ist der Mann, dem die Stadt vertraut und den das Land wohl am liebsten auf den Mond befördern würde. Der 80-Jährige ist ein Herr der Zahlen - und die verheißen für das U-Bahnprojekt durch die Stadt Salzburg nichts Gutes: Von einer stieg Rehbergs Kostenschätzung nun auf fantastische zwei Milliarden.

Wie Rehberg das errechnet hat? "Ganz einfach, unter anderem mit den Unterlagen der Kommunalkreditbank, die mir der Landesbaudirektor freundlicherweise überlassen hat. Daraus geht hervor, dass jetzt auch das Land mit Gesamterrichtungskosten von circa einer Milliarde Euro rechnet. Damit sind die Differenzen zwischen Stadt und Land über die Höhe der Kosten wohl endlich ausgeräumt."

Landesrat Hans Mayr, ein glühender Verfechter des Projektes, hat die Kosten samt Risikozuschlag zunächst auf maximal 750 Millionen Euro geschätzt und will jetzt dazu gar nichts mehr sagen (siehe unten). Rehberg kalkuliert jedenfalls so: Die indexierten (Preissteigerung nach  der Inflation) Gesamtaufwendungen mit Kostenpuffer und Zinsen während der Bauzeit bis zur geplanten Eröffnung im Jahr 2030 kommen auf 1,012 Milliarden Euro. Davon sollen vom Bund 388 Millionen Euro gesponsert werden: "Wir können aber nicht von 50 Prozent ausgehen, da der Bund keine Grundkosten, keine Kellerrechte und auch keine Fahrzeuggarnituren mit bezahlt", sagt Rehberg.

Damit bleiben Stadt und Land (der Aufteilungsschlüssel ist noch nicht festgelegt worden) mit 624 Millionen Euro Beteiligung übrig, die bei einer Bank aufgenommen werden müssen.Dazu bereit erklärt hat sich schon die Kommunalkreditbank, die nach Wunsch des Landes für einen 35 Jahre laufenden Kredit vorsorglich solide  2,5 Prozent Zinsen verlangt. Macht also 281 Millionen Euro, die dazu kommen: "Was das Land nicht erwähnt, sind die jährlichen Zahlungen für die Instandhaltung, die mit 15,8 Millionen Euro beziffert sind. Diese Kostenaufstellung habe ich von den Wiener Linien bekommen, die Vergleichswerte einer Wiener U-Bahnlinie heran gezogen haben. In 35 Jahren komme ich so auf indexierte 570 Millionen Euro, die dazuzurechnen sind. Macht also gesamt 1,475 Milliarden Euro oder 42 Millionen Euro für die Salzburger jährlich", ist sich der Stadtbahnbeauftragte sicher.

200 Millionen Euro pro Kilometer
Doch weil das Geld bekanntlich kein Mascherl hat und Steuergeld alle etwas angeht, sind auch die 388 Millionen Euro des Bundes, die ebenfalls aufgenommen werden müssen und Zinsen abverlangen, mit zu kalkulieren. So kostet das Projekt Stadtregionalbahn mit seinen unterirdischen 3,3 Kilometern durch den tückischen Salzburger Seeton rund zwei Milliarden Euro. Dazu kommt: Eine vom Land Salzburg in Auftrag gegebene Studie prognostiziert, dass die U-Bahn bis Hallein lediglich 5000 Autofahrten pro Tag einsparen würde. Willi Rehberg: "Ich weiß nicht, ob die unten angesetzten 148 Millionen Euro pro Kilometer das ganze Projekt rechtfertigen, aber ich habe das nicht zu entscheiden. Kommt es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten sind wir schon bei 200 Millionen pro Kilometer."

MICHAEL PICHLER, Kronen Zeitung

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